2024-05-10T08:19:16.237Z

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Foto: Uwe Grün
Foto: Uwe Grün

Führung wechselt im U 19-Derby wie das Aprilwetter

Hoffenheim nach 3 : 2-Sieg gegen den KSC mit Traumstart in die Bundesliga-Saison!

Die Saat geht immer mehr auf, die der Namensgeber mit viel Idealismus und Geld schon vor Jahren gesät hat. Denn das nordbadische U 19-Bundesligaderby im Dietmar-Hopp-Stadion zwischen dem aktuellen Deutschen Meister 1899 Hoffenheim und dem Karlsruher SC bot Juniorenfußball voller Rasse und Klasse.

Schade daher, dass am Samstag mittag nur 300 Zuschauer den Weg auf die Tribüne fanden. Und die sahen die frühe Führung für den angriffslustigen Gastgeber. Einen Laserstrahl-Pass von Patrick Kapp verlängerte Patrick Ochs per Kopf in den Strafraum. Sturmpartner Joshua Mees verlud einen KSC-Verteidiger und eckte cool zum 1 : 0 ein (2.). In der 13. Minute roch es streng nach Foulelfmeter für Hoffenheim. Doch der insgesamt sehr überzeugende Schiedsrichter Jochen Gschewndtner gab Freistoß an der Strafraumgrenze. Kapitän Nicolai Rapp setzte den Standard knapp neben die KSC-Beziehungskiste.

KSC-Trainer Tim Wagner mahnte: „Du hast zuviele Kontakte!“

KSC-Coach Tim Walter war mit seinem Team in der Anfangsphase keineswegs zufrieden und kritisierte seine Spieler für Verhaltensweisen, die im normalen Leben durchaus nützlich sein können: „Du hast zuviele Kontakte“, rief er einem seiner allzu ballverliebten Schützlinge zu. Die KSC-Black Boys erhörten ihren gestrengen Guru an der Seitenlinie, kombinierten nun besser, fanden ihre taktische Leitlinie und eroberten sich resolut die Hoheit im Mittelfeld. Die erste hochprozentige KSC-Chance durch Boubacar Barry konnte TSG-Torwart Dominik Draband noch sicher parieren (20.). Doch zehn Minuten später entschied der auch schusstechnisch begnadete Zehner das gleiche Duell für sich. Sein knallharter Flachmann war für den Hoffenheimer Keeper unhaltbar (30.). Das Hoffenheimer Spiel stockte nun wie der russische Konvoi an der ukrainischen Grenze. Die Konsequenz: Die aufgrund der KSC-Präsenz verdiente Gästeführung. Kapitän Jannik Dehm ging auf dem rechten Flügel ab wie Spiderman Junior und flankte aus vollem Lauf an den Fünfmeterraum. KSC-Mittelstürmer Samir Frank nahm den Ball volley und loggte ihn akrobatisch ins Netzwerk rein (36.).

Hinten manchmal nicht ganz dicht, vorne immer wieder ein Gedicht. Das Hoffenheimer Angreifer-Duo Philipp Ochs und Joshua Mees ist für jede gegnerische Abwehr blondes Gift. Auch wenn der Ausgleich andere Protagonisten hatte. Fünf Minuten vor der Pause griff Nicolas Sessa zum Skalpell und sezierte mit einem Chirurgenpass das KSC-Abwehrgewebe. TSG-Kapitän Nicolai Rapp, auf der Sechs ein potenzieller Einserkandidat, nutzte den so eröffneten Freiraum und vollstreckte mit digitaler Genauigkeit zum 2 : 2-Halbzeitgleichstand ins linke Toreck (40.). Auch der geschmeidige Karlsruher Spielführer Jannik Dehms drückte dem Spiel seiner Mannschaft den Stempel auf. Wunderbar vorausschauend seine weite Kopfballvorlage auf Torschütze Samir Frank, dessen kerniger Abschluss nur knapp über die Querlatte zischte (55.).

Als der resolute KSC sich dezimiert hatte, entschied ein Ochs-Freistoß das Derby

Als echter Brüller auf Hoffenheimer Seite erwies sich einer, der gar nicht auf dem Rasen stand. TSG-Meistertrainer Julian Nagelsmann (29) schrie sich immer wieder die Seele aus dem schlaksigen Leib, um seinen Jungs den Schlendrian im Defensivverhalten aus- und sie zu konzentriertem Umschaltspiel anzutreiben. Denn der KSC blieb gefährlich und deckte immer wieder Ungereimtheiten im Hoffenheimer Verteidigungsministerium auf. Doch dann schwächten die spiel- und laufstarken Mittelbadener sich selber. Nach einem allzu rustikalem Foul und der gelbroten Karte für Verteidiger Pierre Fassnacht musste der KSC-Nachwuchs fast 20 Minuten in Unterzahl agieren – und tat dies ganz unkarnevalistisch mit viel Einsatz, Chuzpe und beinahe mit Erfolg.

Als alle im Stadion mit einem leistungsgerechten Remis rechneten, segelte eine ultraweite Freistoßflanke von U 17-Nationalspieler Philipp Ochs unbehelligt von Freund und Feind im Winkel der Karlsruher Torresidenz (88.). Mit diesem glücklichen Siegtreffer, dem noch weitere Großchancen folgten, krönte der U 17-Nationalspieler, der kämpfte wie ein Samurai, seine Dauerleistung und bescherte seiner Mannschaft einen Traumstart in die Saison 2014/15. Mit sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen grüßt der Deutsche Meister in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest vom Tabellengipfel.

Ein jugendlicher Zuschauer trug ein weißes T-Shirt zur Schau mit den fetten Lettern: „99 Problems“. Mit Verlaub, junger Mann: Solche „Problems“ wie 1899 Hoffenheim hätten wohl die meisten Vereine gern.

Joseph Weisbrod

Die Mannschaften:
TSG 1899 Hoffenheim – Karlsruher SC 3:2 (2:2)

Hoffenheim: Draband – Rapp, Gimber, Kapp, Rossipal (82. Eiben) – Bühler, Öztürk (61. Bruno), Waack (75. Beck), Sessa (68. Teufel) – Mees, Ochs.

Karlsruhe: Niemann – Bader, Arnaoutoglou, Niklas Hoffmann, Fassnacht – Fossi (88. Graidia) – Dehm, Stamer (46. Mehlem), Viventi (61. Macorig) – Frank, Barry.

Tore: 1:0 Mees (2.), 1:1 Barry (30.), 1:2 Frank (36.), 2:2 Rapp (40.), 3.2 Ochs (88.). Zuschauer: 300. Schiedsrichter: Jochen Gschwendtner (Wurmannsquick). Karten: Gelb für Rossipal, Rapp, Sessa, Mees, Teufel / Arnaoutoglou, Macorig, Mehlem; Gelb-Rot für Fassnacht (72. wiederholtes Foulspiel).

Aufrufe: 018.8.2014, 08:23 Uhr
Joseph WeisbrodAutor