2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Gibt gekonnt den Ton an: Anne Uersfeld. Archivfoto: Tom Klein
Gibt gekonnt den Ton an: Anne Uersfeld. Archivfoto: Tom Klein

Faible fürs Pfeifen

Die 18-jährige Anne Uersfeld gilt als hoffnungsvolle Nachwuchs-Schiedsrichterin

WIESBADEN - Bald rollt der Ball bei der Mini-WM und neben talentierten F-Jugendlichen nehmen an der Endrunde auch hoffnungsvolle Nachwuchs-Schiedsrichter teil. Erstmals vor großem Publikum, auf Stadionrasen im Helmut-Schön-Sportpark. Hier leitete bei der Mini-EM 2012 auch Anne Uersfeld Jugendspiele, heute ist sie in höheren Gefilden unterwegs.
Mit gerade einmal 18 Jahren pfeift die Schiedsrichterin in der Kreisoberliga der Männer sowie der Frauen-Regionalliga und fungiert als Assistentin in der Zweiten Bundesliga der Frauen. „Anne ist eine von vier Schiedsrichterinnen im Kreis“, sagt Wiesbadens Schiedsrichter-Boss Ingmar Schnurr nicht ohne Stolz. Zwar mangelt es im Seniorenbereich an Unparteiischen, doch viele Jugendliche begeistern sich für die Schiedsrichter-Ausbildung. Wie Anne Uersfeld, die sich im Alter von 13 Jahren dem Fußballregelwerk widmete. Anne erlebte ihre Premiere bei einem D-Jugend-Spiel im Kohlheck. „Da war ich extrem nervös. Aber mittlerweile ist die Nervosität beim Anpfiff verschwunden.“ Auch als oft einzige Frau unter Männern? „Ja, diese Spiele machen mir oft sogar größeren Spaß als bei den Frauen, denn sie stellen mich vor eine Herausforderung“, antwortet sie. „Es gibt schon manchmal Sprüche, aber die sind meistens lustig und ich muss dann eher schmunzeln.“ Wer der Nachwuchs-Schiedsrichterin begegnet, ist sofort im Bann ihrer ruhigen Ausstrahlung. Das kommt ihr auf dem Platz zugute. Anne agiert souverän und greift rigoros durch, wie jüngst beim Hallenturnier am Elsässer Platz, als sie einen verdutzten Kicker des Feldes verwies. „Auf dem Platz lasse ich das Spielgeschehen erst einmal laufen. Wenn ein Spieler über eine Entscheidung meckert, lasse ich mich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Das Wichtigste ist immer, zu seinen Entscheidungen zu stehen.“

Anne Uersfeld weiß, was sie will. Das Abitur hat die fußballbegeisterte 18-Jährige vor wenigen Wochen geschafft, am Ende des Jahres möchte sie für zwei Monate nach Australien und Neuseeland reisen, ihre berufliche Zukunft plant sie bei der Polizei.

Derzeit sind ihre Wochenenden durch den Fußball oft verplant. „Doch ich habe gelernt, mein Leben zu strukturieren. Wenn mir mal freie Zeit zur Verfügung steht, unternehme ich auch ganz spontan etwas mit meinen Freundinnen“, erzählt Anne. Für die eigene Fußball-Laufbahn beim Hessenligisten Schierstein 08, wo sie gemeinsam mit Zwillingsschwester Esther kickt, bleibt allerdings keine Zeit mehr. „Ab Sommer höre ich mit dem Spielen aber auf und konzentriere mich nur noch auf das Pfeifen. Als Nächstes möchte ich in der Gruppenliga der Männer pfeifen.“ Um als Schiedsrichterin aufzusteigen, muss sie jährliche Fitness- und Regelprüfungen ablegen. „Es ist enorm wichtig, dass ich regelsicher und immer auf dem neuesten Stand bin“, sagt Anne. Genau wie ein Spieler kann sie mit ihrer Leistung auf dem Platz am besten auf sich aufmerksam machen. Annes Spielleitungen werden gesichtet und das Feedback an den Hessischen Fußballverband weitergeleitet. Schließlich beobachtete eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes Anne beim letztjährigen U 15-Juniorinnen-Länderpokal in Duisburg. Ihre Leistungen waren herausragend, seither ist die 18-Jährige als Schiedsrichter-Assistentin der Zweiten Bundesliga der Frauen in ganz Deutschland unterwegs. „Manchmal fahre ich mehrere Stunden mit dem Auto zu einem Spiel. Aber das nehme ich gerne in Kauf."

Aufrufe: 016.4.2014, 17:28 Uhr
Christin ZindritschAutor