2024-04-25T14:35:39.956Z

Halle
Das Überraschungsteam der Hallen-Gala: Der VfL Herrenberg wurde Vierter  GB-Foto: Photo5
Das Überraschungsteam der Hallen-Gala: Der VfL Herrenberg wurde Vierter GB-Foto: Photo5

Herrenberger Höhenflug bei der Hallen-Gala

Der Bezirksligist ist bester Bezirksverein und schafft sein zweitbestes Resultat aller Zeiten in Sindelfingen

Der VfL Herrenberg ist bei der Sindelfinger Hallen-Gala als Vierter in ungeahnte Höhen aufgestiegen. Das Team war als Vierter nicht nur bestes Team aus dem Bezirk Böblingen/Calw, sondern holte auch das beste Resultat für den VfL bei dem Mammut-Turnier im Glaspalast seit 1993. Damals wurde der VfL Zweiter.

Höhenflug

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Das dachten sich am Sonntagmorgen auch die Verantwortlichen und Spieler des VfL Herrenberg und fuhren schon zeitig in den Sindelfinger Glaspalast zur Endrunde der Hallenfußball-Gala. Die akribische Vorbereitung zahlte sich für das Team um Spielertrainer Michael Sattler aus. Gegen die Spvgg. Holzgerlingen startete der VfL mit einem 0:0 in die Zwischenrunde. Gegen den Verbandsligisten SC Offenburg gelang trotz frühem Rückstand ein souveräner 3:1-Sieg. Für den Herrenberger Coach die Initialzündung für das weitere Turnier. „Wir haben trotz des Rückstandes geduldig weitergespielt und das Spiel gedreht“, war Michael Sattler begeistert.
Noch mehr gefallen hat dem VfL-Trainer die Art und Weise, wie seine Mannschaft das Kreisduell im folgenden Achtelfinale absolvierte. Dank schnellem Spiel und technisch auf hohem Niveau bot Herrenberg dem höherklassigen TV Darmsheim die Stirn. Die beiden Helden waren Torwart Daniel Ulmer, der einen Neunmeter von Darmsheims Steffen Hirth glänzend parierte, und Enes Dogan, der im Gegenzug den 1:0-Siegtreffer markierte. Den Ritterschlag für den Herrenberger Auftritt gab es von Ex-Trainer Siegfried Werner, der auf der Tribüne die Daumen drückte: „Die Jungs machen das überragend.“
Als letzter Kreisverein im Viertelfinale war der VfL im Felde der Verbands-, Ober- und Regionalligisten der krasse Außenseiter. Das dachte sich auch der SGV Freiberg, seines Zeichens Gala-Turniersieger 2009, und nahm das Spiel offensichtlich auf die leichte Schulter. Nevzat Ünal und Nico Köhler bestraften die Überheblichkeit des Oberligisten. Verdientermaßen rückte Herrenberg nach dem 2:0-Sieg in die Vorschlussrunde vor. Der Erfolg wurde nach dem Jubel schnell abgehakt.
Genau dieser Fokus beim Herrenberger Coach und seinen Spielern auf das Sportliche war letztlich der Grund für den erfolgreichen Gala-Auftritt. Zufrieden gaben sich die VfL-Spieler mit dem Halbfinale nämlich auch nicht, im Gegenteil. Den Stuttgarter Kickers II stellte sich der VfL mutig entgegen und verlangte dem Oberligisten in den zwölf Minuten Spielzeit alles ab. Letztlich musste sich die Sattler-Elf aber knapp mit 0:1 geschlagen geben. Trotz des verpassten Finales überwog bei Michael Sattler der Stolz auf seine Mannschaft: „Wenn man so kurz davorsteht, dann will man natürlich auch den letzten Schritt gehen. Aber ich kann mich nicht ernsthaft beschweren, denn wir haben hier im Sindelfinger Glaspalast ein denkwürdiges Turnier abgeliefert.“ Dieses rundete der VfL schließlich im Spiel um Platz drei in würdiger Manier ab. Gegen den Gala-Rekordsieger Karlsruher SC II ließ Herrenberg nie locker und schnupperte trotz zwischenzeitlichem 0:3-Rückstand am Podest. Letztlich musste sich die Sattler-Elf trotz der Treffer von Enes Dogan, Nico Köhler und Nevzat Ünal aufgrund der 3:4-Niederlage mit dem vierten Rang begnügen.

Nur einmal war der VfL Herrenberg bisher weiter gekommen. 1993 wurde das damalige Team um den überragenden Uli Eipper - damals zum besten Spieler des Turniers gewählt - erst im Finale beim 0:1 gegen den Oberligisten SC Pfullendorf gestoppt.

Stammgast

Traditionell als Zuschauer am Finaltag im Glaspalast vor Ort ist Enzo Marchese. Der Kapitän der Stuttgarter Kickers drückte der eigenen Zweiten die Daumen und hatte mit Manuel Fischer, Nick Fennell, Sandrino Braun und Shkemb Miftari gleich noch die halbe Drittligatruppe mit dabei. Ebenfalls im Schlepptau war Marcheses ehemaliger Mitspieler Dirk Prediger – seines Zeichens bester Spieler der Hallen-Gala in 2010 – , der sich inzwischen beim badischen Verbandsligisten 1. CfR Pforzheim verdingt.

Spätes Aus

Viel mehr drin war für die Spvgg. Holzgerlingen. Die Mannschaft von Bernd Gluiber hielt das Ticket für das Viertelfinale schon in den Händen, ließ es sich in der Runde der letzten 16 aber doch noch entreißen. In den Schlusssekunden erzielte der VfB Neckarrems den 2:2-Ausgleich. Im folgenden Neunmeterschießen hatten die Holzgerlinger ihr Pulver verschossen. Thomas Hahn, David Koch und Cai van Cour vergaben allesamt ihre Versuche. „Ein 0:3 wäre leichter zu verkraften“, ärgerte sich Bernd Gluiber. „Am Ende haben wir uns nicht clever angestellt. Anstatt abzusichern, gehen wir vorne drauf. Das ist so schade, weil wir uns nach unserem etwas holprigen Start gesteigert haben und insgesamt ein sehr gutes Turnier gespielt haben.“

Erster Auftritt

Seine Premiere bei der Hallenfußball-Gala feierte der SV Viktoria Aschaffenburg. Am Samstagmorgen erst angereist, tat sich der Bayernligist zu Beginn noch etwas schwer, kam dann aber immer besser ins Rollen. Durch die erste Gruppenphase marschierte das Team von Ex-Profi Slobodan Komljenovic letztlich locker mit vier Siegen. Der ehemalige jugoslawische Nationalspieler fand großen Gefallen am Turnier im Glaspalast – und an der Spielweise seiner Mannschaft. „Meine Spieler haben Spaß, das sieht man“, war Slobodan Komljenovic zufrieden. „Wir haben vergangene Woche unser eigenes Turnier gewonnen und die Jungs sind heiß, auch hier weit zu kommen.“ Die weiße Weste der Aschaffenburger blieb auch nach zwei 5:0-Siegen in der Zwischenrunde gegen den SKV Rutesheim und den FC Wangen unbefleckt. Erst im Achtelfinale kamen die ersten dunklen Wolken auf. Gegen den Freiburger FC rettete sich Aschaffenburg – nach einer Roten Karte in Unterzahl – gerade so ins Neunmeterschießen. Im Viertelfinale und drei Zeitstrafen war aber Schluss für den Turniermitfavoriten. Gegen die Stuttgarter Kickers unterlag der Bayernligist mit 0:2.

Erfolgloser Gastgeber

Die Auftritte des VfL Sindelfingen beim eigenen Turnier waren in den letzten Jahren selten von Erfolg gekrönt. Weder unter Trainer Willi Zimmermann noch unter dessen Nachfolger Thomas Dietsche wusste der VfL im Glaspalast zu überzeugen. Mehr als das Achtelfinale sprang für den aktuellen Landesliga-Spitzenreiter nicht heraus. Rühmliche Ausnahme war der dritte Platz 2006, als die Sindelfinger ihre beste Platzierung überhaupt erreichten. Zwar genießt auch bei Maik Schütt die Feldrunde absolute Priorität, dennoch wollte der seit Saisonbeginn amtierende VfL-Trainer eine erfolgreiche Premiere im Glaspalast feiern. „Beim eigenen Turnier sehe ich uns in der Pflicht, so lange wie möglich dabei zu sein“, formulierte Maik Schütt ehrgeizige Ziele. Dass es nur zum Vorstoß in die Zwischenrunde reichte, war für ihn aber kein Beinbruch: „Wir haben das Böblinger Turnier gewonnen, hier mit dem Sprung in den Finalsonntag unser Soll erfüllt.“ Über Kleinigkeiten regte sich der VfL-Trainer dennoch auf. So unter anderem im ersten Zwischenrundenspiel gegen den TV 89 Zuffenhausen über die fahrige Spielweise seines Teams. „Diese Partie haben wir verschlafen und vergeben darüber hinaus auch noch zwei Neunmeter“, sagte Maik Schütt. Samet Öztürk und Kapitän Daniel Kniesel scheiterten jeweils an Zuffenhausens Schlussmann Angelos Grantsanlis.

Mannschaft des Turniers

Tobias Trautner (Stuttgarter Kickers II): Mit nur vier Gegentoren im gesamten Turnier verdientermaßen als bester Torhüter ausgezeichnet; Muhammed Calhanoglu (Karlsruher SC II): Der kleine Bruder von Leverkusens Bundesligastar Hakan Calhanoglu war Dreh- und Angelpunkt beim Gala-Rekordsieger; Nico Köhler (VfL Herrenberg): Lauffreudig, kampfstark und mit vier wichtigen Toren für den besten Kreisverein; David Spies (1. FC Nürnberg II): Überragende Übersicht, zahlreiche Traumpässe und etliche Torvorlagen; Julian Wießmeier (1. FC Nürnberg II): Nicht nur wegen seiner acht Tore der beste Spieler der 32. Hallenfußball-Gala; Steffen Lauser (Spvgg. Holzgerlingen): Zehn Tore in nur sieben Spielen: Der Ex-Profi vom AC Horsens (Dänemark) brillierte vorne wie hinten.

Aufrufe: 013.1.2015, 11:00 Uhr
Edip Zvizdic, GäuboteAutor