2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke
Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Guntersblumer Catenaccio

SV-Trainer Petkau predigt Defensive und stürmt damit Richtung Tabellenspitze

Guntersblum. Sie heißen nicht Alessandro oder Giovanni, sondern Bastian, Florian oder Jens. Aber was ihr Defensivverhalten angeht, sind die Bezirksliga-Fußballer des SV Guntersblum echte Italiener. Gerade einmal drei Gegentreffer haben die Spieler von Trainer Alexander Petkau in ihren sechs Ligaspielen zugelassen. Das einzige Pflichtspiel, das die Guntersblumer in dieser Saison mit mehr als einem Gegentor absolviert haben, war das Pokalaus in Osthofen, bei dem der SV mit 2:3 unterlag. Es war die einzige Partie, in der der Guntersblumer Catenaccio noch nicht so recht funktionierte.

In der Liga dagegen sammelt das Team um Kapitän Marcus Ritter eifrig Punkte. Nur bei der SG Schornsheim/Undenheim (1:1) verließen die Guntersblumer den Platz nicht als Sieger, in allen anderen Partien ging die Marschroute auf. Und die ist denkbar einfach. Mit einer Fünferkette und drei defensiven Mittelfeldspielern davor verriegeln die Kellerweg-Kicker den eigenen Strafraum, erlauben den Gegnern davor ihre Ballstafetten und üben sich in Geduld. Wohlwissend, dass irgendwann die Chance zum Konter kommt.

In der Bezirksliga haben sich die Guntersblumer mit ihrer einzigartigen Spielweise schon einen richtigen Ruf erarbeitet. ,,Ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen, die mit so vielen und so hohen Bällen agiert hat", wundert sich etwa der Schornsheimer Abteilungsleiter Klaus Hassinger über die unkonventionelle Spielweise. Und für Schmunzeln sorgt bei allen in der Liga das von Petkau aus gegebene Saisonziel: ,,Wir wollen schönen Fußball spielen", hat Trainer Petkau vor der Saison erklärt. Nach einer Spielzeit, in der es für die Mannschaft lange Zeit gegen den Abstieg ging. Und er steht dazu. ,,Erfolgreicher Fußball ist schöner Fußball", definiert er seinen Schönheitsbegriff. Dass das die Gegner, die sich bislang am Guntersblumer Abwehrbollwerk die Zähne ausgebissen haben, ein wenig anders sehen könnte, ficht ihn nicht an. Denn auch seine Gegner müssen zugeben, dass der Überraschungs-Tabellenzweite sein System perfektioniert hat. ,,Die haben das hier sehr clever gespielt", lobte auch der Gau-Odernheimer Trainer Sascha Groß nach der 0:2-Pleite seiner Mannschaft gegen die Petkau-Elf. ,,So tief, wie die sich aufgestellt haben, fällt es unendlich schwer, sich Möglichkeiten zu erarbeiten.

Die Guntersblumer nur auf ihre Defensivkünste zu reduzieren, würde dem SV aber nicht gerecht. Immerhin haben sie im Schnitt auch zwei Tore pro Spiel erzielt und damit gute Gegenargumente geschaffen, wenn von destruktiver Spielweise die Rede ist. Streng genommen ist es auch nicht alleine die defensive Grundordnung, die gegen die Guntersblumer das Toreschießen so schwer macht. Es ist vielmehr die unendliche Geduld, mit der die Spieler verschieben und die Räume eng machen. ,,Verteidigen macht nicht immer Bock, aber die Jungs machen das gut", lobt Petkau seine Spieler, die derzeit als Team wirklich hervorragend funktionieren. Und das nicht nur als italienisch anmutende Catenaccio-Künstler.



Aufrufe: 015.9.2015, 10:00 Uhr
Carsten DietelAutor