2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Sportlicher Leiter und Trainer in Personalunion: Kilias Lars Dubau.
Sportlicher Leiter und Trainer in Personalunion: Kilias Lars Dubau.

Ende der "One-Man-Show" bei Kilia Kiel

Lars Dubau im Winterpausen-Interview

Der FC Kilia Kiel ist seit dem 7. November nicht mehr wettkämpferisch im Einsatz gewesen. Damals bestritt der neuinstallierte Trainer Lars Dubau sein erstes Match nach Amtsantritt. Wir hatten die Gelegenheit, mit Dubau über die ungewöhnlich lange Winterpause und die Entwicklung innerhalb des Teams zu sprechen.

Können Sie sich erinnern, dass schon einmal so viele Spiele vor der Winterpause ausfielen?
Das hab ich mich selbst auch schon gefragt. Ich glaube nicht, dass ich das in dieser extremen Form schon mal erlebt hätte. Das ist schon sehr außergewöhnlich.

Sie haben die Mannschaft ja eigentlich mitten in der Hinrunde übernommen. Nun stellt sich heraus, dass sie neben der kurzen Vorbereitung nach dem Jahreswechsel auch schon in den letzten Wochen viel arbeiten konnten, ohne Ergebnisse im Abstiegskampf liefern zu müssen. Wie empfinden Sie die zahlreichen Ausfälle?
Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich traurig darüber sei. Das kommt uns natürlich entgegen. Da hat uns der Wettergott in die Karten gespielt. So konnten die Mannschaft und ich uns bereits ohne großen Druck aneinander gewöhnen. Außerdem konnten wir Lukas Michaelis wieder fit bekommen, der uns ja sehr lange gefehlt hat. Das ist natürlich auch ein großer Pluspunkt, dass er bei so vielen SH-Liga-Partien wie möglich dabei sein kann. Großen Lob übrigens an dieser Stelle an unsere seit Ende Oktober neu aktive Physiotherapeutin Miriam Ostenkötter. Sie macht eine unheimlich wertvolle Arbeit. Diese wichtigen Mannschaftsmitglieder werden leider allzu oft vergessen.

Sie haben nach ihrer Amtsausdehnung von der sportlichen Leitung auf den Trainerposten und dem damit verbundenen Abgang Özcan Atasoys von einer gewissen Irritation und Zwiegespaltenheit innerhalb der Mannschaft gesprochen. Wie hat sich das entwickelt?
Die Zwiegespaltenheit ist nun einer fokussierten und konstruktiven Arbeitshaltung gewichen. Was das angeht, ist alles in bester Ordnung. Am Freitag, den 11. Dezember, hatten wir auch unsere Weihnachtsfeier, wo die Stimmung wirklich klasse war.

Wie wird die Vorbereitung aussehen? Welche Schwerpunkte werden da gelegt?
Der Vorbereitungsstart ist der 12. Januar. Wir werden unter anderem ein Trainingslager in Malente absolvieren. Dabei geht es einerseits darum, uns als Kollektiv weiterzuentwickeln, aber auch individuell-methodisch soll an einigen Stellschrauben gedreht werden. Außerdem, das ist wohl der wichtigste Punkt, wollen wir die Jungs topfit kriegen. Ich kann nicht voraussagen wie viele Spiele wir gewinnen werden, aber ich kann versprechen, dass meine Spieler physisch ideal austrainiert sein werden bis zum Start der Rückrunde am 20. Februar gegen Eutin 08.

Planen Sie auch eine Änderung des Spielsystems und der taktischen Grundformation?
Das muss man noch abwarten und man darf sich auch den Stärken und Anfälligkeiten der Gegner gegenüber nicht verschließen. Prinzipiell aber ist das 4-2-3-1 meine favorisierte Formation. Dabei sind eine hohe Positionstreue und das Halten der richtigen Abstände zwischen den einzelnen Spielern allerdings extrem wichtig. Wenn du da nur einige Lücken anbietest, nutzen das gute Mannschaften in dieser Liga sofort eiskalt aus.

Mit Bernd Ewers (Torhüter), Mathias Wrzesinski (primär defensives Mittelfeld), Franko Milbradt (zentrales Mittelfeld, alle 1.FC Schinkel), Eslin "Lovers" Kamuhanga (Offensivallrounder, Black Africa FC, Namibia), Baris Coskun (Offensives Mittelfeld, Preetzer TSV) und nun noch Lasse Bork (zentrales Mittelfeld, Eutin 08) kommen einige vielversprechende Neuzugänge an den Hasseldieksdammer Weg. Sehen Sie in all diesen Spielern potenzielle Startelfkandidaten?
Das absolut. Wir haben nur Spieler geholt, von denen wir auch glauben, dass sie dieser Mannschaft weiterhelfen und hier etwas bewegen können. Mit der Wintervorbereitung beginnen alle von Null, müssen und können sich also beweisen. Einerseits wird es darum gehen, vorne deutlich mehr Torgefahr zu versprühen und variabler zu werden. Bisher war es bei Kilia, überspitzt gesagt, eine ,,One-Man-Show" von Yannik Jakubowski. Das war viel zu berechenbar. In der Rückwärtsbewegung waren wir durch das Zentrum viel zu anfällig, auch daran müssen wir nachhaltig etwas verändern. Wir haben mit den Neuen auch viel Erfahrung gewonnen. Coskun war Jugendnationalspieler für Deutschland, Wrzesinski selbiges für Polen und Eslin ,,Lovers" Kamuhanga ist immerhin aktueller namibischer Nationalspieler.

Wie kam der Kontakt zu Kamuhanga zustande?
Michael Braun (Vorsitzender Kilias, Anm. d. Red.) hat den Kontakt hergestellt über einen Bekannten, der sich beruflich um die Integration von afrikanischen Einwanderern kümmert. Seit dem Spätsommer dieses Jahres ist ,,Lovers" in Deutschland und trainiert bei uns schon seit September mit. Genauso wie auch Wrzesinski, Coskun und Ewers bereits seit einigen Wochen mit dabei sind. Das sind fast keine Neuzugänge mehr.

Mit Malte Sawkulycz (Co-Trainer, 1.FC Schinkel) und Michael Nordheim (Towart-Trainer, zuletzt TSV Schilksee) wird auch das Trainerteam verstärkt. Wie blicken Sie dieser zukünftigen Zusammenarbeit entgegen?
Ich verstehe solche Konstellationen immer als Team. Klar hat jeder seine Kernkompetenzen aber die Entscheidungsfindungen geschehen da schon auf einer gemeinsamen Basis. Am Ende hab ich nach außen hin zwar ,,den Hut auf", das bedeutet untereinander aber nicht viel.

Den Neuzugängen stehen auch einige Abgänge gegenüber: Felix Wagner, Florian Frisch (beide SpVg Eidertal Molfsee), Dennis Jaeger (berufsbedingt) und Torsten Rohwer (Ziel unbekannt). Trauern Sie diesen Spielern hinterher?
Ich finde prinzipiell jeden Abgang aus meiner Mannschaft schade. Mit Rohwer und Jaeger verlässt uns dabei geballte Erfahrung. Wagner und Frisch halte ich beide für Spieler mit Perspektive, die noch großes Entwicklungspotenzial haben. Dennoch, ich denke, dass wir nun in der Breite qualitativ besser besetzt sind und deutlich mehr Optionen haben.

Mal eine nicht fußballspezifische Frage: Wie verbringen Sie die Vorweihnachts- und die Feiertage?
Wenn ich nicht gerade arbeite, dann im familiären Kreis. Es gilt jetzt für mich auch erst einmal, den Abgang aus Schinkel zu verarbeiten. Bis vor einigen Wochen war es ja beim FC Kilia ebenfalls etwas turbulent, da tut die Pause auch mal ganz gut. So findet sich auch mal die Zeit ein Punktspiel meines Sohnes in Kronshagen, der in der A-Jugend-SH-Liga spielt und Kapitän beim TSV Kronshagen ist, ohne jeglichen Stress anzusehen.

Dann schlummert da ja schon eventuell der nächste Neuzugang für Kilia...
Das muss man mal abwarten. Er ist jetzt im letzten Jugendjahr, wie es danach weitergeht, besprechen wir dann zum gegebenen Zeitpunkt. Ich würde mich natürlich darüber freuen. Ich hab ihn ja schon mal in Kilias Jugend trainiert, das hat damals auch gut funktioniert. Er würde uns als 1,92 Meter großer Innenverteidiger durchaus gut zu Gesicht stehen.

Vielen Dank für Ihre Auskunftsfreudigkeit. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Aufrufe: 022.12.2015, 10:00 Uhr
SHZ / Interview: Willi TichonowAutor