2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Seit Montag nicht mehr Trainer bei der Ra/Ma - Daniel Löbelt. Archivfoto: Vigneron.
Seit Montag nicht mehr Trainer bei der Ra/Ma - Daniel Löbelt. Archivfoto: Vigneron.

"Es war ein Schock"

Daniel Löbelt im Interview der Woche +++ Unterschiedliche Meinungen zur Spielphilosophie +++ "Traue Ra/Ma den Klassenerhalt zu"

RAUENTHAL/MARTINSTHAL. Eine kleine Ära ging am Montag zu Ende. Daniel Löbelt wurde als Spielertrainer bei der spätestens nach der 1:5-Niederlage im Rheingau-Derby in Walluf akut abstiegsgefährdeten SG Rauenthal/Martinsthal von seinen Aufgaben entbunden. Im Interview der Woche spricht er mit uns über zweieinhalb intensive Jahre, die Gründe für das Aus und seine Zukunft.

FuPa: Daniel, du bist nicht mehr Trainer bei der Ra/Ma seit der 1:5-Derbyniederlage in Walluf. Wir von FuPa waren sehr überrascht darüber. Ging es dir ähnlich?

Daniel Löbelt: Ich war auch überrascht. Am Montagnachmittag wurde mir vom Vorstand mitgeteilt, dass ich nicht mehr Trainer bin. Dabei hatte ich am Donnerstag noch ein Gespräch mit dem Vorstand und es gab keinerlei Signale, dass ich bei einer Niederlage geschasst werde. Zumal es nach wie vor fünf Punkte aufs rettende Ufer sind, bei noch 13 verbleibenden Spielen. An der Ausgangsposition hat sich eigentlich nichts verändert.

FuPa: Vorstand und Trainerteam haben sich doch bestimmt in der Winterpause mal zusammengesetzt, um Bilanz zu ziehen, die Vorbereitung zu planen, etc. Ging es da auch um einen möglichen Fehlstart mit eventuellen Konsequenzen für dich als Coach?

Löbelt: Wir haben da gar nicht so intensiv drüber gesprochen. Es ging eher um die kommende Runde, in der der Verein etwas neues geplant hatte. Jetzt wollten sie nach Walluf einen anderen Weg gehen, vielleicht liegt das auch daran, dass wir spieltaktisch etwas auseinandergehende Meinungen hatten.

FuPa: Aber der Verein muss ja Vertrauen in dich gehabt haben, sonst hätte er dich doch nicht noch die Vorbereitung auf die Rückrunde durchziehen lassen, sondern schon davor die Reißleine gezogen...

Löbelt: Da gebe ich dir Recht. Daher kam es auch wie gesagt sehr überraschend für mich, am Donnerstag hat sich das alles noch anders angehört. Mir wurden nur die Gründe mitgeteilt, die auch bei FuPa zu lesen waren: Das Ergebnis und die Art und Weise der Niederlage in Walluf und meine Spielphilosophie, die nicht ganz im Sinne des Vereins war.

FuPa: Wie meinst du das?

Löbelt: Ich bin jemand, der das Spiel gerne selbst in die Hand nimmt und aktiv versucht, in der Offensive sein Glück in die Hand zu nehmen. Der Verein möchte eher auf Sicherheit aus sein, defensiv und ergebnisorientiert spielen.

FuPa: Dieser Spielstil hat ja auch in der Kreisoberliga blendend funktioniert. 2013/14 wurdet ihr Fünfter, in der vergangenen Saison seid ihr souverän aufgestiegen. Muss man sich in der extrem ausgeglichenen Gruppenliga aber nicht auch anpassen, sprich defensiver spielen?

Löbelt: Ich bin mit Sicherheit keiner, der nicht aufs Ergebnis gucken würde. Wir haben in der Hinrunde zwar mit Dreierkette agiert, aber trotzdem defensiv gespielt. Mir ging es darum vorne zu verteidigen, um den Weg zum Tor bei eigenem Ballgewinn zu verkürzen, da wir in der Sturmspitze nicht so stark besetzt sind. Klar, gegen spielstarke Teams wie Zeilsheim und Hadamar oder auf großen Plätzen wie in Unterliederbach kann man das nicht unbedingt machen, aber gegen Teams auf Augenhöhe und bei Heimspielen auf unserem kleinen Platz sah so der Plan aus.

FuPa: Ein Team auf Augenhöhe mit nicht allzugroßem Platz war auch die SG Walluf am vergangenen Wochenende. Was ist da denn alles schiefgelaufen?

Löbelt: Auch wenn es blöd klingt, ich finde es war eine unglückliche Niederlage. Die ersten zwanzig Minuten waren wir besser im Spiel, hatten einen Lattentreffer. Bei der ein oder anderen Schusschance waren wir nicht konzentriert genug und dann schießt Walluf mit der ersten Chance das 1:0, bekommt obendrein noch kurz vor der Halbzeit einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen. Die zweite Halbzeit war dann natürlich sehr mäßig, da waren die Abstände zu groß und irgendwann gehen auch die Köpfe runter.

FuPa: Wie beurteilst du persönlich die Entwicklung im letzten halben Jahr bei der Ra/Ma?

Löbelt: Die Ra/Ma war vor einigen Jahren schonmal in die Gruppenliga aufgestiegen, aber da mit neun Punkten sang- und klanglos wieder abgestiegen. Von daher kam es für viele überraschend, dass wir so viele Punkte schon auf dem Konto haben. Klar, wir sind Vorletzter, haben fünf Punkte Rückstand aufs rettende Ufer. Aber wir haben für die ein oder andere Überraschung sorgen können, wie zum Beispiel den 3:0-Sieg in Hahn oder den Erfolg über Niederhöchstadt. Die Spieler, die fast alle noch keine Gruppenliga-Erfahrung hatten, haben sich durchaus weiterentwickelt, finde ich.

FuPa: Gibt es etwas, das du dir vorwerfen musst?

Löbelt: Keiner ist unfehlbar, auch ich habe Fehler gemacht. Aus dem Stehgreif fällt mir allerdings nichts konkretes ein. Ich habe immer versucht, mit den Spielern fair umzugehen. so kann ich jedem noch ins Gesicht schauen, auch dem Vorstand. Sportlich habe ich bestimmt situativ mal in einigen Spielen falsche Entscheidungen getroffen.

FuPa: Wie lange brauchst du, um sowas zu verarbeiten?

Löbelt: Am Montag war es schon ein Schock. Ich war am Dienstag noch bei der Mannschaft, habe mich dort verabschiedet und gesagt, sie sollen das Thema Löbelt jetzt abhaken und sich wieder ganz auf den Klassenerhalt konzentrieren. Es waren zweieinhalb intensive und überwiegend erfolgreiche Jahre hier. Aber es ist okay für mich, das war meine erste Station als Trainer, jetzt bin ich zum ersten Mal gefeuert (lacht).

FuPa: Wie geht es für dich nun weiter?

Löbelt: Ich lasse alles auf mich zukommen. Demnächst werde ich bei Wehens U19, die von Nils Döring betreut wird, hospitieren. Ich möchte als Trainer vorankommen und auch mal über den Tellerrand schauen.

FuPa: Abschließende Frage - traust du der Ra/Ma den Klassenerhalt zu?

Löbelt: Ja, auf jeden Fall! Das ist keine Mannschaft, die über die überragenden Einzelspieler verfügt. Dafür kommen sie übers Kollektiv. Wenn alle zusammenhalten können sie es schaffen, aber es wird schwer.

FuPa: Danke für die offenen Worte und alles Gute für die Zukunft!

Aufrufe: 03.3.2016, 12:00 Uhr
Philipp DurilloAutor