Fast alle Gegner nass gemacht

Warum verpasste der Topfavorit die Meisterschaft und warum dauerte es so lange, bis der Aufstieg perfekt gemacht wurde?

Daniel Morschhäuser: Bereits nach dem dritten Spiel wurde uns zum Titel gratuliert. Die Mannschaft dachte, es würde so weiterlaufen. Das war Kopfsache. Jeder ließ nach der Winterpause aufgrund von weniger Training nach und brachte nicht mehr so viel Motivation auf den Platz. Dann kamen noch Verletzungen hinzu und auch die Fitness stimmte nicht mehr.

Yasin Bozdag: Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Wir spielten eine überragende Vorrunde und waren 13 Spiele auf Platz eins. Wir werden uns weiter darauf konzentrieren, unsere Schwächen auszubügeln und uns spezifisch auf bestimmten Positionen verstärken. Es wird nicht so viele Neuzugänge geben wie zuletzt. Wir haben genug Qualität, um in der Kreisoberliga zu bestehen. Das hat die Vorrunde gezeigt. Darauf wollen wir aufbauen. In der Kreisoberliga kann viel passieren. Mammolshain war nach der Vorrunde Sechster und ist abgestiegen.

Im Unterschied zu den Vorjahren überzeugte die Defensive mit der zweitbesten Abwehr der Liga. Ist das die Grundlage für die Zukunft?

Morschhäuser: Ja, sicher. Denn in der guten Vorrunde hatten wir auf allen Positionen, vor allem auch im Mittelfeld, viel besser nach hinten gearbeitet. In der Rückrunde waren wir taktisch nicht mehr so gut aufgestellt. Das war Kopfsache und eine Frage der Fitness. Wir müssen in der Abwehr taktisch und insgesamt körperlich wieder besser arbeiten. Im Übrigen musste im Abwehrzentrum und auf der rechten Seite viel gewechselt werden. Da spielte kein gelernter Außenverteidiger mehr und fehlte Erfahrung. Das muss in der Kreisoberliga die ganze Saison funktionieren. Überragend war Enis Decevier links hinten.

Bozdag: In der Rückrunde sahen wir den Wert unseres Spielertrainers Daniel Morschhäuser. Als er wegen Verletzung nicht in der Abwehrzentrale war, fehlte Stabilität. Da gab es nicht mehr die richtige Spieleröffnung und fehlten die Kommandos.

Mit 39 von 104 Toren war Murat Kaya der Alleinunterhalter. Was sind die Alternativen, wenn er mal fehlt und wie geht es mit dem Torjäger in der Kreisoberliga weiter?

Morschhäuser: Er ist ein ganz wichtiger Spieler, denn er macht die Bälle wie kein anderer fest. So stark sind die Kreisoberligaspieler nicht. Der Murat wird wieder seine Buden machen, wenn er eine gute Vorbereitung hat. Die Fitness kriegen wir hin. Mit so einem Stürmer habe ich noch nie zusammengespielt. In der Kreisoberliga wird der Gegner mehr das Spiel machen. Wir wollen gestaffelt stehen und nach Balleroberung mit schnellem Spiel in die Spitze auf Kaya erfolgreich sein. Der ist so abschlussstark. Da gehen drei von drei rein.

Bozdag: In der Hinrunde haben wir auch fünf oder sechs Spiele ohne Kaya gemacht. Die Prüfung haben die jungen Spieler bestanden und gezeigt, dass es auch ohne Murat geht. Klar ist er die Nummer eins und nicht ersetzbar. Denn er ist der beste Stürmer im Kreis und Marco Weber tritt gerade in seine Fußstapfen. Unsere jungen Spieler werden sich weiterentwickeln. Schon jetzt ist der 18-jährige Enes Baltaci ein Musterbeispiel für Disziplin und Trainingsfleiß. Ersin Kaya hatte Pech mit Verletzungen und Maiwand Djamshedzad hat sich vorbildlich eingeführt. Wir werden weiter auf junge Spieler setzen, auch wenn wir noch keine eigene Jugendarbeit machen. Wir würden gerne mit einem Nachbarverein fusionieren beziehungsweise in der Jugend zusammenarbeiten und haben dafür bereits ein Konzept entwickelt. Die möglichen Partner wissen Bescheid und man wird sehen, wie sie sich entscheiden werden.

Das Team war 2016/2017 in Niederlauken sehr erfolgreich. Wie sieht es bei der Infrastruktur aus und was ist für die Kreisoberliga geplant?

Morschhäuser: Ja, wir waren mit Seulberg die heimstärkste Mannschaft und ohne Niederlage. Sicher ist der Hartplatz für das Spielerische ein Nachteil. Aber wir haben gegen Ober-Erlenbach nach 0:3 noch ein 3:3 geholt. In der Kreisoberliga könnte der Platz sogar ein Vorteil sein. Die Unterstützung durch unsere Fans war auswärts genauso gut wie daheim.

Bozdag: Wir sind nach acht Jahren noch ein neuer Verein. Da ist es klar, dass bei der Infrastruktur noch nicht alles sitzt. Wir werden uns weiterentwickeln, uns aber auch die nötige Zeit lassen. Wir müssen arbeiten und das Beste rausholen. Im Hinblick auf die finanzielle Lage haben wir mit dem Minimum das Maximum erreicht, in drei Jahren mit drei Aufstiegen unser Fernziel Kreisoberliga erreicht und acht Jahre lang erfolgreich Fußball gespielt. Wir wollen uns in der Kreisoberliga etablieren und brauchen einen eigenen Sportplatz. Wir sind ein Usinger Verein und wollen mit anderen Vereinen Jugendarbeit machen, um den Amateurfußball am Leben zu erhalten.

Wie fällt die persönliche Bilanz aus und welches sind die Ziele für die Zukunft?

Morschhäuser: Ich hatte zu Saisonbeginn nicht viel Zeit und keine großen Vorstellungen entwickelt. Ich bin der Meinung, dass man sich immer verbessern kann. Mit der Vorrunde bin ich voll zufrieden, weil alle mitgezogen hatten. Mein Ziel war immer der Aufstieg, denn der Verein sollte nach oben kommen. Das haben wir als Zweiter geschafft. Wenn mich vor der Saison einer gefragt hätte, hätte ich das Erreichte sofort unterschrieben. Jetzt kann ich aber mit der Rückrunde nicht zufrieden sein. Denn wir hätten den Aufstieg mit mehr Konzentration früher entscheiden müssen. Da gibt es für die neue Saison etwas aufzuarbeiten. Wir brauchen mehr Ehrgeiz und Konzentration. Bei der Fitness und Taktik müssen wir zulegen. Wir haben genug Erfahrung und die Klasse, in der Liga zu bestehen, wenn wir genug Gas geben. Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir jeden schlagen. Wenn wir uns aber zu sicher sind, werden wir ins offene Messer laufen. Entscheidend ist in der Kreisoberliga Teamgeist. Jeder muss für den anderen ein paar Meter mehr laufen. Im Pokalspiel gegen Ober-Erlenbach hatte sich jeder an diese Vorgaben gehalten. So können wir was reißen. Wir wollen den Klassenerhalt so schnell wie möglich sicher haben.

Bozdag: Ich trenne erst mal den Spieler vom Trainer Morschhäuser. Als Spieler war er eine echte Verstärkung für die Defensive und hat Kompaktheit hergestellt. Ich kenne ihn seit vielen Jahren und schätze seine Menschenkenntnis. Er hat pädagogisch überragend gearbeitet und sich nach der langen Zeit in Anspach schnell und gut eingefunden. Er darf noch härter durchgreifen. Wir planen mit ihm 2017/2018.

Was bleibt besonders in Erinnerung?

Morschhäuser: Das Trainingslager zur Winterpause im Februar 2017 im türkischen Antalya. Das war überragend, weil die Gemeinschaft für jeden Spieler ein tolles Erlebnis war und uns zusammengeschweißt hat.

Bozdag: Wir haben unser Fernziel Kreisoberliga erreicht. Ansonsten steht für uns der soziale Aspekt im Vordergrund Wir wollen junge Menschen zusammenbringen, damit sie ihr Hobby gemeinsam ausüben und sich bei uns zu Hause fühlen können. Wir hatten in den vergangenen Jahren auch krasse Tiefen, als wir in der B-Liga rumgeeiert sind. Da habe ich auch persönlich Fehler gemacht und wollte zu schnell zu viel. Wir halten zusammen und feiern zusammen.

Die Aufsteigermannschaft des FC Ay-Yildizspor Usingen 09 nach Einsätzen geordnet:

Rahmat Qaiumi, Enes Baltaci, Sinan Parmaksiz, Metin Sancar, Ehssan Qaiumi, Mohib Qaiumi, Maiwand Djamshedzad, Murat Kaya, Soner Özkan, Enis Devecier, Daniel Morschhäuser, Ömer Devecier, Abidin Gümül, Ersin Kaya, Ashraf Milad Nuri, Giuliano La Terra, Yannick Rossner, Mesut Kaya, Kristiyan Rushanov, Maxim Revera, Cengiz Ebren, Yakup Baki, Melih Baki, Hussain Haidari, Ruben Morschhäuser und Furkan Baltaci.