2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Eine außergewöhnliche Doppel-Aufgabe

Andreas Pach trainiert ab sofort zwei Fußball-Teams: die Frauen von Fortuna Dresden und die Männer von Stahl Riesa.

Das passiert in dieser Größenordnung auch nicht alle Tage. Der Trainer eines Frauenfußball-Drittligisten coacht parallel ein Männer-Landesliga-Team. Andreas Pach traut sich diese Aufgaben offenbar zu. Seit Montag hat der Trainer des Regionalligisten 1. FFC Fortuna Dresden (6.) auch die sportliche Leitung beim aufstiegsambitionierten Landesliga-Dritten Stahl Riesa übernommen. Wie das Zusammenspiel klappen soll, erklärt der 45-Jährige im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung.

Herr Pach, Sie wollen sich tatsächlich diese Doppelbelastung antun?

Dass ich beide Mannschaften parallel betreue, haben die Mädels nicht anders verdient. Ich hätte sie nicht einfach im Stich lassen können, das ist nicht meine Art. Wenn sich das nicht unter einen Hut hätte zwängen lassen können, wäre es schwierig für mich geworden. Aber ich habe das familiär abgeklärt – dort habe ich bis zum Saisonende den Rückhalt. Der Einzige mit einer Doppelbelastung bin ich. Ich muss das regeln und lösen.

Man könnte mutmaßen, Sie seien bisher nicht ausgelastet gewesen.

(lacht) Mit Sicherheit bin ich ausgelastet, bin ordentlich beschäftigt. Ich bin ja Riesa nicht hinterhergerannt und habe gefragt, ob ich etwas tun könne. Das wird jetzt privat und familiär eine enorme Belastung, weil vor allem meine Kinder (ein 13-jähriger Sohn und eine 17-jährige Tochter/Anm. d.A.) zurückstecken müssen, was mich betrifft. Die Nachmittags- und Abendstunden gehörten bislang ihnen. Da wird auf absehbare Zeit etwas abgeknappst. An dieser Stelle muss ich einfach meinen Eltern ganz herzlich danken, die da für mich als alleinerziehender Vater vieles absichern. Ohne sie ginge das nicht.

Weshalb gehen Sie das Risiko der Doppelbelastung dann eigentlich ein?

Weil ich letztes Jahr schon als Co-Trainer in Riesa arbeitete, der Kontakt geblieben ist. Die Anfrage war kurzfristig – am Sonntagabend. Ich brauche in Riesa aber keine Eingewöhnungszeit, ich kenne die Truppe.

Haben Sie Bedenken, von beiden Aufgaben überlastet zu werden?

Ich hoffe nicht. Ich ernähre mich gesund, versuche das zu schaffen. Wenn ich mir das nicht zutrauen würde, wäre es fatal gewesen, in Riesa zuzusagen.

Sie planen diese Doppelaufgabe aber nur bis zum Saisonende?

Genau.

Und dann steht eine Entscheidung an?

Vielleicht. Mit beiden Teams ist sportlich noch alles möglich. Aber so weit sind meine Planungen noch nicht. Ich arbeite bei Fortuna seit zweieinhalb Jahren an einer tollen Aufgabe, habe auch nicht vor, das infrage zu stellen. Ich wurde aus Riesa angefragt, ob ich helfen könne: Kann ich. Alles andere ist zu besprechen, wenn die Zeit dafür rangerückt ist. Die Aufgabe in Riesa ist mit Sicherheit interessant, aber es gäbe bestimmt nicht viele Trainer, die sich das in der Konstellation angetan hätten.

Wie sieht bei Ihnen jetzt konkret eine Woche aus?

Ich stehe sieben Tage auf dem Platz. Riesa spielt samstags, Fortuna sonntags. Die Trainingstage, die ich bislang freihatte, zwacke ich bei meinen Kindern ab und bin in Riesa.

Am 10. April ist die einzige Überschneidung beider Teams. Wo werden Sie an der Seitenlinie stehen?

Keine Ahnung, darüber habe ich mir noch keinen Kopf gemacht.

Halten Sie den Aufstieg mit Riesa für realistischer als den mit Fortuna?

Ich arbeite ja nicht seit fast drei Jahren bei Fortuna, um dort etwas zu verwalten. Ich denke, man sieht auch, dass wir einiges entwickeln konnten. Nicht nur auf dem Platz, auch in der Klubstruktur. Mittelfristig bleibt das Ziel, die 2. Bundesliga anzustreben. Wir entwickeln uns gegen den gegenwärtigen Trend – nämlich positiv. Aber in Riesa ist der Aufstieg in dieser Saison realistischer – bei einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Chemie Leipzig.

Wie läuft bei Ihnen das kommende Wochenende ab?

Das Wochenende bestreite ich am Frühstückstisch mit meinen Kindern. Dann bin ich mit Stahl am Sonnabend in Kamenz beim Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten. Am Sonntag stehe ich im Steyer-Stadion an der Seitenlinie bei Fortuna – wir spielen 14 Uhr gegen den FFV Leipzig II.

Mit dem Segen seiner Kinder von Jörg Richter Andreas Pach trainiert ab sofort Stahl Riesa. Bleibt der bisherige Coach Martin Bocek weiter Spieler der Landesliga-Elf?
Aufrufe: 017.3.2016, 13:43 Uhr
Alexander HillerAutor