2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

"Es gibt wichtigere Dinge als Erfolg"

Der 28-Jährige ist der jüngste Vorsitzende eines Sportvereins im Kreis Wesel.

Verlinkte Inhalte

Rund 420 Sportvereine gibt's im Kreis Wesel. An der Spitze des BSV Bönninghardt steht Daniel Shaltookchi. Mit seinen 28 Jahren ist er der jüngste Vorsitzende der im Kreissportbund angeschlossen Clubs. Shaltookchi ist bereits seit sechs Jahren im Amt.

Herr Shaltookchi, Sie sind als 22-Jähriger an die Spitze des BSV gewählt worden. Haben die älteren Mitglieder Sie gleich akzeptiert?

Daniel Shaltookchi Der BSV Bönninghardt verfügt schon seit jeher über eine gesunde Mischung aus älteren und jüngeren Mitgliedern. Zum damaligen Zeitpunkt hat mein Alter keine Rolle gespielt. Im Gegenteil - ich konnte von der Erfahrung der anderen lernen.

Warum haben Sie in dem jungen Alter diese Verantwortung übernommen?

Shaltookchi Wir arbeiten im Vorstand stets zusammen. Denn Vorstandsarbeit ist keine One-Man-Show. Die Verantwortlichkeiten werden beinahe gleich verteilt. Daher habe ich die Arbeit nie als Verantwortung empfunden. Vielmehr macht es mir große Freude zu sehen, dass durch die hervorragende Arbeit des Vorstandes etwas verändert wird. Viel bemerkenswerter ist die Verantwortung, die die Trainer, Übungsleiter und Betreuer übernehmen und die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit dafür sorgen, dass der Sport organisiert wird und stattfinden kann.

Sie arbeiten und studieren in Frankfurt; wie sehen Ihre Aufgabenbereiche beim Heimatclub aus?

ShaltookchiDa ich aus persönlichen Gründen seit nunmehr vier Jahren in Frankfurt lebe, bin ich nicht allzu häufig am Ort des Geschehens. Ich werde jedoch sensationell gut durch die anderen Vorstandsmitglieder vertreten. Wenn es jedoch repräsentative Aufgaben gibt, die zu erledigen sind, versuche ich vor Ort zu sein.

Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt verändert?

Shaltookchi Werner Wollschläger hat als Vorgänger einen super Job gemacht, hat jedoch den Posten aus zeitlichen Gründen abgeben müssen. Er arbeitet auch weiterhin aktiv mit. Wir versuchen, den Verein stets zu vergrößern und uns in der Breite zu entwickeln. Ein breit aufgestelltes Fundament ist enorm wichtig. Dies gelang uns gerade in den letzten Jahren, was man am Beispiel unserer neuen Zumba- und Ultimate-Frisbeegruppe sieht. Auch die neu eingerichtete Kinderturngruppe beweist, dass wir auf einem guten Weg sind. Allein in diesem Jahr konnten wir einen Mitgliederzuwachs von zehn Prozent verzeichnen.

Was unterscheidet den BSV von den anderen Clubs in Alpen?

ShaltookchiIch möchte mir keine großen Urteile über die anderen Vereine in Alpen anmaßen - auch dort wird hervorragend gearbeitet. Als Beobachter sind aber gerade die Erfolge der Viktoria und von Borussia Veen beeindruckend. In Menzelen ist die Entwicklung der Jugendarbeit hervorzuheben. Da kann man nur gratulieren. Bei Bedarf wird gut zusammengearbeitet. Was uns ausmacht, ist für jedem klar, der mal bei uns gespielt hat. Wir als kleiner Verein, der nicht über die hohen Mitgliederzahlen wie andere Clubs verfügt, punktet vor allem in Bereichen wie Kameradschaft, Leidenschaft, Zusammenhalt und Ehrgeiz. Viele, die sich zeitweise anderen Vereinen anschlossen, kamen und kommen wieder zurück auf die Hei. Es macht eben Spaß und bringt Freude, in Bönninghardt Sport zu treiben. Bei uns ist jeder willkommen. Erfolg ist gewiss wichtig, um eine gute Stimmung aufrecht zu erhalten. Es gibt jedoch zweifellos wichtigere Dinge als Erfolg.

Die Sportanlagen der umliegenden Vereine sind moderner. Was macht den BSV Bönninghardt dennoch attraktiv?

ShaltookchiWir haben zwar keinen Kunstrasenplatz, kein modernes Sportheim und auch keine Fußbodenheizung in den Kabinen, aber einen Naturrasen, der es in sich hat. Großes Lob geht daher an unseren Greenkeeper Cedric Kock. Er gibt alles, um unseren Sportplatz auf Vordermann zu bringen. Und das gelingt ihm sehr gut. Im Herbst und Winter ist dies jedoch bisweilen sehr schwer machbar. Der schwer bespielbare Platz ist daher unser Markenzeichen. Die Gäste kommen zumeist mit einem unguten Gefühl auf den Platz, weil sie wissen, dass ein Spiel gegen den BSV Bönninghardt harte Arbeit bedeutet. Mit filigraner Technik und Hacke, Spitze, 1, 2, 3 kommt man nicht weit. Hier wird noch leidenschaftlich malocht.

Warum konnte der BSV in dieser Saison keine Fußball-Jugend-Mannschaft stellen?

ShaltookchiAuch wir spüren den demografischen Wandel. Dass es weniger Kinder gibt, ist nicht nur ein Bönninghardter Problem.

2021 wird der BSV Bönninghardt 70 Jahre alt. Wo steht der Dorfclub dann?

ShaltookchiLangfristig sehen wir die Fußballer des BSV Bönninghardt in der Champions League (lacht). Nein, Spaß beiseite. Wir setzen uns stets smarte und realistische Ziele. Da ich nicht in die Glaskugel schauen kann, weiß ich nicht, wo der Verein stehen wird. Wir hoffen zunächst, dass wir die Saison sportlich gut abschließen, alle gesund bleiben und wir die nächsten 65 Jahre gute Arbeit abliefern können. Wir als Vorstand werden weiterhin kontinuierlich gute Arbeit leisten und damit die so wichtigen Rahmenbedingungen schaffen.

Sind Sie dann womöglich noch Vorsitzender?

ShaltookchiAuch auf die Gefahr hin, drei Euro ins Phrasenschwein werfen zu müssen: Das müssen Sie die Mitglieder fragen, nicht mich (lacht erneut).

Können Sie anderen jungen Menschen erläutern, warum es sich lohnt, sich im Vorstand eines Sportvereins zu engagieren?

ShaltookchiGesellschaftliches Engagement ist keine Frage des Alters. Ganz im Gegenteil. Gerade im Sportverein ist eine ausgewogene Mischung aus Alt und Jung notwendig. Während junge aktive Sportler meistens wissen, wo innerhalb der Teams der Schuh drückt, wissen die Routiniers mit ihrer Erfahrenheit, wie man diese Probleme löst. Und auch, wenn ehrenamtliches Engagement nicht bezahlt wird: Man bekommt viel zurück.

RENE PUTJUS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Aufrufe: 024.12.2016, 23:30 Uhr
RPAutor