2024-05-02T16:12:49.858Z

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Den Koffer mit den wichtigsten Utensilien hat Horst Linsmeier am Spielfeldrand immer griffbereit Foto: Schmidt
Den Koffer mit den wichtigsten Utensilien hat Horst Linsmeier am Spielfeldrand immer griffbereit Foto: Schmidt

Horst Linsmeier: Mit Studententeam bei der WM

Physiotherapeut des Landesligisten FC Gärtringen ist in China im Einsatz

Die Fußballer des Landesligisten FC Gärtringen kennen und schätzen die heilenden Hände von Horst Linsmeier. Er behandelt seit 33 Jahren die unterschiedlichsten Akteure des FCG. Seit Mitte dieser Woche 21. Juni kommen auch die Spieler der Tübinger Universitätsmannschaft in diesen Genuss, der 63-Jährige wird als Physiotherapeut das Fußballteam zur Weltmeisterschaft der Hochschulmannschaften nach Peking begleiten.

Horst Linsmeier hat einen sehr guten Ruf in der Szene der Amateurfußballer. Bei den Kickern des FC Gärtringen ist der 63-Jährige seit 1984 ein nahezu unverzichtbarer Bestandteil des Teams hinter dem Team. Als Physiotherapeut betreut er seit bald dreieinhalb Jahrzehnten die Kicker des FCG und heilt deren kleine und großen Verletzungen. Zerrungen, Faserrisse, Prellungen – diese Blessuren behandelt Linsmeier mit viel Akribie und Einsatz. „Wenn es mir gelungen ist, einen Spieler fit zu bekommen und er hat dann im nächsten Spiel eine gute Leistung gezeigt, dann war das auch für mich ein gewisser Erfolg“, sagt Linsmeier, der sich mitunter auch um Akteure anderer Vereine kümmert.

Über Rudi Amann zum FC Gärtringen gekommen

Der Physiotherapeut des FCG ist gelernter Masseur und medizinischer Bademeister. Seine Ausbildung absolvierte er bei der Bundeswehr in Reit im Winkl, er hatte sich für acht Jahre verpflichtet. Nach der Bundeswehrzeit übte Linsmeier einen gänzlich anderen Beruf aus, er war bei Hewlett-Packard und später bei der Firma Multek im Bereich der Hardware-Installation tätig, seit dem 1. Juni dieses Jahres ist er in Rente. Seine Tätigkeit bei HP führte letztlich auch zu seinem Engagement beim FC Gärtringen. Einer seiner Arbeitskollegen war Rudi Amann, damals Vorsitzender der Gärtringer Fußballer. „Er wusste, dass ich Physiotherapeut bin und hat mich gefragt, ob ich mich nicht um die Spieler kümmern könnte“, sagt Linsmeier. Zunächst war er je nach Bedarf und Anfrage tätig, der Gärtringer Ehrenvorsitzende Lothar Schmid war es dann, der den Posten des Physiotherapeuten beim FCG fest installierte, Horst Linsmeier übernahm den Job.

"So eine Chance bekomme ich so schnell nicht wieder"

Der 63-Jährige war bereits 2012 mit der Fußballauswahl der Tübinger Universität bei der Europameisterschaft im spanischen Cordoba, das Team belegte Platz fünf. „Das war ein tolles Erlebnis“, sagt er. Die Arbeit Linsmeiers hinterließ offenbar einen derart guten Eindruck, dass nun wieder nach seinen Diensten gefragt wurde. „Für mich gab es nach der Anfrage im März keine Diskussion. Es war klar, dass ich dabei bin. So eine Chance bekomme ich so schnell nicht wieder“, sagt Linsmeier. Er bringt dafür kein geringes Opfer: Der Urlaub nach Mallorca war bereits gebucht, Gärtringens Spielleiter Klaus Löffler sollte auf der Insel sein Zimmernachbar sein. „Jetzt muss ich mir einen neuen suchen, Horst lässt mich im Stich“, sagt Löffler, meint das aber alles andere als ernst. „Es ist doch klar, dass Horst diese Möglichkeit mitnehmen muss.“

Erstes Spiel am Freitag

Am Mittwoch flog Linsmeier mit der Mannschaft nach Peking, die Kosten für seine Reise übernimmt die Hochschule. Am morgigen Freitag bestreitet das Team das erste Spiel, im Vorfeld des Abflugs hatte Linsmeier einiges zu tun. Er ist für das Material zuständig, das er benötigt. Linsmeier hat die Einkaufsliste erstellt und die Einkäufe auch organisiert, seine eigene Massagebank war mit an Bord des Flugzeugs. „Ich habe ausreichend Erfahrungswerte, um zu wissen, was ich an Salben, Tapes und Verbandszeug und anderen Dingen benötige“, sagt Linsmeier. „Ich mache das lieber selber, dann weiß ich, dass ich gute Produkte habe.“ So gebe es beispielsweise bei Tapebändern deutliche Unterschiede zwischen hochwertiger und schlechter Ware.

Land und Leute kennenlernen

Horst Linsmeier hat sich mit Hilfe des Internets über China informiert, hat sich über die Mentalität der Chinesen erkundigt, über deren Essgewohnheiten. Er freue sich, dass abseits der Spiele zwei Tage eingeplant sind, in denen er und die Mannschaft zumindest ein wenig Land und Leute und die chinesische Kultur kennenlernen können. Und die Spieler der Universitätsmannschaft freuen sich, dass sie in den Genuss seiner heilenden Hände kommen.

Aufrufe: 022.6.2017, 20:20 Uhr
Thomas Oberdorfer, GäuboteAutor