2024-05-10T08:19:16.237Z

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Foto: privat
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"Habe nicht mit sechs Punkten aus zwei Spielen gerechnet"

Im Interview verrät uns Dustin Paczulla, der neue Trainer der Zweitvertretung des FC Kray, was er mit dem Team gemacht hat, wie die Ziele aussehen und warum er als 22-Jähriger nicht lange gezögert hat, die Aufgabe zu übernehmen

Es ist eine dieser Geschichten, wie sie fast nur der Fußball schreiben kann. Da holt die Zweitvertretung des FC Kray aus den ersten zwölf Spielen der Bezirksliga nur zwei Zähler, fährt teils dicke Packungen dabei ein, und dann kommt ein 22-Jähriger Coach daher und gewinnt gleich seine beiden ersten Spieler als Cheftrainer, darunter auch gegen den Spitzenreiter. Demnach war es an der Zeit, mal ein Gespräch mit Dustin Paczulla zu führen.

Dein neues Team hatte vor Deiner Amtsübernahme aus zwölf Spielen zwei Punkte geholt, Du hat dann zweimal in Folge gewonnen. Was ist da bei Euch passiert? Wie hast Du das Team vorgefunden?

Dustin Paczulla Zuächst möchte ich sagen, dass ich nicht in die Vergangenheit schaue. Zum Zustand der Mannschaft bei meiner Amtsübernahme möchte ich aus Loyalität und Respekt nichts sagen. Ich habe einen Ist-Zustand analysiert und zügig ein Konzept erarbeitet, wie wir in den kommenden Wochen die Schwerpunkte im Training setzen werden. Insbesondere im Passspiel und Torabschluss müssen wir Grundlagen schaffen. Hier konnte ich erste Hebel in Bewegung setzen. Mir war wichtig, dass wir die zwölf Spiele vor meiner Amtszeit abhaken, positiv nach vorne schauen, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Bei meiner Übernahme waren es neun Punkte auf einen Relegationsplatz, nun sind wir nur noch drei Punkte entfernt.

Hattest Du von vorneherein das Gefühl, dass mit der Zweiten des FC Kray mehr möglich sein müsste, oder hattest Du die Befürchtung, Du könntest Dich auf ein Himmelfahrtskommendo einlassen?

Paczulla Als Stefan Blank Chef-Trainer bei der 1. Mannschaft war, gehörte es schon zu meinen Aufgaben, mit dem Unterbau zu kommunizieren. Eine Aufgabe, die ich auch unter Neu-Coach Mo Isiktas fortgeführt habe. Keiner war mit der Situation zufrieden, dass die U23 Spiele in der Meisterschaft mit 0:10 oder 0:6 verliert. Der FC Kray möchte jungen Spielern die Möglichkeit geben, sich mit guten Leistungen in den Oberliga-Kader zu spielen. Ein Konzept, das wir nun nachhaltig verfolgen werden. Zu der Frage, ob ich ein komisches Bauchgefühl hatte: Nach den Gesprächen mit Präsident Günther Oberholz war mir sofort klar, dass ich die Aufgabe übernehme und ich die Chance, in so einer Spielklasse mit 22 Jahren als Chef-Trainer agieren zu dürfen, nutzen muss.

Hast Du die Mannschaft auch stark geredet oder haben sich Deine Ideen überwiegend auf dem Platz abgespielt?

Paczulla Es ist klar, dass nach so einem Saisonverlauf das Selbstvertrauen nicht vorhanden ist, sondern die Jungs aufgebaut werden müssen. Ich habe die Jungs bisher als sehr, sehr ehrgeizig empfunden. Man muss nur eine Linie vorgeben uns sie konsequent umsetzen. Generell arbeite ich viel mit der Psyche, aber auch auf dem Platz habe ich eine Vorstellung von attraktivem Offensivfußball und Umschaltspiel. Diese Ideen konnte ich dem Team schnell einimpfen.

Warst Du selbst überrascht, dass die Ergebnisse so schnell besser geworden sind?

Paczulla Ehrlich gesagt ja, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass wir aus den ersten zwei Spielen sechs Punkte holen. Als ich mit meinem Freund Moritz Kuhn vom SV Sandhausen, meiner alten Wirkungsstätte, über die Situation gesprochen habe, sagte er sofort: Ihr holt einen Dreier zum Auftakt. Zum Glück hatte er recht. Die Erfolge sind für einen Trainer natürlich super, sie liefern Glaubwüridgkeit. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass wir uns vor keinem in der Liga verstecken müssen, sondern einfach klaren Kopf bewahren und von Woche für Woche sehr hart an unserem Ziel Klassenerhalt arbeiten müssen. Wir haben mit unserem Präsidenten Günther Oberholz einen sehr positiv verrückten Typen, er versucht ebenfalls beste Bedingungen für die U23 zu schaffen.


Krays Vorsitzender Günther Oberholz. F: Andre Peters

Am Sonntag geht es für Euch zur SSVg Velbert II. Besteht nach dem Sieg gegen den Spitzenreiter die Gefahr, dass da der eine oder andere jetzt schon etwas erwartet?

Paczulla Im Fußball wird immer erwartet, dass Du lieferst. Das erwarte ich von mir als Coach, aber auch von meinem Team. Wir trainieren mehrfach die Woche, um etwas zu erzielen. Wir wollen unbedingt am Wochenende nachlegen, aber auch Velbert will gewinnen. Wir haben am Wochenende nur die Problematik, dass wir Verletzungen haben, zwei Rot-Sperren etc. Trotzdem gilt es, mit den gegebenen Mitteln das Optimum zu erreichen.

Was glaubst Du, wo Du mit dem Team am Saisonende landen könntest?

Paczulla Es gibt nur ein Ziel: Klassenerhalt. Ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass wir das Ziel gemeinsam erreichen werden. Es werden auch Rückschläge kommen. Hier hoffe ich einfach auf die nötige Ruhe von allen Seiten. Alles was nach dem Ziel Klassenerhalt noch kommen würde, ist eine tolle Geschichte der "U23-Aufholjagd".

Aufrufe: 010.11.2016, 12:01 Uhr
Sascha KöppenAutor