2024-05-02T16:12:49.858Z

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Im Löffinger Dunst gingen die Rothosen im letzten Heimspiel gegen Konstanz-Wollmatingen mit 0:7 unter. | Foto: Patrick Seeger
Im Löffinger Dunst gingen die Rothosen im letzten Heimspiel gegen Konstanz-Wollmatingen mit 0:7 unter. | Foto: Patrick Seeger

FC Löffingen präsentiert sich als Wundertüte

Angriffslustiger FC Neustadt und entwicklungsfähiger TuS Bonndorf

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Der Werbespruch von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hängt beim FC Neustadt in der Kabine: „Ich glaube nicht daran, dass dich die Angst vor dem Verlieren eher zum Sieger macht als die Lust aufs Gewinnen.“ Neustadt, der FC Löffingen und TuS Bonndorf haben Erfolgshunger und Teamgeist in der Herbstrunde vorgelebt – mit unterschiedlichem Ergebnis. Der FC Neustadt (3.) hat seine Qualität endlich auf den Platz gebracht, dem FC Löffingen (9.) sind als Aufsteiger einige Überraschungen gelungen und der TuS Bonndorf (12.) hat sich peu à peu an das Niveau der Liga herangekämpft.
FC Neustadt
Seine Energie ist ansteckend. Und hat sich auf die Mannschaft übertragen. Der FC Neustadt steht nach 17 Spielen in der Landesliga so gut da wie schon lange nicht mehr. Tabellendritter, ein Punkt Rückstand auf Rang zwei und fünf Punkte sind es auf Tabellenführer Furtwangen. Trainer Klaus Gallmann hätte jede Position in der Spitze akzeptiert, auch die ganz vorne, so selbstbewusst ist er. Er nimmt jede sportliche Herausforderung an, lebt Erfolgshunger, Disziplin und Gründlichkeit vor – und die Mannschaft folgt ihm. Klaus Gallmann ist 25 und vernarrt in diesen Sport. Als Trainer noch mehr denn als Spieler. „Als Spieler gehst du heim, das war’s. Als Trainer nimmst du die Niederlagen und Siege mit nach Hause. Wenn du gewonnen hast, dann ist das Wochenende toll, wenn nicht, dann ist es...“

Ein Trainer hat es mit 18 bis 20 unterschiedlichen Charakteren zu tun. Er muss auf jeden eingehen, jedem gerecht werden und eine spielstarke Einheit formen. Das ist Klaus Gallmann vorzüglich gelungen. Der Trainer lobt die Mannschaft, „die macht es mir leicht“. Er erzählt die Geschichte von Fabian Papa. Wie sich der ehemalige Verbandsligaspieler mit etlichen Verletzungen herumgeplagt hat. Wie er sich im Training wieder herangekämpft hat, wie er dennoch auf der Ersatzbank Platz nahm – klaglos. „Wie er das angenommen hat, ist einfach großartig“, sagt Gallmann. Das ist nur eines von mehreren Beispielen, auch Devis DeMin, der zuletzt nur Kurzeinsätze hatte, nahm die Ersatzbank ohne Murren hin. „Ein Trainer muss sich nicht rechtfertigen, aber er muss dem Spieler seine Entscheidung erklären können“, sagt der Trainer des FC Neustadt. Er ist ein offener, kommunikativer Typ. Er redet viel mit den Spielern, führt Einzelgespräche. „Das Schönste ist, wie wir miteinander umgehen. Jeder zerreißt sich für den anderen“, sagt er.

Höhepunkte waren der 2:1-Sieg bei Konstanz-Wollmatingen, die kurzzeitige Tabellenführung und das Heimspiel gegen Furtwangen (0:2). „Das war Landesliga-Spitzenfußball“, sagt Gallmann. Zu der anschließenden Serie mit vier Spielen ohne Sieg meint der FCN-Coach: „Da sind wir zusammen durchgegangen und haben gesehen, dass wir gegen jeden verlieren können, wenn wir nicht alles geben.“

Ralf Schubnell (Handoperation) und Johannes Bußhardt (Kanada-Reise) stehen im Frühjahr nicht zur Verfügung. Nach Verletzungen zurückkehren werden Tobias Gutscher, Patrick Wehrle, Johannes Ketterer, Peter Schubnell. Gallmann rechnet im März auch wieder mit Sascha Waldvogel nach seiner Kreuzbandverletzung. Neuverpflichtungen sind nicht geplant: „Ich glaube an die Qualität dieser Mannschaft und an unseren Teamspirit“, sagt Gallmann. Die Ausgangssituation als Dritter ist ausgezeichnet. „Alles ist offen“, sagt Gallmann, „wir müssen aber noch hungriger werden“.

FC Löffingen
Zwei Tage nach der höchsten Niederlage in 17 Landesligaspielen ist Tobias Urban wie immer: freundlich, lebensfroh, gut gelaunt. „Einiges lief dumm, wir waren zu passiv, aber das Hängenlassen in der zweiten Halbzeit geht gar nicht“, sagt der Löffinger Trainer zum 0:7 gegen Konstanz-Wollmatingen auf eigenem Platz. Ein Warnschuss zur richtigen Zeit? Im Vorbeigehen ist in der Landesliga nichts zu gewinnen. Urban glaubt nicht, dass die Niederlage Spuren hinterlässt. Drei Standardsituationen führten zu einem 0:3-Rückstand, die Gegenwehr der Löffinger war gebrochen. Dennoch, der positive Gesamteindruck, den der FC Löffingen als Aufsteiger hinterlassen hat, ist durch ein 90-Minuten-Desaster nicht zu trüben. „Wir haben viele gute Spiele abgeliefert. Das ist schon eine Wahnsinnstruppe. Jeder kann sich bei uns auf den anderen verlassen“, sagt der Löffinger Trainer.

Für Urban ist es der fünfte Landesliga-Aufenthalt, viermal hat er das als Spieler mit dem FC Löffingen geschafft. Dreimal sind die Rothosen sofort wieder abgestiegen. „Wir haben viele Spiele mit einem Tor Unterschied verloren. Es hat immer ein bisschen was gefehlt“, sagt Urban. Das ist dieses Mal anders. Der Aufsteiger hat mit Siegen gegen den FC Villingen II (0:1), Dettingen-Dingelsdorf (5:0) und beim 0:0 beim SC Konstanz-Wollmatingen seine Spiel- und Abwehrstärke demonstriert. Aber Luft nach oben gibt es immer: „Vielleicht fehlt der Mannschaft noch ein Tick Cleverness, vielleicht sind wir noch eine Spur zu brav, aber wir lernen schnell“, sagt Urban. Er lobt die neuen Spieler Nico Winter („der macht das richtig gut auf der Sechs“) und den Stürmer Jannick Beha, ebenso wie die Aufsteiger aus der Zweiten, Alexander Meßmer und Marco Bürer („was der Kilometer läuft“). Auch Fabian Kessler („der gibt jede Woche rechts in der Viererkette Gas“) und Kim Hirschbolz („ein Wahnsinnsspieler“) haben überzeugt. Urban schenkt ihnen das Vertrauen, ebenso die Mannschaft, deshalb entwickeln sich die jungen Spieler im Löffinger Wohlfühlklima prächtig. 26 Punkte sind „ein Traum“ für Urban, er wird sich auch im Frühjahr primär für den Abstand nach hinten interessieren. „Eine Punktzahl 40 plus wäre schön“, sagt Urban, mit dem Abstieg hätten die Rothosen dann nichts zu tun.

TuS Bonndorf
Benjamin Gallmann (29) ist der Bruder von Neustadts Coach Klaus Gallmann. Beide haben die selbe Auffassung von Fußball, sie denken gleich, sie ticken gleich. „Der Benni ist der beste Trainer, den ich bisher hatte“, sagt Klaus Gallmann, er eifert seinem Mentor nach. Weil vier Augen mehr sehen als zwei, tauschen die Brüder ausgiebig Informationen aus, „das ist hilfreich für uns beide und hat Vorteile“, sagt Benjamin Gallmann. Die Landesliga-Hinrunde war sehr intensiv, „das ist von der Arbeit her eine andere Welt als in der Bezirksliga“. Benjamin Gallmann will erfolgreich sein, er investiert viel. Er will mit dem TuS Bonndorf in der Landesliga bleiben. Neben Job und Fußball bleibt da nur noch wenig Freizeit. Gallmanns Mannschaft offenbarte in den ersten Wochen Landesliga-Anpassungsprobleme. Nach sechs Partien hatte der TuS nur zwei mickrige Pünktchen. Die Fehlerquote war zu hoch, Trainer und Mannschaft arbeiten intensiv an den Defiziten. Die defensive Ordnung ist Gallmann wichtig, im Spiel nach vorne schätzt er wenige Kontakte und viel Ballbesitz. Ebenso Qualität am Ball. Seine Mannschaft ist in der Entwicklungsphase. „Diese Liga ist für den TuS Bonndorf eine Herausforderung.“ Gallmann ist in der dritten Saison Trainer beim TuS, er kann das einordnen. Er lobt die Moral, die lernwilligen Spieler, „das sind feine Jungs“. Der Teamspirit habe schon einige Punkte gebracht.

Der ärgerlichste Moment der Hinrunde war für den Bonndorfer Trainer das 1:1 gegen F.A.L.. Seine Mannschaft spielte 90 Minuten auf ein Tor, vergab reihenweise beste Chancen und stand am Ende mit einem Punkt da. Nahe am Optimum spielte der TuS beim 4:0 gegen Hilzingen. Bei allem sportlichen Ehrgeiz – „die Menschlichkeit darf nicht zu kurz kommen“, sagt Benjamin Gallmann, „Ehrlichkeit ist die Grundlage bei der Trainerarbeit“. Mit ehrlichem Fußball hat sich der TuS Bonndorf ein Sieben-Punkte-Polster auf die Abstiegsplätze verschafft. „Nach dem schlechten Start hat sich die Mannschaft weiterentwickelt“, sagt Gallmann, „das macht mir als Trainer sehr viel Freude“.
Aufrufe: 024.11.2014, 22:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor