2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Fußballamateur Kwasi Heiser übergibt Sachspenden an eine junge Mutter (13) und ihr zwei Wochen altes Baby. Foto: Privat.
Fußballamateur Kwasi Heiser übergibt Sachspenden an eine junge Mutter (13) und ihr zwei Wochen altes Baby. Foto: Privat.

Einsatz für Straßenkinder

Interview: Kwasi Heiser spricht über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seiner Stiftungsarbeit

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WIESBADEN. Kwasi Heiser, 35-jähriger Fußballamateur des SV Erbenheim, setzt sich seit Längerem für das Wohl der Schwächsten in seiner Heimat Ghana ein. Mit großem Eifer organisiert er Events, die den Straßenkindern im Land der „Black Stars“ zugutekommen sollen, darunter das alljährlich im Mai ausgetragene Benefiz-Fußballturnier für Firmen- und Hobbyteams auf dem Gelände des SVE. Für FuPa Grund genug, mit dem umtriebigen Kicker, der seine Spielerkarriere wohl nach dieser Saison an den Nagel hängen wird, ausführlicher über sein soziales Engagement zu sprechen.

Wie kam es zur Gründung von Go for Ghana und der Farm of Hope?

In den Flitterwochen sah ich einen Bericht, der den UNICEF-Spendenskandal thematisierte. Daraufhin kam mir die Idee, selbst aktiv zu werden, damit Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Es begann mit der Sammlung von Hilfsgütern, und 2008 wurde die Initiative „Go for Ghana“ ins Leben gerufen. Ein Jahr später taten wir uns mit dem Verein „Freunde Afrikas“ zusammen, und seit 2010 gibt es „Go for Ghana“ auch in Ghana selbst. Vor Ort diskutierten wir mit Straßen- und Waisenkindern sowie Hilfsorganisationen die drängendsten Probleme; das sind Armut und Hunger auf der einen, kein Zugang zu Bildung auf der anderen Seite.

Wir können heute so vieles, was vor 100 Jahren noch unmöglich war – dennoch stirbt alle fünf Sekunden ein Kind an Unterernährung. Um dagegen etwas zu tun, hat „Go for Ghana“ in Accra die „Farm of Hope“ gegründet, in der bis zu hundert Kinder eine warme Mahlzeit am Tag und sauberes Trinkwasser erhalten sollen.


Wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht!" sagen: Typisches Haus im Dorf Bosomabra (Ghana). Foto: Privat.

Was soll mit der Stiftung erreicht werden?

Wir wollen das Leid der Kinder lindern und gleichzeitig Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen, indem wir landwirtschaftliche Entwicklung vor Ort fördern, damit Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken gestillt werden können. Darüber hinaus sollen sie Zugang zu Schulbildung und eine Unterkunft erhalten. Wir planen auch eine Gesundheitsstation und eine Ausbildungswerkstatt, um handwerkliche Berufe zu erlernen und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Welche Erfolge habt ihr mit eurer Wohltätigkeitsarbeit bereits erzielen können?

Mit dem ersten Hilfscontainer 2008 konnten wir Flutopfern Sachspenden zukommen lassen. Die „Ghana Times“ hat sogar darüber berichtet. Seitdem haben wir viele Organisationen und Menschen mit Sachspenden unterstützt, darunter Spielsachen, Kleidung, Fahrräder und vieles mehr. Zudem veranstalten wir regelmäßig Fußballturniere, deren Einnahmen unter anderem in den Kauf des Grundstücks für die „Farm of Hope“ geflossen sind, sowie Sponsorenläufe und Kinderbasare.


Lächeln für die Kamera: Bosomabras Kids scheinen glücklich über den Besuch aus dem fernen Europa. Foto: Privat.

Gab es auch Rückschläge? Wenn ja, welche und wie seid ihr damit umgegangen?

Da wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, Menschen zu helfen, und jeder gerne die Hilfe erhalten würde, kann sehr viel Neid entstehen. Solche und andere Rückschläge kann man leider nicht vermeiden, jedoch versuchen wir, das Beste daraus zu machen und aus Fehlern zu lernen.

Welche Rückmeldung erhältst du von den Menschen aus Ghana?

Ich spreche fast täglich mit Mitarbeitern der Farm, und wir erhalten bisher nur positives Feedback von Kindern, Eltern und anderen Organisationen. Sie alle sind sehr dankbar, für die Unterstützung und Spenden.


Kleines Dankeschön: Interviewte Straßenkinder in Accra freuen sich über Cracker aus der Hand von Michael Schickel, Vorsitzender der "Freunde Afrikas". Foto: Privat.

Welche Ziele habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?

Letztes Jahr wurde unser Antrag auf finanzielle Unterstützung vom BMZ noch abgelehnt. Wir werden einen zweiten Anlauf starten, um damit den Bau einer Schule zu finanzieren. Wir haben hierfür bereits einen Partnerverein gewinnen können, der uns hilft, das Projekt „Farm of Hope“ zu verwirklichen, und neben der Schule auch drei Schlafräume, für Straßen- und Waisenkinder bauen will. Zudem suchen wir einen Sponsor für eine langfristige Partnerschaft und einen Partner, mit dem wir gemeinsam große Sommerturniere für Fußballvereine veranstalten können.
Darüber hinaus wollen wir weitere Volontäre nach Ghana bringen, die aktiv mitarbeiten und von ihren Erfahrungen berichten, um Transparenz zu gewährleisten.

Wie kann man eure Stiftungsarbeit am besten unterstützen?

Die „Farm of Hope“ ist noch in der Planungsphase und jeder, der sein Know-how aktiv einbringen oder vor Ort in Ghana mitanpacken will, ist herzlich willkommen. Gleiches gilt für diejenigen, die Passiv, etwa durch Übernahme von Patenschaften oder Spenden das Projekt unterstützen möchten – wir sind für jede Sach- und Geldspende dankbar.

Zur Person:

Kwasi Heiser kam als neunjähriger Steppke aus Ghana in die hessische Landeshauptstadt. Mit 13 schnürte er bei Germania Wiesbaden erstmals die Fußballschuhe und brachte es aufgrund seines Talents bald in die B-Jugend von Mainz 05. Der Sprung zu den Profis glückte ihm zwar nicht, dafür aber der erfolgreiche Abschluss einer kaufmännischen Ausbildung der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft. Dennoch arbeitet der Wahlsonnenberger inzwischen als Pflegehelfer des Wiesbadener St. Josefs-Hospitals und betreut darüber hinaus als ehrenamtlicher Projektmanager die Hilfsinitiative „Go for Ghana“.

Hier geht's mit einem Klick zur Vorschau auf Heisers Benefiz-Fußballturnier!

Aufrufe: 05.3.2015, 12:00 Uhr
Sérgio PrestaAutor