2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Nicht abheben, am Boden bleiben: „Der Klassenerhalt ist erneut unser einziges Ziel“, sagt Trainer Benjamin Gallmann.   | Foto: Jürgen Ruoff
Nicht abheben, am Boden bleiben: „Der Klassenerhalt ist erneut unser einziges Ziel“, sagt Trainer Benjamin Gallmann. | Foto: Jürgen Ruoff

Bonndorfer Baustellen in Bearbeitung

Beim Fußball-Landesligisten von Trainer Benjamin Gallmann steht der Klassenerhalt über allem / Der Hartplatz ist weg, der Kunstrasen kommt.

Verlinkte Inhalte

Am 30. Juni ist der TuS Bonndorf wieder ins Training eingestiegen und damit früher als die Schwarzwälder Landesligarivalen FC Löffingen und FC Neustadt. "Wir müssen mehr tun als andere, das haben wir in der vergangenen Runde gesehen. Wenn man die Möglichkeiten richtig bewertet, dann ist es keine Selbstverständlichkeit für Bonndorf, in der Landesliga zu spielen", sagt Gallmann.
Ein Jogger dehnt vor dem Waldstadion in Bonndorf seine Waden. Auf dem Rasen spielen Mädchen und Jungen Fußball, sie dribbeln, schießen, sie bejubeln Tore und sie fallen hin. "Bist du ein Talentsucher", fragt einer der E-Junioren und ist enttäuscht, dass es nicht so ist. Benjamin Gallmann, der Trainer der Bonndorfer Landesligamannschaft kommt. Er schnappt sich zwei große Säcke voller Bälle und legt sie an der Seitenlinie ab. Anschließend pflanzt er ein farbiges Hütchen nach dem anderen ins Gras. Bei den E-Junioren springt ein Spieler seinem Freund auf den Rücken, Huckepack während des Trainingsspiels.

Auf der anderen Seite des Clubheims ist Baustelle: Dem Hartplatz wurde übel mitgespielt, er wurde abgetragen, aber niemand trauert. Alle freuen sich auf den Kunstrasen, der Ende September, Anfang Oktober fertig sein soll. "Die Vorfreude ist riesengroß. Damit hat das leidige Thema Hartplatz ein Ende", sagt Gallmann.

Auch fußballerische Baustellen gibt es beim TuS Bonndorf, das hat die vergangene Landesligasaison gezeigt: die Geschwindigkeit des Umschaltspiels und die Präzision im Passspiel. Dass die ersten Übungen an diesem Abend Pass-Laufspiele sind, überrascht deshalb nicht wirklich. "Ich möchte saubere Ballarbeit sehen und eine offene Stellung", fordert der Trainer. "Die 90. Minute läuft, wir führen 2:1, jetzt keinen Fehlpass mehr." Gallmanns Versuch, noch mehr Intensität rauszukitzeln. Apropos Intensität: Der Bonndorfer Coach ist kein Freund von großen Trainingsgruppen, wie es hin und wieder praktiziert wird, wenn zu Saisonbeginn die erste und zweite Mannschaft zusammen trainieren. "Bei großen Gruppen geht die Intensität verloren. Wenn ich eine kleine Gruppe habe, ist das Tempo höher", sagt er.

Am 30. Juni ist der TuS Bonndorf wieder ins Training eingestiegen und damit früher als die Schwarzwälder Landesligarivalen FC Löffingen und FC Neustadt. "Wir müssen mehr tun als andere, das haben wir in der vergangenen Runde gesehen. Wenn man die Möglichkeiten richtig bewertet, dann ist es keine Selbstverständlichkeit für Bonndorf, in der Landesliga zu spielen", sagt Gallmann.

Passen, laufen, passen, laufen. Die Laufwege werden an diesem Trainingsabend von Übung zu Übung länger. "Den langen Ball mit Schärfe spielen. Und Schärfe, jawoll. Und Schärfe, jawoll." Dreimal pro Woche bittet Gallmann seine Spieler zum Training, am Wochenende wird getestet. Drei Freundschaftsspiele hat der TuS bisher bestritten. Einem Sieg stehen zwei Niederlagen gegenüber: 2:3 gegen den Landesligisten DJK Donaueschingen, 3:0 gegen den A-Kreisligisten Lauchringen und 1:2 gegen den A-Kreisligisten FC Hochrhein. Allesamt wenig aussagekräftig. Beim Spiel gegen die DJK herrschten 40 Grad und die anderen beiden Testspiele wurden innerhalb von 24 Stunden bestritten.

Seit Gallmann Trainer beim TuS Bonndorf ist, gab es noch keine Vorbereitungsphase - egal ob Winter oder Sommer - mit der er richtig zufrieden war. "Durchwachsen" seien sie stets gewesen. 13 bis 17 Spieler hat Benjamin Gallmann momentan im Training, das er seit Beginn dieser Saison allein leitet. Bruder Michael Gallmann, der ihn als Assistent unterstützte, hat aufgehört. Betreuer Stefan Wetzel hat deshalb ein paar Aufgaben zusätzlich übernommen. Die Veränderungen im Kader sind marginal: Torwart Daniel Ebner und Nils Boll haben ihre Laufbahn beendet. Timo Burgert ist der einzige externe Neuzugang, Gallmann kennt ihn aus seiner Trainerzeit in Schlüchttal. Burgert kann auf der Sechser-Position spielen oder links in der Viererkette. Längere Zeit fehlen werden Jan Rendler und Philipp Johnston, beide wegen eines Auslandaufenthalts. Ebenso Timo Plum, der Ende Mai am Kreuzband operiert wurde und vermutlich bis zum Beginn der Rückrunde ausfallen wird. Ein schmerzlicher Ausfall. Für Gallmann, weil Plum vielseitig einsetzbar ist: "Außer Viererkette kann er alles spielen." Für Plum, weil er ungern auf Fußball verzichtet. Er ist an diesem Trainingsabend im Waldstadion, hilft mal dem Trainer oder spielt mal den Ballwerfer beim Torwarttraining. Belasten dürfe er das Knie schon wieder, erzählt er, aber an Fußball ist erst nach sechs Monaten wieder zu denken. Marco Morath und Florian Isele, die beide in den letzten Spielen der vergangenen Saison verletzt waren, sind wieder im Mannschaftstraining.

Am 24. Juli wird der TuS Bonndorf in der Qualifikation zum südbadischen Verbandspokal bei der SG Dettingen-Dingelsdorf antreten. Auch für Gallmann kommt das überraschend, "es gibt wohl eine neue Regelung", sagt er, "wir freuen uns darauf." Da der Gegner auch Landesliga spielt, wird es eine erste seriöse Standortbestimmung sein.

Den viertletzten Platz hat der TuS in der vergangenen Runde belegt, dass es für den Aufsteiger ein Happyend gab, lag nicht mehr in Bonndorfer Hand. Die Mannschaft verlor die letzten fünf Saisonspiele. "Nach einer intensiven Runde waren die Spieler leer und wir hatten unglaubliches Verletzungspech", sagt Gallmann und fährt fort: "Da haben Spieler gespielt, die nie hätten spielen dürfen, weil sie verletzt oder angeschlagen waren." Den Klassenerhalt gibt der Bonndorfer Übungsleiter erneut als "einziges Ziel" aus, wer jedoch seinen Ehrgeiz und seine positive Fußball-Besessenheit kennt, der ahnt, dass er vielleicht doch mehr will. Welcher Trainer sehnt sich nicht nach einer sorgenfreien Saison ohne Abstiegsängste?

Als die Sonne hinter dem Waldrand verschwindet, sind die E-Junioren längst zu Hause. Haben gegessen, gehen bald schlafen. Nur Benjamin Gallmanns Stimme hört man beim Verlassen des Waldstadions noch: "Komm, weiter. Komm, weiter, immer weiter." Sie arbeiten hart und engagiert für das eine Ziel.
Aufrufe: 015.7.2015, 00:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor