2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
F: Prihoda
F: Prihoda

"Schwer mit einer 2. Mannschaft zu arbeiten"

Heidelsheims scheidender Trainer Eugen Seibert über seinen Wechsel zum FC Neibsheim

Eugen Seibert verlässt den FC Heidelsheim II mit dem Ende der aktuellen Spielzeit. Sein neuer Arbeitgeber steht mit dem FC Neibsheim bereits fest. FuPa hat sich mit dem 35-Jährigen über seine Zeit in Heidelsheim und den Wechsel zum Ligakonkurrenten FC Neibsheim unterhalten.

FuPa: Hallo Eugen, nach dem 3:3-Unentschieden am Ostermontag gegen den SV Philippsburg steht ihr als Tabellenneunter im gesicherten Mittelfeld. Wäre mit dem derzeitigen Tabellenplatz das Saisonziel erfüllt?
Eugen Seibert:
Nein! Ich persönlich habe das Ziel bis jetzt um ein paar Punkte verfehlt. Sehr viele Punkte haben wir durch Eigenverschulden verspielt.

FuPa: Als Absteiger hatten Euch viele „Experten“ sicherlich weiter oben eingestuft. Warum tut man sich als Absteiger schwer sich in der neuen Liga zurechtzufinden?
Seibert:
Man muss bedenken wer jetzt noch aus der letzten Saison im Kader steht. Wir mussten einen totalen Umbruch einleiten. Es sind sehr junge, zum Teil unerfahrene Spieler hinzugekommen. Der Kader hat sich zur Abstiegssaison massiv verjüngt. Im Durchschnitt sind wir jetzt 20,3 Jahre alt. Drei Spieler dürfen sogar noch A-Jugend spielen.
Wir sind sehr gut in die neue Saison gestartet. Nach und nach musste ich Leistungsträger in die erste Mannschaft abgeben. Die fehlende individuelle Qualität, können wir nicht kompensieren. Zudem benötigen wir einen Führungsspieler der die Mannschaft im Spiel trägt, motiviert, organisiert. Von meinen jungen Wilden ist bis jetzt keiner herausgestochen. Ist auch verständlich - die Jungs brauchen noch Zeit.

FuPa: Im Gegenzug dazu spielen beide Aufsteiger eine sehr solide Saison, klopften teilweise sogar an die Aufstiegsplätze an. Wie ist das erklärbar?
Seibert: Beide Aufsteiger sind solide Mannschaften, gespickt mit erfahrenen Führungsspielern. Solche, die uns fehlen. Dazu kommt die Euphorie, die nach einem Aufstieg herrscht. Durch die vielen Siege in der Vorsaison sind die Teams auch motivierter und strotzen nur so vor Selbstvertrauen.

FuPa: Nach knapp 18 Monaten wechselst Du jetzt innerhalb der Liga zum FC Neibsheim. Was erwartet Dich dort für eine Aufgabe?
Seibert:
Mir war es wichtig eine „erste“ Mannschaft zu übernehmen. Ein sehr guter Mix aus jungen und erfahrenen Spielern herrscht in Neibsheim. Eine sehr reizvolle Aufgabe. Hier kann ich meinen Fußball ausleben und eine Mannschaft formen. Ich freue mich meine eigene Spielidee und Philosophie der Mannschaft zu vermitteln.

FuPa: Keine Angst vor den großen Fußstapfen, da mit Peter Vogel ja eine lebende Legende in Neibsheim jahrelang hervorragende Arbeit leistete?
Seibert: Nein, davor habe ich keine Angst. Klar, Peter ist eine Legende. Er bleibt dem Verein auch erhalten. Wir sind zwei komplett verschiedene Typen. Auch unsere Vorstellung vom Fußball ist eine andere. Das wird dem Verein und den Spielern guttun, mal was Neues zu sehen und zu erleben.

FuPa: Warum beendest Du Deine Trainertätigkeit schon nach solch einer relativ kurzen Zeit in Heidelsheim?
Seibert: Es treffen mehrere Faktoren aufeinander:

  • Es ist schwer mit einer „zweiten“ Mannschaft zu arbeiten. Trainingsbeteiligung, Kadergröße, Spielerqualität, machen ein gutes Training unmöglich.
  • Unter der Woche Training mit 8-10 Mann. Am Spieltag stehen 18 Spieler zu Verfügung. Zusammengewürfelt mit Ergänzungsspielern aus der ersten Mannschaft. Ich kann nie mit dem Kader vom Spieltag trainieren. Keine Abläufe/Spielzüge einstudieren.
  • Neue Spieler für die Mannschaft zu verpflichten ist nahezu unmöglich. Im Alleingang bin ich auch nicht mehr bereit diese Aufgabe zu stemmen.
  • Vom Vorstand/ sportlichen Leiter, fehlt jede Spur. Kommunikation und Präsenz ist sehr spärlich. Gesprochen wird nur wenn die Situation akut wird.
  • Perspektivlosigkeit: Ein neuer Trainer wird für die erste Mannschaft installiert ohne mit mir ein Wort gewechselt zu haben. Klar bin ich (noch) unerfahren. Das hätte mir als Begründung auch gereicht. Aber gar keine Info, ist nicht Ok.
  • Ich kann mein Trainingswissen nicht ausleben. Es macht für mich rein sportlich keinen Sinn in Heidelsheim zu bleiben. Ich will nächstes Jahr den A-Schein machen. Dazu brauche ich ein Team mit dem ich mich auch selbst als Trainer, schnell weiter entwickeln kann.
  • Mit Mirko Schneider verlässt eine Bezugsperson den Verein, der mir mit Tipps und Rat, z.B. bei der Trainingsgestaltung zur Seite stand.

FuPa: Steht der FC Heidelsheim vor einem Umbruch, verlässt ja auch der Landesliga Trainer Mirko Schneider den Verein?
Seibert: Sehr schade, dass der Mirko geht. Hätte gerne noch mit ihm weiter gemacht. Fachlich kann man sich bei ihm sehr viel abschauen. Ich glaube, dass einigen die Folgen der vergangenen Versäumnisse nicht bewusst sind. Einen Umbruch kann man planen. Hier wird nicht agiert, sondern nur reagiert. Das ist schade.

FuPa: Was kann man in dieser Spielzeit noch vom FC Heidelsheim 2 erwarten?
Seibert: Wir geben bis zum Schluss alles und werden das Maximum rausholen.

FuPa: Mit was für Erfahrungen verlässt Du Heidelsheim in Richtung Neibsheim?
Seibert: Ich habe jetzt in den 18 Monaten 2 Spielklassen kennenlernen dürfen, habe viele neue Spieler gesichtet, neue Freunde gewonnen und mich als Trainer weiterentwickelt.

Aufrufe: 019.4.2017, 15:00 Uhr
Michael WalchAutor