Es war etwa Mitte der zweiten Halbzeit — die Gäste aus Gelsenkirchen führten mit 2:0 —, als man den Eindruck bekommen konnte, dass die Gastgeber nicht mehr an sich glaubten. „Spieler, die sich auf dem Feld zerreißen” hatte Jedrusiak-Jung angekündigt aufzustellen. Die Körpersprache der meisten seiner Schützlinge auf dem Feld — inklusive der Auswechselspieler hinter dem Tor von Niklas Kirhoff — vermittelte einen anderen Eindruck. Schalke hatte selbst ohne großen Vorwärtsdrang kaum Mühe zu erhöhen (70.) — 3:0.
So war der Trainer offenbar der Einzige, der die Chance auf ein Remis gegen den vermeintlich übermächtigen Gegner aus dem Ruhrgebiet witterte. Unermüdlich gab er Kommandos von der Seitenlinie aus, korrigierte und motivierte. Und siehe da: In der 73. Minute platzte der Knoten bei den Siegstädtern. Jan-Luca Westerkamp nutzte gedankenschnell einen Patzer des Schalker Keepers und netzte zum 1:3 ein.
Plötzlich legten die Hennefer den Schalter um, nahmen die Zweikämpfe an, zeigten Aggressivität und Zug zum Tor der Blau-Weißen. Mut und Kampfeswille wurden belohnt; Valentin Jakob Djaiz verkürzte auf 2:3 (79.). Binnen sechs Minuten hatte der FCH so viele Tore erzielt wie zuvor in der gesamten Saison.
Die Königlichen waren irritiert, sortierten sich dann aber neu und zeigten ihre Klasse. Mit einem sehenswerten Distanzschuss über Keeper Kirhoff hinweg zeigten die 04er dem für eine kurze Viertelstunde aufmüpfig agierenden Underdog seine Grenzen auf. Der Hennefer Coach resümierte nach dem Schlusspfiff: „Wir haben uns zu lange versteckt. Nach dem 2:3 haben wir am Punkt geschnuppert. Bei unseren Treffern war auch Glück dabei, aber das haben wir erzwungen, weil wir die Zweikämpfe besser angenommen und nach vorne gespielt haben.”