2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Christoph Kaiser (v.li.), Alex Deptalla und Johannes Bechmann stehen dem FCE nicht mehr zur Verfügung. F: Waltrapp
Christoph Kaiser (v.li.), Alex Deptalla und Johannes Bechmann stehen dem FCE nicht mehr zur Verfügung. F: Waltrapp

FCE-Zerreißprobe: Identifikationsfiguren gehen

Bechmann, Kaiser und Deptalla verlassen Verein +++ September-Trainerwechsel als Auslöser

Der Kapitän geht von Bord. Mittelfeldspieler Christoph Kaiser hat mit sofortiger Wirkung den Regionalligisten FC Eintracht Bamberg verlassen. Auslöser für seine Entscheidung war, dass er am Dienstag dieser Woche von Trainer Hans-Jürgen Heidenreich als Spielführer abgesetzt wurde. Als Ursache führt Kaiser aber auch den für viele unverständlichen Trainerwechsel Mitte September von Dieter Kurth zu Hans-Jürgen Heidenreich an. Nun haben sich auch Johannes Bechmann und Alexander Deptalla solidarisch erklärt und kehren dem Verein ebenfalls mit sofortiger Wirkung den Rücken. Eine teaminterne, explosive Stimmung ist entstanden. Der Verein wehrt sich indes gegen die Vorwürfe und untermauert gegenüber FuPa die Legitimation des Trainerwechsels mit bisher nicht kommunizierten Gründen.

Paukenschlag in Bamberg. Im Vorfeld der Partie gegen den 1. FC Nürnberg II hat sich Christoph Kaiser, ein waschechter Bamberger und große Identifikationsfigur im Verein, entschlossen von Bord zu gehen und trat damit eine Abwanderungswelle los: "Es war ein schleichender Prozess über Monate hinweg. Auslöser war aber, dass mir die Kapitänsbinde entzogen wurde", begründet Kaiser geknickt, der am Donnerstag schon nicht mehr im Stadion war. "Der Stein kam schon mit dem Trainerwechsel von Dieter Kurth zu Hans-Jürgen Heidenreich ins Rollen. Für mich war diese Entscheidung unverständlich. Die Mannschaft war nicht gegen den Trainer, wie es die Verantwortlichen dargestellt haben. Das habe ich als Kapitän deutlich gesagt. Diese Sache ist auf dem Rücken der Mannschaft ausgetragen worden." FCE-Vereinsvorsitzender Mathias Zeck verteidigt die Entscheidung gegenüber FuPa: "Über derartige Vorwürfe gegen die Vereinsführung muss ich mich doch sehr wundern. Denn gerade diese Spieler sind es ja, die die Mannschaft jetzt im Stich lassen. Wir wollen ja mündige Spieler, die auch mal eine kritische Meinung vertreten. Aber Christoph Kaiser hat dem Trainer Vorwürfe gemacht, die nicht hinnehmbar waren. Beim neuen Trainer haben Spieler wie Bechmann, Deptalla und Kaiser jetzt nicht mehr die Freiheiten, die sie bei dessen Vorgänger Dieter Kurth hatten."

Kurth gewährte Bechmann in der Vorbereitung drei Wochen Sonderurlaub - hinter dem Rücken der Vereinsführung.

Und Zeck führt gegenüber FuPa einen weiteren Grund des für viele unverständlichen Trainerrauswurfs von Dieter Kurth in diesem Zusammenhang an, den er bisher aus Respekt vor allen Beteiligten intern gehalten hatte: "Ein Spieler wie Joe Bechmann, der uns jetzt den Rücken kehrt, bekam hinter dem Rücken der Vereinsführung von Dieter Kurth in der Vorbereitung drei Wochen Sonderurlaub. Das sind Dinge, die aus unserer Sicht nicht akzeptabel waren. Natürlich haben wir Dieter Kurth zu verdanken, dass wir jetzt 27 Punkte auf dem Konto haben. Aber andererseits kann jeder sehen, in welch schlechter konditioneller Verfassung wir uns aktuell befinden." Gleichsam bestätigt Zeck, dass das Verhältnis zwischen Kaiser und Heidenreich nicht so war, wie es zwischen Kapitän und Trainer sein sollte. "Wir waren unterschiedlicher Meinung", ergänzt Kaiser. "Aber der Trainer kann nichts dafür, was vorher war, das muss man sauber trennen." Kaiser will indes weiter Fußball spielen, ein Wechsel in der Winterpause ist denkbar. "Mal abwarten, ob es mit einem Wechsel klappt. Aber im Moment habe ich echt keine Ahnung, wie es weitergeht."

Zeck bekräftigt: »Wir werden kein zweites Ismaning.«

Trainer Hans-Jürgen Heidenreich erklärt die Entscheidung Kaiser das Kapitänsamt zu entziehen so: "Das hatte zwischenmenschliche Gründe. Christoph ist weit übers Ziel hinausgeschossen, das geht nicht. Das konnte ich mir nicht gefallen lassen, daher habe ich ihn als Kapitän abgesetzt und darüber am Dienstag die Mannschaft informiert." Heidenreich sagt aber weiter, dass er die Entscheidung Kaisers nachvollziehen könne: "Er hat sich wohl auf den Schlips getreten gefühlt. Ich muss seine Entscheidung so akzeptieren, da kann ich auch nichts machen." Doch das ist bei weitem nicht das Ende der Konsequenzen daraus. Mit Johannes Bechmann und Alexander Deptalla haben weitere Bamberger Identifikationsfiguren gegenüber der Vereinsführung ihren Rücktritt erklärt. Stürmer Alexander Deptalla hielt sich dazu am Freitagmorgen zwar noch bedeckt, wenngleich der Verein den Abgang des Führungsspielers längst bestätigt hatte: "Ich werde erst am Sonntag an die Öffentlichkeit gehen, bis dahin muss ich noch einige Dinge klären. Daher bitte ich jetzt um Verständnis, das ich mich nicht dazu äußern möchte", so Deptalla. Aber der 29-Jährige ließ schon mal wissen: "Die Stimmung ist negativ, vor allem auch nach der 1:2-Niederlage gegen den Club. In unserer Lage verliert man eben so ein Spiel, ansonsten wäre es wohl unentschieden ausgegangen."





Nun soll beim FC Eintracht Bamberg schnellstmöglich die Trendwende gelingen und die explosive Stimmung mit Blick auf die vier wichtigen, verbleibenden Spiele 2013 gegen Fürth II, Ingolstadt II, Buchbach und Aschaffenburg beigelegt werden. "Erstmal sollen sich die Spieler vorm Spiel gegen Fürth richtig auskotzen. Dafür werden wir - trotz der kürzestmöglichen Auswärtsreise - ab Freitag zusammen in ein Hotel gehen und das Gespräch zu den Spielern suchen, wie auch schon am späten gestrigen Abend geschehen", erklärt Zeck, der sich auch von der Vorgehensweise der abgewanderten Spieler gekränkt zeigt: "Ich darf von einem Spieler schon aus Professionalitätsgründen erwarten, dass Vereinbarungen bzw. Verträge erfüllt werden. Zumindest hätte man sich in der Winterpause konstruktiv besprechen können. Jetzt ist eine Scheißsituation entstanden. Ich glaube aber fest an unsere Mannschaft. Wir werden kein zweites Ismaning", hofft der Vereinsvorsitzende, dessen Team nun gefragt ist. Bei den anstehenden Krisensitzungen und - nicht zuletzt - auf dem Platz.




Aufrufe: 01.11.2013, 12:24 Uhr
S. Ziegert / D. MeierAutor