Wolfgang Lutz erinnert sich noch gut an den 29. Mai vergangenen Jahres. Nach einem 1:2 gegen den ASV Fürth stand der Trainer des FC Kalchreuth alleine im Sechzehnmeterraum und sah so gar nicht glücklich aus. Mit einem Sieg hätten sie daheim auf der „Alm“ den lange ersehnten Aufstieg feiern dürfen, an dem sie mehrfach so knapp gescheitert waren. Als dann die Gäste auch noch lautstark feierten, sagte Lutz trotzig nur drei Worte, die aber doch so viel aussagten: „Wer zuletzt lacht ...“ Knapp ein Jahr später erinnert sich Wolfgang Lutz gerne an diese Worte. Wieder hat seine Mannschaft 90 Minuten gegen den ASV Fürth gespielt, der am Ende der vergangenen Saison ebenfalls lachen durfte – und den FC Kalchreuth in die Bezirksliga begleitet hatte. Nach einem für alle Beteiligten anstrengenden Spiel feiern diesmal aber die Kalchreuther ihr 1:0 – so ausgiebig, dass man annehmen konnte, sie wollten die ausgefallene Party des 29. Mai 2016 nachholen.
Tatsächlich geht es im Frühsommer 2017 für Wolfgang Lutz, seinen Sohn Sebastian und den Rest dieser jungen Mannschaft darum, die Bezirksliga nicht nach nur einem Jahr schon wieder verlassen zu müssen. Anfangs hatten sie etwas mit den Anforderungen dort gehadert, waren schlecht in die Saison gestartet. Dann sah alles plötzlich wieder ganz gut aus, inzwischen müssen sie den Blick aber wieder nach unten richten.
„Für uns ging es heute nur darum, dieses Spiel zu gewinnen, ganz egal wie“, sagt Wolfgang Lutz, nachdem ihn seine Spieler aus der feiernden Menge entlassen hatten. Dass da eine Mannschaft noch alle Punkte braucht, die andere nicht mehr so dringend, war dieser Partie auch anzusehen. Kalchreuth spielte gefälliger, hatte durch Sebastian Lutz und Patrick Polster gute Chancen, aber ein Tor sollte ihnen zunächst nicht glücken.
„Wir haben lange gebraucht“, erkannte der Trainer, der in der Halbzeit „etwas direkter“ wurde, „aber nicht laut, das brauch ich nicht, die Jungs sind alle vernünftig“. Den zweiten Durchgang dominierte seine Mannschaft dann, nach 68 Minuten spielte Rene Schmitt einen schönen Pass vor das Tor, wo Sebastian Lutz zum 1:0 traf. Einmal mussten sie noch kurz zittern, als der ASV Fürth die Latte traf, dann hatten sie einen weiteren Schritt getan, „um relativ zügig aus dieser Situation“ rauszukommen. 34 Punkte haben sie jetzt, sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Schuld daran, dass es nicht noch mehr sind, sind die vielen Unentschieden, findet Wolfgang Lutz. Nach der Winterpause waren es drei aus vier Spielen, „da haben wir viel Boden verloren, man braucht schon so 1,3 Punkte im Schnitt“. Nach unten schauen will Kalchreuths Trainer trotzdem nicht, dafür ist er auch ein viel zu positiver Mensch. „Unser Blick ist immer ins Mittelfeld gerichtet“, sagt er.
Wenn er ins nur einige Meter entfernte Mittelfeld auf dem Rasen blickte, musste er diesmal keine feiernden Gäste sehen, keine hängenden Köpfe bei seiner Mannschaft. Er sah nur die Abendsonne – und lächelte zufrieden.