Geglückter Strategiewechsel

"Wir wussten, dass es keine leichte Saison für uns wird", schiebt Luderschmid vorweg, der in der vorigen Spielzeit die Rainer Reserve in der Bezirksoberliga betreut hatte und sich zur neuen Saison auf dem Chefsessel der Rainer Bayernliga-Mannschaft wiedergefunden hat. Zunächst lief es nämlich alles andere als erfreulich. Die Kicker aus der Blumenstadt kassierten fünf Niederlagen in den sechs Saison-Auftaktspielen und hielten auch nach dem achten Spieltag noch die rote Laterne in Händen. Die runderneuerten Schwaben liefen Gefahr in den Notizblöcken der Bayernliga-Konkurrenten in die Rubrik "Punktelieferant" zu rutschen. Plötzlich stellte man den selbstauferlegten Jugendstil wieder in Frage. "Vor allem der Weggang von Ex-Profi Marco Löring und Sebastian Fischer, der jetzt beim TSV Aindling eine tolle Runde spielt, hat uns sehr weh getan", weiß Luderschmid, der im bisherigen Saisonverlauf zahlreiche Stammkräfte verletzungsbedingt ersetzen musste.

Luderschmid: "Da musste der Tritt in den Hintern kommen."

Aleksandar Dmitrovic - Innenband- und Kreuzbandriss. Neuzugang Markus Hörmann - Kreuzbandriss in der Vorbereitung. Bruno Carvallo - Bänderriss. Soweit die schlimmsten Diagnosen. Die Liste ließe sich noch mit Namen wie Daniel Schneider, Johannes Müller, oder Bernd Geiß verlängern. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Statistik, die nur Alexander Egen mit allen 22 Saison-Einsätzen ausweist. "Ich musste das Team immer wieder umbauen. Das war nicht einfach. Aber die Jungs haben sich durchgebissen", lobt Tobias Luderschmid. Und der Erfolg stellte sich ein. Der Auswärtssieg beim FC Eintracht Bamberg, dem ersten Dreier in der Fremde nach mehr als einem Kalenderjahr, löste die Psychoblockade beim TSV Rain. "Wir brauchten das Erfolgserlebnis in Bamberg. Jetzt macht es keinen Unterschied mehr, ob wir daheim oder auswärts antreten", analysierte der Coach nach dieser Partie. Jetzt, da der Erfolg sich eingestellt hat und die Mannschaft sich durch einen unnachahmlichen Punkt-Rausch vom letzten auf den sechsten Rang nach oben katapultiert hat, bekräftigt Luderschmid: "Ich habe ehrlich gesagt erwartet, dass unsere Mannschaft langfristig das gleiche Potenzial haben wird wie die Elf der Vorsaison. Die Fieberkurve skizziert den aktuellen Weg nach oben ja ganz deutlich."

Dennoch konnte der Coach einen kleinen Leistungsabfall zum Ende des Spieljahres 2011 feststellen. "Diese Spiele waren nicht mehr so zufriedenstellend wie zur Saisonmitte. Der ein oder andere hat die neue Situation vielleicht etwas zu leicht genommen. Da musste der berühmte Tritt in den Hintern kommen. Denn wir können nur mit 100 Prozent Leistung erfolgreich sein. 80 oder 90 Prozent reichen nicht." Völlig überaschend überwintern die Rainer auf Platz sechs, mit sechs Punkten Vorsprung auf einen Nicht-Direktqualifikationsrang. Plötzlich ist auch die Regionalliga Bayern wieder ein ernstzunehmendes Thema in der Blumenstadt. Nun wird auch der Verein die Weichen für die neue Spielklasse stellen. Die Lizenz will man ersten Einschätzungen zufolge wohl beantragen, zumindest werden die Unterlagen gerade intensiv gesichtet und diskutiert.

In dieser Woche wird sich auch der Stadtrat mit diesem Thema befassen. Hauptsponsor Dehner hat seine Unterstützung bereits signalisiert. Unterstützung erhält Luderschmid ab sofort auch durch den Neuzugang eines Talents. David Englisch (18) kommt aus dem Internat von Dynamo Dresden. Der Linksfuß spielte eineinhalb Jahre in der Dresdner A-Jugend, war zuvor im Nachwuchs des FC Augsburg aktiv und kehrt nun wieder in seine Heimat Schwaben zurück. Englisch kann hinten links in der Viererkette oder auf der linken Außenbahn spielen. Nun hofft man beim TSV Rain noch auf die "Rückkehrer" Aleksandar Dmitrovic, Bruno Carvallo, Daniel Schneider und bald auch auf Markus Hörmann, um noch mehr Qualität im Kader zu haben und sich für die Regionalliga Bayern zu qualifizieren. Überraschen dürfte das nun niemanden mehr.