2024-05-10T08:19:16.237Z

Relegation
Steht auf, wenn ihr Meitingen seid! Marco Lechner und Florian Bauer (vorne) wollen am Sonntag im zweiten und definitiv letzten Relegationsspiel gegen den FC Stätzling noch einmal alles geben, um den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel auszumerzen.  Foto: Karin Tautz
Steht auf, wenn ihr Meitingen seid! Marco Lechner und Florian Bauer (vorne) wollen am Sonntag im zweiten und definitiv letzten Relegationsspiel gegen den FC Stätzling noch einmal alles geben, um den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel auszumerzen. Foto: Karin Tautz

Ein letztes Mal aufstehen

Weil Mentalität oft über Qualität steht hat man beim TSV Meitingen vor dem Rückspiel gegen den FC Stätzling trotz der 0:1-Niederlage die Hoffnung noch nicht aufgegeben

Seit acht Wochen kämpft der TSV Meitingen um den Klassenerhalt in der Landesliga. Am Sonntag steht das allerletzte und entscheidende Spiel gegen den FC Stätzling auf dem Programm. Am Freitagabend gab’s den letzten Kick für die Kicker, als sie bei der alljährlichen Sportlerehrung im Rathaus von Bürgermeister Dr. Michael Higl für den Aufstieg in die Landesliga ausgezeichnet wurden. „Wenn das keine Motivation ist, etwas festhalten zu wollen“, sagt Abteilungsleiter Torsten Vrazic.

TSV Meitingen - FC Stätzling (So., 5.6., 16 Uhr)
Seit acht Wochen fiebert der Meitinger Macher, der auf der Bank derzeit die Anweisungen von Spielertrainer Florian Prießnitz umsetzt, mit seiner Mannschaft mit und lässt seinen Emotionen dabei freien Lauf. „Das muss einfach raus, sonst hält man das nicht aus“, sagt der 43-Jährige, der felsenfest vom Klassenerhalt überzeugt ist. Fragen nach einem Plan B grätscht Vrazic verbal ab: „Mit diesem Thema befasse ich mich nicht. Wenn ich mich damit auseinandersetzen würde, wäre ich nicht Abteilungsleiter beim TSV Meitingen. Ich glaube an die Mannschaft. Was sie in den letzten Wochen abgeliefert hat, war beste Werbung für den TSV und hat uns viele Sympathien eingebracht.“
Klar, auch Torsten Vrazic weiß, dass das 0:1 aus dem Hinspiel ein „Sch....ergebnis“ ist. Trotzdem behält man den Kopf hoch. „Das Einzige, was uns einen Vorteil gebracht hätte, wäre ein Sieg gewesen.“ Und der sei durchaus drin gewesen: „Wir hatten auch in Stätzling die Möglichkeiten, ein oder zwei Tore zu erzielen. Wir waren richtig gut und sind nicht belohnt worden.“ Das macht ihm Hoffnung. Und die Tatsache, dass die Mannschaft nach dem 0:1 nicht niedergeschlagen war, sondern richtig stinkig. „Das Resultat entspricht nicht dem, was die Truppe geleistet hat.“
Auch Spielertrainer Florian Prießnitz hat die Hoffnung noch längst nicht aufgegeben: „Manchmal steht Mentalität über Qualität“, setzt er darauf, dass die Seinen in diesem letzten Gefecht nochmals alles in die Waagschale werfen. Die Partie in den Lechauen werden eine ganz andere werden. „Am Mittwoch wollte man Tore verhindern, diesmal müssen Tore fallen“, sagt Torsten Vrazic. Auch er vertraut den Meitiger Mentalitätsmonstern: „Die Mannschaft wird rennen und kämpfen bis zum letzten Muskelzucken.“ Bis auf Simon Schröttle, der an einer Knöchelprellung laboriert, stehen alle Akteure zur Verfügung. Prießnitz und Vrazic haben noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: den zwölften Mann, die Meitinger Zuschauer. „Vor diesem geilen Publikum ist jede Sensation möglich!“, sind sie sich einig.
Sollte der TSV Meitingen am Sonntag den Klassenerhalt geschafft haben, muss Torsten Vrazic übrigens wieder ein Versprechen erfüllen. Nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr war er bekanntlich in den eiskalten Lech gesprungen. Diesmal hat er angekündigt, einen Baum am Sportgelände in den Lechauen zu erklettern. Dies wiederum hat die Gemeinde auf den Plan gerufen, die festgestellt hat, dass dieselben dafür ungeeignet seien, weil vom Käfern befallen. So müssen die Fichten nun gefällt werden. Vrazic lässt auch das kalt: „Ich habe schon einen ausgesucht, der mich aushält.“
Das Hinspiel hat dem FC Stätzling Kraft gekostet. FCS-Trainer Helmut Riedl sagt: „Meitingen hat sich als starker Gegner erwiesen.“ In der 71. Minute sah Maximilian Heiß die Gelb-Rote Karte. Bis zu diesem Zeitpunkt war noch kein Tor gefallen. Riedl sagt selbst: „Es war eigentlich nicht daran zu denken, das Spiel noch positiv zu gestalten.“ Doch es kam anders. Stätzling suchte auch in Unterzahl weiter den Abschluss. Dann fiel das Siegtor aus einer Standardsituation heraus. Lewis Horn war bei einer Ecke zur Stelle und traf mit dem Kopf in der 80. Minute. Danach ließ Stätzling kein Gegentor zu, obwohl in der Nachspielzeit auch noch Patrick Szilagyi mit Gelb-Rot vom Platz geschickt wurde. „Ein verdientes Produkt eines gelungenen Kraftaktes“, sagt Riedl. Laut dem Trainer ist das Team jedenfalls gewarnt, sich nicht auf dem knappen Vorsprung auszuruhen. Von der Aufstellung her wird sich nicht viel verändern. Abwehrspieler Stefan Reinthaler hatte sich in der ersten Runde gegen Fürstenfeldbruck eine Rote Karte eingefangen und ist daher auch im letzten Relegationsspiel gesperrt. Innenverteidiger Daniel Hadwiger ist verletzt und kann am Sonntag nicht spielen. Folglich werden Maximilian Heiß und Horn wohl wieder in die Verteidigung rücken. Riedl lobt jedenfalls Horn für seine gute Leistung. Der 23-Jährige war lange Zeit verletzt und konnte erst zum Ende der Saison wieder eingreifen. Gegen Meitingen spielte er erstmals seit mehreren Wochen wieder eine Partie durch und wurde mit seinem Tor gleich zum „Matchwinner“. Auch Szilagyi lieferte im defensiven Mittelfeld eine gute Leistung ab. Er wird das Team aber mit unbekannten Ziel verlassen.
Vor Beginn des Hinspiels war auch Riedl vom Verein offiziell verabschiedet worden – nach acht Jahren. Das lief für ihn aber „etwas nebenbei“, wie er sagt. „Ich war noch ganz auf das Spiel fokussiert.“ Es wird aber noch eine Feier mit der Abteilung geben, die Riedl dann wohl mehr genießen wird. Eine neue Station als Trainer, stehe noch nicht in Aussicht. „Ich fahre jetzt erst einmal mit meiner Frau in den Urlaub“, sagt er. Allerdings lässt der Trainer auch anklingen, dass er sich ein Leben ganz ohne Fußball nicht vorstellen kann.

Aufrufe: 04.6.2016, 14:32 Uhr
Augsburger Allgemeine / Oliver Reiser, Philipp SchAutor