2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Sieht eine Herkulesaufgabe auf seine Windecker Elf zukommen: Trainer Marcus Voike (rechts)., Foto: Bröhl
Sieht eine Herkulesaufgabe auf seine Windecker Elf zukommen: Trainer Marcus Voike (rechts)., Foto: Bröhl

Ein Gegner auf der Überholspur

Windeck muss am Sonntag zum Aufsteiger TV Herkenrath

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Der TSV Germania Windeck tritt am zweiten Spieltag der Mittelrheinliga beim TV Herkenrath an, der fünfmal in Folge aufgestiegen ist. Zum Auftakt gelang dem Aufsteiger schon eine Überraschung beim Bonner SC.

Die Geschichte des kommenden Gegners von Germania Windeck klingt wie ein Märchen — zu schön, um wahr zu sein. Doch der TV Herkenrath hat es tatsächlich geschafft, fünfmal in Folge aufzusteigen. Damit gelang dem Fußballklub aus dem 3500 Einwohner zählenden Stadtteil von Bergisch Gladbach in Rekordzeit der Sprung von der C-Klasse in die Mittelrheinliga. Und dort startete der Neuling gleich mit einem 3:0-Erfolg beim Topfavoriten Bonner SC in die Saison. Sollte sich die fünfthöchste deutsche Spielklasse am Ende etwa auch nur als Durchgangsstation entpuppen? Cheftrainer Michael Hornig, der das Team in der Bezirksliga übernahm, wiegelt ab: „Wir sollten jetzt nicht überschnappen. Die 40-Punkte-Marke zu erreichen, ist nach wie vor unser Ziel.”

TV Herkenrath 09 - TSV Germania Windeck (So 15:15)

Schiedsrichter: Andreas Nonnenmacher (VfL Vichttal)

Am Sonntag peilen die Herkenrather im Spiel gegen Windeck die Zähler vier bis sechs an. Ein Aufeinandertreffen dieser beiden Klubs war vor wenigen Jahren noch undenkbar. Schließlich stieg Herkenrath 2009 in die C-Liga und damit in die niedrigste Amateurklasse ab. Bei einem Besuch der Spiele auf dem Ascheplatz am Braunsberg deutete damals nur herzlich wenig auf eine rosige Zukunft hin. Doch dann nahm der damalige Geschäftsführer Manfred Faber die Geschicke des Vereins in die Hand. Der Aufschwung des Klubs ist eng mit dem Namen des heutigen Vorsitzenden der Fußballabteilung verbunden. „Er ist der Boss”, bestätigt Hornig. Dank Fabers Hilfe und städtischer Unterstützung ließ man 2010 einen Kunstrasenplatz errichten. Zudem überredete der 67-Jährige zahlreiche ehemalige Talente des TVH zur Heimkehr und mit ihnen kam auch der Erfolg zurück. 2011 glückte der Sprung in die B-Liga; es sollte nur der Anfang einer beispiellosen Erfolgsstory sein.

Entgegen anderslautender Vermutungen hat sich Herkenrath den Erfolg nicht erkauft, sondern hart erarbeitet. „Hier wurden noch nie Unsummen bezahlt”, erklärt Hornig. Noch heute stünden mit Kapitän Patrick Dicke und Hendrik Lieth zwei Spieler im Kader, die einst in der C-Liga mitkickten. Der Kern des Teams spielt bereits seit 2012 zusammen. Zudem seien begehrte Spieler wie Andre Kreuer (Bergisch Gladbach), Marcel Wandinger (VfL Leverkusen) oder Joshua Hauschke (SV Schlebusch) nicht aufgrund des Geldes, sondern wegen der sportlichen Perspektive im Sommer nach Herkenrath gewechselt, betont Hornig. Fabers finanzielle Unterstützung beschränke sich auf Zuschüsse für die Ausrüstung und Fahrtkosten.

Dass man sich in Herkenrath tatsächlich mit dem Verein identifiziert, zeigt die Tatsache, dass von den aussortierten Akteuren im Sommer nur einer den Klub verließ. Der Rest zog es vor, in der eigenen Reserve zu spielen. Auch beim Bau des neuen Tribünendachs packten die Spieler selbst mit an. Die Windecker werden am Sonntag also nicht nur auf eine spielerisch starke Mannschaft treffen, sondern auch auf eine homogene Einheit. „Herkenrath ist kein typischer Aufsteiger und wird mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Das wird eine Herkulesaufgabe”, sagt der Windecker Trainer Marcus Voike. Zumal er auf Jan-Frederick Göhsl verzichten muss.

Doch auch die Windecker nötigen dem Gegner Respekt ab. „Ich habe sie im Spiel gegen Hennef beobachten lassen”, sagt Hornig. Sein Fazit: „Wer Hennef die Stirn bietet und kurz vor Schluss beinahe das 2:2 erzielt, hat Qualität.” Auch für Voike hat der Sohn des einstigen Vize-Weltmeisters Heinz Hornig lobende Worte übrig: „Was er jede Saison aus seiner Mannschaft rausholt, verdient Respekt.” Am Sonntag können die Windecker zeigen, dass Hornig mit dieser Aussage auch diesmal richtigliegt.

Aufrufe: 020.8.2015, 20:45 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor