2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der Chef des luxemburgischen Fußballs: Reinhold Breu (sitzend) im Kreise seiner Mitarbeiter im nationalen Trainingszentrum im südluxemburgischen Mondercange. F.:
Der Chef des luxemburgischen Fußballs: Reinhold Breu (sitzend) im Kreise seiner Mitarbeiter im nationalen Trainingszentrum im südluxemburgischen Mondercange. F.:

»Ein Job in Bayern ist immer eine Überlegung wert«

Zunächst aber hat Reinhold Breu (46) seinen Vertrag als Sportdirektor beim luxemburgischen Fußballverband bis zum 30. Juni 2019 ausgeweitet

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Klar, Markus Weinzierl fällt den meisten ein, wenn`s um bekannte niederbayerische Botschafter in der großen Fußballwelt geht. Den nicht mehr ganz so jungen Semestern ist natürlich auch Klaus Augenthaler ein Begriff, der mit Deutschland 1990 den Weltmeistertitel holte und momentan den SV Donaustauf coacht. Reinhold Breu hingegen gerät eher selten in den medialen Fokus. Doch der 46-Jährige aus Edenstetten bei Deggendorf hat sich auch international längst einen Namen gemacht. Der Ex-Profi ist seit Juni 2011 Sportdirektor beim luxemburgischen Fußballverband. Von der A-Nationalelf bis hin zur Talentförderung in den Leistungszentren - ohne Breu läuft nicht viel im Fürstentum. Mit Erfolg: Jetzt hat der 46-Jährige seinen Vertrag vorzeitig um weitere zwei Jahre bis 2019 verlängert. Was ihn so an seinem Job im kleinen Nachbarland reizt und ob er seine bayerische Heimat vermisst, darüber hat Breu mit FuPa geplaudert.
"Ich mache seit mehr als 30 Jahren nur Fußball und bin sehr glücklich darüber, dass ich es geschafft habe, mein Hobby zum Beruf zu machen", ist Reinhold Breu dankbar, in dem schnelllebigen und mitunter überhitzten Fußballgeschäft mitmischen und gestalten zu dürfen. "Gerade der Übergang vom Spieler zum Trainer, Nachwuchskoordinator oder Sportdirektor ist ja nicht immer so einfach. Ich fühle mich in Luxemburg sehr wohl und will die nächsten Jahre bleiben und den Fußball weiterhin nach vorne bringen", erklärt der 46-Jährige und fügt nicht ganz ohne Stolz hinzu: "Wir haben in den letzten Jahren aufgeholt und können mittlerweile gegen jeden Gegner mitspielen. Sicherlich nicht mit den Top-10, aber gerade gegen die Nationen im Mittelfeld haben wir sehr gute Resultate erzielt." Womit Breu sicher nicht übertreibt. Beispiele? In der WM-Qualifikation für den globalen Showdown 2018 in Russland setzte es gegen Schweden (0:1) und die Niederlande (1:3) knappe Niederlagen, in Weißrussland holten die Kicker des Fürstentums ein 1:1. Ende März kommt dann Vize-Europameister Frankreich nach Luxemburg. Mit einem furchtlosen wie selbstbewussten Auftritt soll die "Grande Nation" geärgert werden - mindestens.

»Es ist und bleibt eine ständige Herausforderung und ein schwerer Weg.«

Die Jugendarbeit ist für den Ex-Profi des 1. FC Köln und der Wiener Austria das A und O, weshalb er sich auch über die Erfolge der U15 gegen die Türkei (4:1) und gegen den Nachbarn Belgien (4:2) tierisch gefreut hat. Gemäß seinem niederbayerischen Naturell will der Deggendorfer sich aber gar nicht lange selbst beweihräuchern, sondern weiter sein gesamtes Know-How einbringen. Die Weiterentwicklung der A-Nationalelf und die Integration junger Talente stehen dabei ganz oben auf seiner Agenda: "Es ist und bleibt eine ständige Herausforderung und ein schwerer Weg. Denn alle Nationen investieren enorm in den Aufbau professioneller Strukturen im Nachwuchsbereich. Gerade die "kleinen" Nationen investieren viel, um konkurrenzfähig zu werden bzw. dann zu bleiben." Die Strukturen in dem Zwergstaat sind selbstredend nur schwer mit denen der großen Fußballnationen zu vergleichen. Dennoch treibt Breu zielstrebig die Professionalisierung voran und hat sich ganz besonders eins auf die Fahnen geschrieben: "Talente sollen mit unserer Ausbildungsqualität die Chance auf eine Profikarriere bekommen. Das klappt schon sehr gut. Viele interessante Talente spielen zum Beispiel bei Bundesligavereinen."

»Ich fühle mich sehr wohl in Luxemburg. Dennoch bin ich in jeder freien Minute in meiner Heimat.«

Man merkt, Reinhold Breu macht seinen Job mit viel Herzblut. Auf die Arbeit des Niederbayern möchten die Entscheider im Fürstentum mittlerweile nicht mehr verzichten. "Ich habe einen tollen und sehr anspruchsvollen Job. Die Jahre haben gezeigt, dass man mit Fleiß und einem klaren Konzept vieles erreichen kann. Der Präsident Paul Philipp und ich sind uns darüber einig, dass der eingeschlagene Weg mit einem klar definierten Ausbildungskonzept der absolut richtige ist und legt großen Wert darauf, dass ich meine Arbeit fortsetze." Der Tätigkeitsbereich von Breu beschränkt sich dabei keineswegs nur auf sein Büro oder das nationale Trainingszentrum; der Familienvater ist viel unterwegs: "Luxemburg hat als kleines Land nur rund 8000 aktive Jugendspieler. Da darf uns kein Talent durch die Lappen gehen. Deshalb müssen wir sichten, sichten, sichten." Über Langeweile wird sich der Edenstettner fernab von Niederbayern also auch die nächsten zweieinhalb Jahre sicher nicht beklagen können. Kommt bei Breu eigentlich so gar kein Heimweh auf? "Ich fühle mich sehr wohl in Luxemburg. Dennoch bin ich in jeder freien Minute in meiner Heimat. Ich habe ja meine Familie und mein Haus in Edenstetten. Ich kann da sehr gut abschalten und meinen Akku aufladen." Ein Angebot aus dem Freistaat würde sich Breu definitiv zumindest anhören. "Natürlich ist ein Job in Bayern immer eine Überlegung wert", schmunzelt der sympathische Fußballfachmann und schließt mit den Worten einer lebenden Legende: "Schau`ma mal."


Aufrufe: 013.2.2017, 08:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor