2024-05-02T16:12:49.858Z

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Torschütze Alexander Winter, Stefan Ketterer und Ralf Schubnell (von links)  bejubeln das 1:0 des FC Neustadt im Derby gegen den FC Löffingen. | Foto: Patrick Seeger
Torschütze Alexander Winter, Stefan Ketterer und Ralf Schubnell (von links) bejubeln das 1:0 des FC Neustadt im Derby gegen den FC Löffingen. | Foto: Patrick Seeger

FC Neustadt siegt im Malocherspiel

Die Blauen ringen Löffingen spielerisch und kämpferisch nieder

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„Beide Mannschaften werden Vollgas geben. Ich tippe auf ein Unentschieden“, sagte Rolf Eckert vor dem Anpfiff des Landesligaderbys im Jahnstadion. Der Rahmen war angemessen: sonnige 24 Grad und mit 500 Zuschauern eine stattliche Kulisse. Es war ein Abnutzungskampf, in dem alle Grundtugenden des Fußballs zum Tragen kamen: Einsatz, Leidenschaft, viel Rennerei, Spielaufbau, schnelles Umschaltspiel, Defensivverhalten, Torabschluss. Beim Vollgas behielt Eckert Recht, beim Ergebnis lag er daneben. Unangenehm wird ihm das nicht sein, er ist der zweite Vorsitzende des FC Neustadt.
„Es war ein Spiel für Malocher“, sagt Neustadts Coach Klaus Gallmann nach den 90 Minuten. Sein Löffinger Trainerkollege Tobias Urban findet: Wir haben hier gut mitgespielt.“ Beide Aussagen kann man bedenkenlos unterschreiben. Trotz allem Kampf, trotz aller Bedeutung und Rivalität – es ist auch ein Spiel mit außergewöhnlichen Momenten: Mitte der ersten Halbzeit sind die Löffinger im Angriff, der Ball geht ins Toraus. Der Schiedsrichter entscheidet auf Eckball. Peter Beha geht zum Mann mit der Pfeife hin und sagt, dass er zuletzt am Ball gewesen sei. „Vor so etwas muss man den Hut ziehen“, sagt Gallmann. In Zeiten, in denen Rüpeleien und Rowdytum auf Fußballplätzen fast alltäglich sind, säen solche Gesten Hoffnung. Die Löffinger hatten ein paar lautstarke Fans mitgebracht und Gallmann fand, dass vieles von dem, was sie ins Spiel reinriefen, „unter der Gürtellinie war“.

Das Spiel auf die beiden Stürmer und Torjäger Benjamin Gaudig (FC Löffingen) und Alexander Winter (FC Neustadt) zu reduzieren, würde den 90 Minuten nicht gerecht werden. Ausnahmespieler sind es dennoch: Gleich nach der Halbzeitpause wird Gaudig in der Spitze angespielt. Er nimmt den Ball mit der Brust mit, schirmt ihn mit seinem imposanten Körper perfekt ab und kaum ist die Lücke da, zieht er ab. Der Ball geht am Neustädter Tor vorbei. Gaudig gehört noch zu dieser immer raren werdenden Spezies der Vollblutstürmer, die nicht bis vor die Torlinie dribbeln und passen, sondern draufhalten, wenn sie eine Lücke sehen. Das ist noch ein echter Neuner. Ein tadelloser Sportsmann obendrein: Alle Entscheidungen gegen sich nimmt er kommentarlos hin: kein Gemoser, kein Gebrüll, keine dummen Sprüche. Chapeau.

Was man im Sturmspiel beim FC Neustadt lange vermisst hat, merkt man erst, wenn man Alexander Winter jetzt wieder spielen sieht. Warum er, der bei den A-Junioren Tore en masse geschossen hatte, einst nach Saig abwanderte, weiß nur der FC Neustadt. Jetzt ist er zurück und trifft wieder für die Blauen. Beim 1:0 (28.) wird er von Stefan Ketterer angespielt, eine Drehung, er hat den Ball auf dem linken Fuß und jagt ihn ins lange Eck. „Ein herrliches Tor“, frohlockt ein alter Mann an der Bande. In der elften Minute hatte Winter die erste Chance des Spiels, verfehlte jedoch das Tor. „Wir haben in den ersten 20 bis 25 Minuten hier gut mitgespielt, aber das 0:1 war wie ein Genickschlag“, sagt Tobias Urban vom FC Löffingen. Fürwahr, die Löffinger hatten vor dem Gegentor eine Standardsituation nach der anderen und man fragte sich, wie viele dieser hohen Bälle straffrei in den Strafraum segeln dürfen, bis sich einer auf den Kopf von Gaudig senkt und von dort ins Tor saust. Dazu kam es aber nicht. „Sie haben sich sehr um ihn gekümmert“, sagt Urban. Er meint die beiden Neustädter Gaudig-Bewacher Niklas Eckert und Christoph Bruhn. Sie sind immer präsent, spielen konzentriert und aggressiv. Sie engen das Wirken des Löffinger Torjägers stark ein.

In der 41. Minute zappelt der Ball wieder im Löffinger Tor, Stefan Ketterer hatte ihn dorthin befördert. Für Gallmann ist es „der schönste Spielzug“, der jedoch unvollendet bleibt. Passgeber Peter Schubnell war im Abseits, der Treffer findet keine Anerkennung. Die Entscheidung in diesem Spiel ist aufgeschoben.

In der 59. Minute verhindert Löffingens Torhüter Dominik Osek bei einem Schuss aus kurzer Entfernung von Peter Schubnell mit einem Reflex das zweite Tor der Blauen. Das gelingt in der 71. Minute nach bewährtem Rezept: Stefan Ketterer leitet den Ball zu Alexander Winter weiter und der trifft zum 2:0 für den FC Neustadt (71.). Sein Orientierungssystem arbeitet zuverlässig. Er weiß, wo das Tor steht. Er findet es, wenn der den Ball hat.

„Aus solchem Holz sind Spitzenteams geschnitzt“, sagt FCN-Coach Klaus Gallmann nach Spielende. Er meint die Verschmelzung von spielerischer Qualität und leidenschaftlichem Kampf bei seinem Team. Alexander Winters Laufarbeit lobt er ausdrücklich. Nicht die Richtung Tor, sondern als erster Störenfried des Löffinger Speilaufbaus. „Er ist ständig 20 Meter nach rechts und links gerannt. So viel ist er wahrscheinlich noch nie unterwegs gewesen“, sagt Gallmann.

„Für uns ist es schlecht gelaufen. Wir waren vor dem 0:1 das bessere Team. Dann kam das Tor aus dem Nichts. Von da an sind wir hinterher gelaufen“, sagt Urban, der Trainer der Löffinger Rothosen. Urban ist enttäuscht, das ist spürbar. Tief betrübt ist er nicht: „Hätten wir hier was mitgenommen, wäre das ein Bonus gewesen. Wir müssen die Punkte im nächsten Heimspiel gegen die DJK Villingen holen.“

FC Neustadt – FC Löffingen 2:0 (1:0)
FC Neustadt: Hofmann, Bruhn, St. Ketterer, Heitzmann, Winter, DeMin (79. Mundinger), Katava (56. B. D’Antino), Eckert (63. Weerakkody), P. Schubnell, R. Schubnell, Ruf. FC Löffingen: Osek, Kessler, Fuß, S. Weißenberger (81. Baumann), Bürer (81. Schuler), K. Hirschbolz, Kaufmann, Zimoch, Gaudig, P. Beha (71. N. Winter), J. Beha. Tore: 1:0 A. Winter (28.), 2:0 A. Winter (71.). Schiedsrichter: Winder (Daisendorf). Zuschauer: 500. Rot: Zimoch (77./FC Löffingen).

Aufrufe: 021.9.2014, 22:01 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor