2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Gelb-Rot - nur für wen? Die Kartenspielertricks eines Schiedsrichters sorgen für Verwirrung im Fußballbezirk Donau. Foto: imago sportfotodienst
Gelb-Rot - nur für wen? Die Kartenspielertricks eines Schiedsrichters sorgen für Verwirrung im Fußballbezirk Donau. Foto: imago sportfotodienst
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Ein Mann sieht Gelb-Rot - nur welcher?

Zum Sportgerichtsurteil des Spiels der Kreisliga A 2 zwischen dem FV Weithart und dem SC Türkiyemspor

Verlinkte Inhalte

Bad Saulgau / sz - Der FV Weithart kämpft derzeit in der Kreisliga A, Staffel 2 ums sportliche Überleben. Zwei Punkte Vorsprung hat die Mannschaft derzeit auf den vermeintlichen Relegationsrang 13. Es könnte ein Punkt mehr sein, wäre da nicht die Umwertung des Spiels gegen den SC Türkiyemspor Bad Saulgau. Weil der FV Weithart in diesem Spiel einen Spieler eingesetzt hat, der zu diesem Zeitpunkt nicht spielberechtigt gewesen sein soll, wurde aus dem 1:1 auf dem grünen Rasen am grünen Tisch ein 0:3.

Doch so eindeutig, wie sich die Sache zunächst darstellt, sind die Fakten nicht. Die Geschichte nahm ihren Anfang beim 5:2-Sieg des FV Weithart gegen den TSV Gammertingen am 23. Oktober des vergangenen Jahres. Weithart feierte einen deutlichen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt, verlor aber in der 69. Minute seinen Spieler Gregor Knäpple mit Gelb-Rot, kurz nachdem Hans Vetter das 5:1 erzielt hatte (56.). "An der Szene, die zum Platzverweis geführt hat, waren sowohl Gregor als auch Hans beteiligt, aber der Schiedsrichter (Name liegt der Redaktion vor, d. Red.) hat Gregor mit Gelb-Rot vom Platz gestellt", erinnert sich Benjamin Walter, Vorsitzender des FV Weithart. Knäpple verließ den Platz, der zuständige Berichterstatter gab gegenüber der Schwäbischen Zeitung korrekt an: "Gelb-Rot: Gregor Knäpple, 69. Minute." So war es dann am Montag auch zu lesen. Im Online-Spielbericht im DFB-Net erschien jedoch Hans Vetter als Gelb-Rot-Sünder, derselbe Spieler, der laut fussball.de aber in der 85. Minute ausgewechselt wurde, zu einem Zeitpunkt, in dem er laut Spielbericht des Schiedsrichters 16 Minuten schon gar nicht mehr auf dem Platz stand. Vetter wurde für ein Spiel gesperrt und war somit im DFB-Net, wo die Vereine ihre Mannschaften nominieren müssen, nicht nominierbar für das Spiel gegen Türkiyemspor. (Seit dieser Saison gibt es auch im unteren Amateurbereich Ein-Spiel-Sperren für Gelb-Rote Karten.) Die Frage bleibt allerdings, warum ein Schiedsrichter einen Spieler im Spielberichtsbogen auswechseln kann, den er kurz zuvor vom Platz gestellt hat. Ein Fehler im System also?

"Wir haben den Staffelleiter Michael Mann auf den Fehler des Schiedsrichters aufmerksam gemacht. Mann hat dann mit dem Schiedsrichter Rücksprache gehalten und sich - so hat er es uns erzählt - über den Sachverhalt informiert", sagt Walter. Der Schiedsrichter habe Mann gegenüber bestätigt, er habe Vetter vom Platz gestellt. Auch Michael Mann bestätigt das: "Ich habe zweimal beim Schiedsrichter angefragt. Jedes Mal hat er mir erklärt: ,Es war so. Der Spieler, den ich vom Platz gestellt habe, war der, den ich im DFB-Net angegeben habe.’ Was soll ich mehr tun?" Mann habe dann den FV Weithart davon in Kenntnis gesetzt und gesagt: "Alles bleibt so, wie vom Schiedsrichter entschieden: Vetter bleibt gesperrt, Knäpple ist spielberechtigt", sagt Walter. "Das hätte ich nicht sagen sollen", sagt Mann. "Diesen Vorwurf mache ich mir." Auch fand keine schriftliche Niederlegung des Vorgangs statt. Dem FV Weithart liegt die Zusage Manns, Knäpple darf spielen, jedoch auf einem Tonband eines Anrufbeantworters vor.

Gegen den SC Türkiyemspor spielte Knäpple, Vetter saß draußen. Das Spiel endete 1:1. Punkt für Weithart. Doch dann las der SC Türkiyemspor noch mal Zeitung ... und legte Protest gegen die Wertung ein. "Ich nehme das Türkiyemspor überhaupt nicht übel", versichert Walter. "Wir hätten genauso gehandelt." Vetter und Knäpple spielten im nachfolgenden Spiel gegen Kettenacker (3:4). Doch nach dem Spiel gegen den KFH flatterte dem FV Weithart Post ins Haus. Umwertung des Spiels gegen Türkiyemspor in ein 0:3 aus Weithart-Sicht und vier Spiele Sperre für Gregor Knäpple. Begründung: Knäpples Einsatz sei unberechtigt gewesen. Das KFH-Spiel blieb unberührt, denn - egal wer gesperrt gewesen wäre - er hätte nach dem Absitzen der Ein-Spiel-Sperre ja wieder spielen dürfen. Der FV Weithart legte Protest gegen die lange Sperre ein und begründete dies mit der Aussage des Staffelleiters, die ja noch auf Band vorlag. "Michael Mann hat uns versichert, dass wir ihn in unserer Stellungnahme wörtlich zitieren dürfen", sagt Walter. Das 0:3 gegen Türkiyemspor blieb, die Sperre wurde - vom Verbandssportgericht - auf zwei Spiele reduziert. Wohl auch, weil zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei Spiele 2016 in der Kreisliga A 2 anstanden.

"Das alles lässt mich ratlos zurück", sagt Walter über die Vorgänge. "Wir machen den Staffelleiter auf den Fehler aufmerksam, bemühen uns um Klärung. Und dann so was. Das ist ein dicker Hund. Wir wissen jetzt gar nicht, wie wir uns in einem solchen Fall in Zukunft verhalten sollen. Lassen wir beide draußen? Wir haben uns ja nicht ohne Grund beim Staffelleiter rückversichert." Michael Mann habe gegenüber dem FV Weithart sein Bedauern über das Urteil des Sportgerichts geäußert. "Er hat gesagt, dass es ihm Leid tut", sagt Walter. "Aber wir sind halt darauf angewiesen, dass wir uns auf eine Aussage des Staffelleiters verlassen können. Auch Walter selbst musste die Sache den eigenen Fans erklären. "Wir mussten erst mal allen erzählen, warum und wie das alles gekommen ist." Trotzdem will Walter eigentlich nun die Sache auf sich beruhen lassen. "Wir wollen da eigentlich jetzt nen Knopf dran machen." Wohl auch um sich auf den Abstiegskampf konzentrieren zu können. Michael Mann hat angekündigt, am kommenden Wochenende , wenn der SV Langenenslingen in Rosna spielt, mit dem FV Weithart noch einmal sprechen zu wollen. "Das will und werde ich so machen. Nicht auszudenken, was los ist, wenn Weithart wegen eines Punkts absteigen sollte", sagt Mann.

Der Bezirksvorsitzende Jürgen Amendinger wirft dem FV Weithart vor, sich nicht bei ihm als Bezirksvorsitzenden rückversichert zu haben. "Ich hatte in der Vorrunde mehrmals einen ähnlich gelagerten Fall, dass Schiedsrichter einen falschen Spieler als gesperrt eingetragen haben. Die haben mich dann angerufen und wir haben das geklärt." Denn wohl auch auf die Beharrlickeit des Bezirksvorsitzenden hin fiel der Schiedsrichter der Partie Weithart - Gammertingen um. "Ich habe ihn angerufen. Im ersten Gespräch hat er mir versichert, dass er den richtigen Spieler ins DFB-Net eingetragen hat. Dann haben wir aufgelegt. Fünf Minuten später klingelte das Telefon und der Schiedsrichter hat zu mir gesagt: ,Ich glaube, ich habe mich geirrt.’" Die Spielsperre für Knäpple und die Strafe für den FV Weithart - die jedoch in einer Umfrage unter Fachleuten viele nicht nachvollziehen können - erklärt Jürgen Amendinger so: "Eine Strafe musste sein, denn er hat ja - ganz gleich, was auf dem Spielberichtsbogen stand - gewusst, dass er es war, der vom Platz geflogen ist. Und auch Weithart wusste es."

Aufrufe: 04.4.2017, 12:33 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor