2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Mittendrin, aber irgendwie nicht dabei. Nils Teixeira feierte im DDV-Stadion mit den Fans, seine Mannschaftskollegen aber irgendwo anders. Foto: Robert Michael
Mittendrin, aber irgendwie nicht dabei. Nils Teixeira feierte im DDV-Stadion mit den Fans, seine Mannschaftskollegen aber irgendwo anders. Foto: Robert Michael

Ein Aufsteiger als Zuschauer

Vor der Winterpause gehörte Nils Teixeira zu Dynamos Stammpersonal. Jetzt erzählt er, warum er so lange ausfällt.

Wie er da so an der Wand lehnt in den Katakomben der Magdeburger MDCC-Arena, wirkt es, als gehöre er nicht richtig dazu. Zwar hat sich Nils Teixeira ein Aufsteiger-T-Shirt übergestreift, aber nebenan in der Kabine hört man die Mitspieler grölen, durch die Scheibe erkennt man, wie Bier und Sekt nicht nur in die Münder fließen. Teixeira hüpft nicht, singt nicht, er steht einfach nur da.

Dabei hat er seinen Anteil am Erfolg, 15 Partien absolvierte der 25-Jährige diese Saison, alle über 90 Minuten. Die letzte allerdings Ende November. Nach der Winterpause, die er teilweise in Vietnam verbrachte, stand er kein einziges Mal auf dem Rasen, auch als Zuschauer tauchte er fast nie im Stadion auf. Teixeira war an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt. Das ist das Einzige, was der Verein mitteilt. Interviewanfragen lehnt der Außenverteidiger ab. Der Moment ist also günstig, um zu erfahren, wie es ihm denn so geht.

Doch ausführlich reden will er auch in diesem speziellen Augenblick nicht. Zumindest aber erzählt er, warum er bereits seit fünf Monaten fehlt. „Das Drüsenfieber hat mein Herz angegriffen, ich hatte eine Herzmuskelentzündung“, sagt er und dass dies immer so eine dreimonatige Pause zur Folge habe. Teixeira kennt sich aus mit dieser Erkrankung. Vor gut anderthalb Jahren hatte sich bei ihm aus einer verschleppten Grippe bereits eine Herzmuskelentzündung entwickelt. Der Wiederholungsfall ist ungewöhnlich, zumal bei einem Profisportler. Seine Karriere aufgeben aber will der gebürtige Bonner nicht.

„Seit zwei Tagen bin ich wieder im Training“, sagt er und lächelt jetzt sogar ein bisschen. „Ich versuche, den konditionellen Rückstand so schnell wie möglich aufzuholen, die Physiotherapeuten haben ein spezielles Programm für mich erarbeitet.“ Die Lage ist nicht einfach für den Außenverteidiger. Bereits vor seiner Erkrankung hatte er sich auf seiner Position in unregelmäßigen Abständen meist mit Niklas Kreuzer abgewechselt. Zudem reagierte Dynamo auf seinen längerfristigen Ausfall, lieh Fabian Holthaus aus Düsseldorf aus.

Ende Juni läuft Teixeiras Vertrag nun aus. Da will man sich empfehlen – womöglich ja auch bei einem anderen Arbeitgeber. „Mit ein bisschen Glück trete ich diese Saison noch einmal gegen den Ball“, sagt er. In einem Pflichtspiel? „Mal sehen, man soll sich ja hohe Ziele setzen.“ Die Lage ist jetzt, wo auch rechnerisch nichts mehr schiefgehen kann, eine günstige. Da kann man als Wiedereingliederungsmaßnahme selbst jemanden aufs Feld schicken, dem die Spielpraxis fehlt und der konditionell noch was aufzuholen hat.

In Dynamos neuer Liga kennt sich der Rekonvaleszent so gut aus wie kaum ein anderer bei den Schwarz-Gelben. 84 Zweitligaspiele bestritt er für den FSV Frankfurt. Zudem gehört Teixeira zu den wenigen Außenverteidigern, die auf beiden Seiten ähnlich stark sind. Aber ob diese Argumente reichen für eine Vertragsverlängerung?

Dass er seit seiner Erkrankung so selten auf der Tribüne saß, hat nichts mit Desinteresse zu tun, sondern zwei naheliegende Gründe. „Ich war sehr viel zu Hause bei meinen Eltern in Bonn“, erklärt er. „Außerdem ist Fußballgucken im Stadion nicht so mein Ding.“ Bereits als er in der Hinrunde mehrmals auf der Bank Platz nehmen musste, war das für ihn „eine harte, bittere Situation“, wie er damals gestand.

Der Moment im Kabinengang in Magdeburg direkt nach dem Spiel war alles andere als bitter – und trotzdem ungewöhnlich. Denn eigentlich gehört Teixeira, der auch T-Shirts mit Dynamo-Motiven entwirft, zu den Spaßmachern in der Mannschaft. Vielleicht ist er das bald wieder.

Aufrufe: 018.4.2016, 09:59 Uhr
SZ / Daniel KleinAutor