2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Michael Scheich
F: Michael Scheich

Ein Fußballspieler, der sich neu erfunden hat

Früher war er der wilde Sascha Wilms. Dann fand er über seine tunesische Familie zum Glauben und ist nun Sascha Jamil Chamekh

Sascha Wilms kannte jeder in der Mönchengladbacher Fußballszene. Ihn, den etwas verrückten und wilden Wandervogel, der auf dem Platz sehr emotional war und auch schon einmal handgreiflich wurde. Aber was hat der nun mit Odenkirchens Sascha Shamekh zu tun?

Und wer ist dann Jamil Chamekh? Es ist ein und dieselbe Person, aber eine, die sich nicht nur wegen der Namensänderung geändert hat. Es ist die Geschichte eines Menschen, der sich gefunden oder ganz neu erfunden hat.

Zunächst muss man wissen, dass seine Mutter Deutsche, sein Vater Tunesier ist. Bei einem Urlaub in seinem Heimatland verstarb der Vater. Sascha Wilms wuchs bei seiner Mutter in Rheydt auf, hielt aber immer engen Kontakt zur Familie seines Vaters, der Familie Chamekh. "Bei meinen Besuchen imponierte mir die Art und Weise, wie meine Verwandten ihren Glauben lebten. Ich habe mich dann mit Büchern und im Internet mit dem Islam beschäftigt und festgestellt, dass mir diese Glaubensform sehr nahe kommt", erzählt Sascha Chamekh. Zuvor gehörte er keiner Religionsgemeinschaft an, nun ist er seit neun Jahren überzeugter Moslem. Durch seine Schwester lernte er seine Frau kennen, eine Tunesierin und Moslemin. "Deshalb habe ich den Namen meines Vaters angenommen. Das ist dann auch für meine Frau besser, denn wir haben noch eine enge Verbindung nach Tunesien."

Doch es sind nicht nur diese Äußerlichkeiten, die Chamekh geändert hat. Odenkirchen ist nun seine elfte Vereinsstation im Seniorenbereich. Für ihn aber nichts Außergewöhnliches: "Ich finde es richtig, häufiger zu wechseln. Dadurch lernt man unterschiedliche Menschen kennen, von denen man auch viel lernen kann." Mit Jos Luhukay hatte er schon in Straelen zu tun. Da spielte er gegen Damir Knezovic, mit dem er später auch zusammen für den "Spö" tätig war. "Luhukay machte uns allen etwas vor. Damir Knezovic hielt die Abwehr mit Umsicht, viel Laufarbeit und Ruhe zusammen", erinnert er sich. Davon hat Odenkirchens Mittelfeldspieler schon zu seiner Lürriper Zeit viel übernommen. Aber so ganz kann er seinen impulsiven Charakter nicht bändigen. "Na ja, ab und zu, aber sehr selten gehen einem die Gäule durch. Aber ich bin viel ruhiger geworden. Das hat natürlich auch mit meinem Glauben zu tun. Da hält man sich einfach mehr zurück. Aber man wird ja auch vernünftiger. Früher bin ich tatsächlich auch häufiger aus der Rolle gefallen, wenn ich provoziert wurde. Das wussten leider meine Gegenspieler", sagt er.

Sie wussten aber nicht, dass Sascha Chamekh – so wird er jedenfalls in den offiziellen Mannschaftsaufstellungen geführt – inzwischen auch Jamil Chamekh genannt wird. Das führte beim Dülkener Masters zu einiger Verwirrung, ist aber schnell erklärt. "Ich habe zwei Vornamen: Sascha und Jamil. Meine Freunde nennen mich Jamil. Aber mir ist es eigentlich egal, ob mich einer mit Sascha oder Jamil anspricht. Hauptsache er meint mich."

Zur Person: Sascha Chamekh Alter: 33 Jahre. Beruf: Industrie-Mechaniker. Jugendbereich SV Dohr, Borussia, 1. FC Viersen, Bayer Uerdingen. Seniorenbereich Bayer Uerdingen, SV Straelen, Rheydter SV, Borussia Freialdenhoven, Union Nettetal, FC Wegberg-Beeck, TuS Grevenbroich, FC Grevenbroich-Süd, SC Hardt, SV Lürrip, Odenkirchen 05/07.

Aufrufe: 030.1.2014, 16:03 Uhr
Rheinische Post / Kurt TheuerzeitAutor