2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview

Gino Lettieri Teil 1: "Bayreuther Fans grandios!"

Die FuPaner Sven Selch und Uwe Selch trafen sich mit der Familie Lettieri beim Lieblings-Italiener in Bayreuth (Pizzeria "Al Vicolo?") und durften die nette Fußballerfamily interviewen +++ Teil 2 des Lettieri-Interviews wird nächste Woche veröffentlicht +++

Gino Lettieri wurde am 23.Dezember 1966 in Zürich geboren. Er wuchs in München auf. Fußballerisch setzte er sich in der Jugend beim TSV 1860 München durch. Mit 17 Jahren wurde er durch einen Unfall sehr schwer am Knie verletzt. Die Genesung dauerte zweieinhalb Jahre. Doch dem belastenden Profialltag konnte das verletzte Knie nicht standhalten. Die Profitrainerkarriere startete Lettieri als Co-Trainer bei den Amateuren des TSV 1860 München. Danach folgten Stationen als Cheftrainer bei der SpVgg Bayern Hof, dem FC Augsburg, dem Bonner SC, der SpVgg Bayreuth, dem SV Darmstadt, der SpVgg Weiden und zum Schluss beim SV Wehen Wiesbaden. Er ist mit seinen Teams dreimal in die Regionalliga aufgestiegen.

Es wäre sogar ein viertes Mal möglich gewesen - und zwar mit der SpVgg Bayern Hof. Die Hofer hatten damals jedoch keinen Lizenzantrag beim Verband für die Regionalliga eingereicht. Sein größter Traum ist es, in Oberfranken einen Verein in den Profibereich (Bundesliga bis 3.Liga) zu führen. „In fast jedem Bundesland gibt es eine Bundesligamannschaft oder einen Zweitligaverein. Nur in Oberfranken nicht. Hier gibt es nur die SpVgg Bayern Hof und Eintracht Bamberg, die in der Regionalliga spielen. Aber leider ist kein Club dabei, der im Profibereich tätig ist. Ein großes Problem ist das Sponsoring in Oberfranken. Sehr wenige große Firmen sind bereit, höhere Werbegelder in einen Verein zu investieren. Auch die Unterstützung der Städte der jeweiligen Vereine könnte großzügiger sein“, so der Fußballexperte Lettieri.

Sie wohnen derzeit mit ihrer Familie in Bayreuth? Warum ausgerechnet dort?

Gino Lettieri: Da gibt es eigentlich zwei Gründe. Der erste Grund ist: Es war eine Entscheidung für die Familie, da meine Töchter in den Kindergarten und in die Schule in Bayreuth gehen. Da wir schon länger in Bayreuth wohnten, wollten wir die Kinder nicht aus ihrer vertrauten Umgebung reißen. Der zweite Grund ist, dass meine Frau aus dieser Gegend stammt und die Schwiegereltern in Hof wohnen. Deswegen haben wir uns für eine feste Bleibe in Bayreuth entschieden.

Sie hatten eine große Profikarriere als Spieler vor sich, doch dann kam der Schicksalschlag: Der Unfall mit 17 Jahren. Grübeln sie oft, wie ihre Karriere ohne den Unfall ausgesehen hätte?

Gino Lettieri: Leider ja. Ich hätte schon gerne gewusst, wie weit ich gekommen wäre. Ich merke es heute als Trainer, dass der Unfall nicht nur meine Spielerkarriere kaputt gemacht hat, sondern auch ein Nachteil für meine Trainerkarriere ist. Ich bin überzeugt: Wenn ich Profispieler gewesen wäre, hätten sich vermutlich mehrere Türen im Profitrainergeschäft für mich geöffnet. Man merkt es auch im Ausland. Wenn man sich irgendwo bewirbt, ist die erste Frage: Haben sie schon Bundesliga gespielt? Wenn diese Frage mit "Nein" beantwortet wird, dann kommt meistens die Absage und es heißt: Dass können wir so nicht verkaufen. Auch die persönlichen Beziehungen im Profibereich sind andere. Man lernt auf diese Art viele Spieler, Trainer oder Sportdirektoren kennen und kann diese Kontakte später im Trainerbereich nutzen. Diesen Vorteil habe ich leider nicht. Ich hab mir in meiner Trainerkarriere alles selbst mit meinen Erfolgen von Verein zu Verein aufgebaut.

Die längsten Trainerstationen waren mit jeweils 3 Jahren die SpVgg Bayern Hof, die SpVgg Bayreuth und die SpVgg Weiden. Welche Station war die schönste und warum?

Gino Lettieri: Jede Station hatte ihren eigenen Reiz. Die SpVgg Bayern Hof war meine erste Trainerstation als Cheftrainer. Ich war mit 30 Jahren der jüngste Bayernligatrainer. In Bayreuth waren die eigenen Fans mit Abstand das Schönste. Was sich zwischen Trainer, Spielern und den Fans entwickelt hat, war einmalig. Unsere Fans haben uns bei jedem Auswärtsspiel grandios unterstützt. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Wir hatten ein Punktspiel an einem Freitagabend in Trier. Von Bayreuth bis nach Trier muss man quer durch Deutschland. Trotzdem haben uns zwei volle Fan-Busse begleitet und die Anhänger haben uns bei Eintracht Trier sensationell unterstützt. In meiner ganzen Trainerzeit bei der SpVgg Bayreuth gab es nie ein negatives Wort von den Fans an die Mannschaft oder Kritik an meiner Philosophie. Wir konnten uns in guten, aber auch in schlechten Zeiten immer auf die Unterstützung der Bayreuther Fans verlassen. Deshalb hat es mir sehr viel Spaß gemacht, in Bayreuth zu arbeiten. Dennoch habe ich dann damals bei der SpVgg Weiden unterschrieben, da der ehemalige Vorsitzende Michael Fritsch mit seinem Verein einiges erreichen wollte. Diese Zielsetzung wollte ich in die Tat umsetzen. Dieses Vertrauen wurde mit dem Regionalliga-Aufstieg belohnt. Der absolute Höhepunkt war das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund. In einer Gänsehautatmosphäre mussten wir uns nur 1:3 geschlagen geben.

Derzeit halten Sie sich beim Team ihres damaligen Co-Trainers Janovsky beim SV Poppenreuth fit. Mit den Poppenreuthern stehen sie schon länger in Kontakt. Welche Attribute machen den SVP so besonders?

Gino Lettieri: Ich glaube, dass ganz besondere an diesem Verein ist der Vorsitzende Heri (Heribert Pickert). Ich war schon bei vielen Vereinen tätig, war Co-Trainer in der 2. Liga bei Wacker Burghausen, auch bei Vereinen in der 3. Liga habe ich schon gearbeitet. Ich habe aber noch bei keinem Club gesehen, dass ein Vorsitzender mit soviel Kraft seine Aufgaben bewältigt wie Henri. Zudem spielen die Hilfsbereitschaft des SV Poppenreuth, zu dem ich durch meinen Freund Heri schon seit etwa acht Jahren einen guten Kontakt habe und auch andere positive Faktoren eine wesentliche Rolle. Deswegen haben Milo (Miloslav Janovsky) und ich dem SVP in Notsituationen auch sehr gerne und oft geholfen. Auch meine Familie fühlt sich beim SV Poppenreuth pudelwohl.

Derzeit geht das Gerücht um, dass Sie als Kandidat für den Trainerposten beim Regionalligisten KSV Hessen Kassel gelten. Ist an diesem Gerücht was dran?

Gino Lettieri: Wenn Gerüchte auf den Markt sind, ist meistens was dran (Gino Lettieri lächelnd). Wobei ich aber mit einem anderen Verein derzeit in Gesprächen bin. Diesen Club kann ich aber noch nicht verraten. Es könnte sein, dass noch in der Winterpause eine Entscheidung von mir oder von diesem Verein getroffen wird.

An dieser Stelle eine Frage an Frau Lettieri: Was wünschen Sie sich für ihren Mann für die Zukunft als Profitrainer?

Frau Lettieri: Ich wünsche mir für meinen Mann, dass er endlich einen Verein findet, bei dem seine Arbeit geschätzt wird und der auch in einer schwierigen Phase zu ihm steht. Mit seiner Philosophie und Perfektionurch konnte Gino bereits einige Erfolge realisieren. Ort und Verein spielen hierbei keine Rolle und es muss auch nicht unbedingt in der Nähe von Bayreuth sein, denn ich werde auf jeden Fall mit meinen Töchtern und meinem Mann weiter in Bayreuth wohnen. Gerade für unsere Kinder ist es sehr wichtig, dass sie weiter in ihrer gewohnten Umgebung (Kindergarten ,Schule und Freunde) aufwachsen.

Aufrufe: 010.1.2014, 17:00 Uhr
Sven SelchAutor