2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Die Entscheidung: Timo Röttger (r.) setzt sich gegen Aachens Aimen Demai durch und trifft zum 1:0.
Die Entscheidung: Timo Röttger (r.) setzt sich gegen Aachens Aimen Demai durch und trifft zum 1:0.

Eine reife Leistung der Viktoria

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Nach dem 1:0 beim damit entthronten Tabellenzweiten in Aachen hat das Regionalliga-Team aus Höhenberg nur noch drei Punkte Rückstand zur Spitze - Aufstiegshoffnungen haben also durchaus ihre Berechtigung

Köln/Aachen. Als die Emotionen überkochten und Franz Wunderlich wild gestikulierend einen Aachener Ordner mit doch recht harschen Worten zurechtwies, hatte sich Timo Röttger beinahe unbemerkt in die Mixed-Zone begeben. Im Bauch des Aachener Stadions „Tivoli” blickte der Mittelfeldspieler des FC Viktoria Köln zufrieden in die Runde und kostete den Triumph zunächst im Stillen aus. Kölns Sportvorstand Wunderlich mochte sich derweil kaum beruhigen. „Dass Franz-Josef Wernze der Zutritt zu unserer Mannschaft verwehrt wird, ist eine bodenlose Unverschämtheit”, schrie der 51-Jährige in Richtung der Aachener Security. Immerhin ist Wernze ja Mäzen des FC Viktoria und wollte dem Team seinen Glückwunsch zum verdienten 1:0 (0:0) bei der bis dahin auf eigenem Platz unbesiegten Alemannia übermitteln.

Röttger hatte das alles aufmerksam verfolgt und musste ein wenig schmunzeln. Dabei hatte auch der 29-Jährige in der Partie zuvor einen ziemlich kernigen Eindruck hinterlassen: Das Duell in der Fußball-Regionalliga West zwischen den beiden ärgsten Verfolgern von Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II schien wie gemeißelt für den ehemaligen Profi: Röttger kämpfte und grätschte wie noch niemals zuvor in dieser Saison und avancierte zum überragenden Spieler einer ohnehin starken Kölner Elf. Obendrein glänzte der gebürtige Waldbröler noch als Torschütze und war am Ende des Tages nur noch glücklich: „Vor so vielen Fans zu spielen macht natürlich richtig Spaß”, erklärte Röttger. „Von der ersten Minute an war es ein richtig geiles Spiel.”

Seit 13 Spielen unbesiegt

Wobei man Röttger in dessen aus der Emotion geborenen Analyse schon in einigen Punkten widersprechen muss: Vor der für eine Viertliga-Begegnung beachtlichen Kulisse von 11 800 Menschen begann die Auseinandersetzung mit Finalcharakter erwartet fahrig und nervös. Erst nach einer knappen halben Stunde begannen zunächst die Gäste, präziser zu agieren. Claus Costa per Kopf (26.) sowie eine Minute später Tim Väyrynen scheiterten jedoch am Aachener Torwart Frederic Löhe.

Die Aachener Kurve rumorte, trieb die heimstarke Alemannia dadurch aber auch an: Innerhalb von von drei Minuten vergaben zunächst Dennis Dowidat, Peter Hackenberg und schließlich Kevin Behrens mit einem Heber aus 40 Metern (31.). Die Partie wogte hin und her; zur Halbzeit hätte es auch 2:2 statt 0:0 stehen können.

Dass die in zuletzt 13 Pflichtspielen unbesiegten Kölner unter der Leitung ihres jungen Trainers Tomasz Kaczmarek zu einer reifen Mannschaft geworden sind, demonstrierten sie in der Folge nachdrücklich: Nach dem Wechsel dominierten die Höhenberger zusehends. Eine Hereingabe von Mike Wunderlich wuchtete Röttger per Kopf ins lange Eck, der Torschütze drehte jubelnd ab und feierte die verdiente Führung (52.).

Die Alemannia wirkte angezählt und fand gegen das stabile Viktoria-Bollwerk keine Mittel mehr. Angesichts der vornehmlich in der zweiten Hälfte überzeugenden Darbietung geriet Kaczmarek schier in Verzückung: „Meine Spieler waren fantastisch”, schwärmte der 30-Jährige später. „Die Mentalität und der absolute Siegeswille waren zu jedem Zeitpunkt zu spüren. Wir sind in einer sehr guten Phase.”

Das von Kölns Coach beschriebene Momentum scheint sich also zum richtigen Zeitpunkt der Saison in Richtung Viktoria Köln zu neigen. Auf Rang zwei mit drei Punkten Rückstand auf die Borussia lässt sich durchaus aufbauen.

Aufrufe: 01.5.2015, 21:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor