2024-04-30T13:48:59.170Z

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Ein bescheidener Lebensretter

Interview mit Hossam El-Sleimann über sein lebensrettendes Eingreifen nach einem Zusammenstoß seines Mitspielers mit dem gegnerischen Torwart.

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Ein dramatischer Zwischenfall bei einem Fußball-Spiel der Kreisliga C3 Alb machte Hossam El-Sleiman zum Lebensretter. Die Nachricht fand über FuPaund Facebook bundesweites Interesse.

Der 29-jährige Deutsch-Libanese Hossam El-Sleiman spielt schon seit frühester Jugend Fußball, boxt seit 15 Jahren beim SSV Reutlingen und stand dort auch schon bei Ligakämpfen im Ring. Am vergangenen Sonntag wollte er mit seinem Fußball-Verein Centro Portugues (CP) Reutlingen ein gewöhnliches Ligaspiel beim Reutlinger Nordstadtklub SV Rommelsbach II bestreiten.

Zunächst verlief die Partie des Fünften gegen den Tabellenachten der Kreisliga C3 Alb wie jedes andere Match, doch nach 25 Minuten sollte sich dies dramatisch ändern: Nachdem der Torwart des SV Rommelsbach II, Christopher Schmoll, bei einer Ball-Rettungsaktion aus seinem Tor eilte und der CP-Spieler Alexander Schäfer zum Kopfball springen wollte, prallten beide Spieler mit dem Kopf vehement aneinander.

Der Torwart der Gastgeber zog sich eine üble Schnittwunde oberhalb der Augenbraue zu, aber CP-Kicker Alexander Schäfer blieb regungslos auf dem Rasen liegen. Schäfer hatte seine Zunge verschluckt. Nur dank des geistesgegenwärtigen Eingreifens und den eingeleiteten Erste-Hilfe-Maßnahmen seines Mitspielers Hossam El-Sleiman überlebte Alexander Schäfer. Wir haben mit dem Lebensretter über das Erlebte gesprochen.


Herr El-Sleiman, Sie sind seit vielen Jahren aktiver Fußballer und Boxer. Aber haben Sie etwas Vergleichbares schon einmal erlebt?

HOSSAM EL-SLEIMAN: Nicht ganz so dramatisch, aber ich habe im Boxsport schon etwas Ähnliches gesehen. Allerdings hatte da niemand seine eigene Zunge verschluckt.


Wie haben Sie die ganze Situation auf dem Rasen wahrgenommen?

EL-SLEIMAN: Wir waren im Angriff und ich habe einen Ball von der Seite in den Strafraum geflankt. Da sah ich schon, dass mein Mitspieler und der herausstürmende Rommelsbacher Torwart zusammenprallen würden. Beide knallten heftig mit den Köpfen aneinander und landeten auf dem Boden. Die umliegenden Spieler rannten sofort zum Torwart, weil dieser eine klaffende Schnittwunde über dem Auge hatte und sehr stark blutete. Mein Mitspieler Alexander Schäfer hingegen bewegte sich nicht, aber ich sah, dass seine Hände verkrampften. Das hat mich besonders alarmiert.


Was passierte dann?

EL-SLEIMAN: Instinktiv rannte ich zu Alexander und legte ihn sofort in die Seitenlage, um ihn zu stabilisieren. So, wie man dies bei jedem Rot-Kreuz-Kurs lernt.


Wie haben Sie reagiert, als Ihnen bewusst wurde, dass ihr Reutlinger Mitspieler keine Luft mehr bekommt?

EL-SLEIMAN: Ich habe nicht groß nachgedacht, aber die Gefahr erkannt. Mir war klar, dass Alexander erstickt, wenn ich nichts mache. Mit aller Kraft habe ich dann versucht, seinen Kiefer etwas zu öffnen, um mit dem Finger seine Zunge zu greifen und aus dem Rachen zu ziehen. Zum Glück schnappte mein Mitspieler dann wieder nach Luft, auch wenn er lange tief durchschnaufen musste.


War Alexander Schäfer ansprechbar, was haben Sie zu ihm gesagt?

EL-SLEIMAN: Sie werden es nicht glauben: Ich habe ihn zum Lachen gebracht, weil Alexander nicht genau wusste, was los war. Schließlich war er durch die Wucht des Zusammenpralls völlig weggetreten. Es ging ihm aber den Umständen entsprechend gut.


Was passierte anschließend?

EL-SLEIMAN: Wir haben auf den Krankenwagen gewartet und Alexander bis zum Eintreffen der Rettungskräfte nicht aufstehen lassen. Als die Sanitäter kamen, wurden beide Spieler abtransportiert.


Die Kreisliga-C3-Partie in Rommelsbach wurde nicht fortgesetzt, oder?

EL-SLEIMAN: Doch und wir gewannen letztlich mit 3:1. Wir wussten, dass sich Alexander wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, aber zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt war.


Haben Sie eigentlich in irgendeiner Sekunde über Ihre mutige Soforthilfe auf dem Rasen nachgedacht?

EL-SLEIMAN: Nein, ich wollte nur helfen. Das war alles instinktiv und ich würde das sofort wieder tun.


Viele Menschen halten Sie jetzt für einen Helden. Überrascht Sie das?

EL-SLEIMAN: Ich bin total überrascht, dass die Nachricht überhaupt so die Runde macht – nicht nur regional, sondern bundesweit. Ich freue mich, dass ich Alexander das Leben gerettet habe, aber das hätte doch jeder getan.


Wie geht es den beiden verletzten Fußballspielern jetzt?

EL-SLEIMAN: Ich habe beide Spieler im Reutlinger Krankenhaus besucht und zum Glück geht es ihnen gut. Sie mussten nur 48 Stunden lang zur Kontrolle dort bleiben und sind nun wieder zu Hause. Rommelsbachs Torwart Christopher Schmoll hat allerdings noch ein dickes Auge. Die Sache ist letztlich zum Glück glimpflich ausgegangen.


Das Interview führten für die SÜDWEST PRESSE / FuPa Alb Alexander Mareis und Giovanni De Nitto.

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Aufrufe: 021.4.2015, 07:48 Uhr
Alexander Mareis, Giovanni De Nitto | SWPAutor