2024-05-10T08:19:16.237Z

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Trainer des Jahres: Ralf Hellmer von der DJK Villingen | Foto: Dieter Reinhardt
Trainer des Jahres: Ralf Hellmer von der DJK Villingen | Foto: Dieter Reinhardt

Landesliga-Bilanz: Unglaubliche Aufholjagd der DJK Villingen

DJK Donaueschingen verpasst Relegation knapp +++ FC Schonach bester Aufsteiger

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Spannend wie selten entwickelte sich die Landesliga-Saison. Furtwangen und die DJK Villingen mussten bis zum letzten Spieltag zittern, drei andere Schwarzwälder Vereine mischten zeitweise an der Spitze mit und der forsche Aufsteiger FC Schonach kletterte in die erste Tabellenhälfte. Nur für Mitaufsteiger Gutmadingen ist das Abenteuer Landesliga nach 32 Spielen schon wieder zu Ende. Die Trainer ziehen Bilanz.
DJK Donaueschingen
Unter die ersten Fünf wollte die DJK Donaueschingen bei Saisonbeginn kommen. Als Dritter mit 65 Punkten aus 32 Spielen hat sie das geschafft. Trotzdem schaut Trainer Christian Leda auch mit einem „weinenden Auge“ auf die Runde zurück. Weil die Mannschaft bei ihrem weitaus besten Ergebnis die Relegationsspiele zur Verbandsliga gegen den punktgleichen Vizemeister FC Singen nur wegen des schlechteren Torverhältnisses verpasst hat und Meister FC Radolfzell mit der gleichen Anzahl Siege – 21 – nur drei Punkte mehr geholt hat. Am Ende der Hinrunde führten die Allmenshofener die Tabelle mit 35 Punkten an vor Radolfzell (34) und Singen (33). Sieben Spieltage in Folge stand der Tabellensechste der Vorsaison ganz oben.

Doch der Rückrundenstart verlief nach dem 2:0-Erfolg im Derby gegen die DJK Villingen „ganz, ganz schlecht“, so Leda. Fünf Niederlagen in Folge, unter anderem in Radolfzell und Singen, aber auch in Furtwangen, ließen die Donaueschinger auf den fünften Platz abrutschen. Den Grund für die „Durststrecke“ sieht ihr Coach im kleinen Kader, der zeitweise verletzungs- und berufsbedingt nicht komplett zur Verfügung stand. Das 2:1 im Nachholspiel gegen Gutmadingen nach dem 26. Spieltag markierte den Auftakt der dritten Siegesserie, die bis zum Saisonende halten sollte: acht Mal gespielt, acht Mal gewonnen. Stephan Ohnmacht erzielte 26 der 75 DJK-Tore und war damit drittbester Torjäger der Landesliga-Staffel III. Die positive Entwicklung seiner Mannschaft zeigt sich für Leda darin, dass sie „auch knappe Spiele souverän gewonnen“ habe – weil sie cleverer und kaltschnäuziger geworden ist. Ledas Ausblick für 2017/18: „So eine ähnliche Saison wäre herausragend“.

In der Zange: Zwei Spieler der DJK Donaueschingen hemmen den Vorwärtsdrang des Löffingers Kim Hirschbolz. | Foto: Wolfgang Scheu
In der Zange: Zwei Spieler der DJK Donaueschingen hemmen den Vorwärtsdrang des Löffingers Kim Hirschbolz. | Foto: Wolfgang Scheu
In der Zange: Zwei Spieler der DJK Donaueschingen hemmen den Vorwärtsdrang des Löffingers Kim Hirschbolz. | Foto: Wolfgang ScheuFC 08 Villingen IIJörg Klausmann kann „ganz gut leben“ mit dem fünften Platz seiner Villinger (48 Punkte, 13 Siege). Entscheidend sei, dass die junge Mannschaft in der extrem ausgeglichenen Liga „nie in Schwierigkeiten geraten“ sei. Ein siebter Rang war die schlechteste Platzierung. Als bestes Spiel bleibt dem 08-Trainer der 6:5-Auswärtssieg beim damaligen Tabellenführer FC Löffingen in der Hinrunde in Erinnerung. Negativbeispiel war die 0:5-Schlappe in Salem am 26. Spieltag. „Da weiß bis heute keiner, warum“, sagt Klausmann, denn seine Elf habe nicht schwach gespielt. Doch Fehler in Standardsituationen wurden bestraft und seine 13 verfügbaren Spieler seien körperlich unterlegen gewesen. Insgesamt war das Team „in seiner Inkonstanz ausgeglichen“, so Klausmann, „das ist auch der Jugend geschuldet“. Seine vorrangigen Aufgaben in der zweiten Mannschaft waren, Talente weiterzuentwickeln, die möglicherweise das Potenzial für Einsätze in der ersten Mannschaft haben, aber auch Spieler aus dem Verbandsliga-Team nach Verletzungen oder Krankheit wieder aufzubauen. Nach dem sofortigen Wiederaufstieg der „großen“ Nullachter nun den Sprung in die Oberliga zu schaffen, sei für einen Kicker der aktuellen zweiten Mannschaft schwierig, sagt Klausmann. Doch auch Spieler wie Ceylan und Bruno hätten Zeit gebraucht. „Die Talente müssen dranbleiben“, fordert er. Sich selbst gönnt er nach 20 Jahren Trainertätigkeit „am Stück“ jetzt eine Auszeit.
FC Schonach
„Da kann man sich nichts mehr wünschen“, sagt Enrique Blanco. Mit Bezirksliga-Vizemeister und Aufsteiger FC Schonach schaffte der Trainer in der Frühjahrsrunde schon früh den Klassenerhalt und beendete seine erste Landesliga-Saison als bester Neuling auf dem siebten Platz (44 Punkte, zwölf Siege). In Sachen Taktik, Cleverness und „Schnelligkeit im Kopf“ haben sich die Schonacher laut Blanco in der zweiten Saisonhälfte stark verbessert. Zu Beginn habe man sich schwer getan und „in den ersten acht, neun Spielen Lehrgeld zahlen müssen, aber in der Rückrunde haben wir uns wirklich wohlgefühlt in der Liga“, erzählt der Coach. Da habe man gesehen, dass ein Mittelfeldplatz möglich ist. Auch schwache Spiele hätten die sehr junge Mannschaft weitergebracht. So hätten die Spieler nach der Nullnummer daheim gegen Dettingen-Dingelsdorf zum Abschluss der Hinrunde eingesehen, dass man so in der Landesliga nicht bestehen könne. Später stand die Defensive besser, Folge waren nur noch 27 Gegentore im Vergleich zu 39 in der Hinrunde. Dass die Teutonen „vorne Qualität für Tore“ haben, belegen 58 Treffer in 32 Spielen.

Herausragend war für Blanco neben den Heimsiegen über Meister Radolfzell und Vizemeister Singen auch die erste Halbzeit im Pokal-Achtelfinale gegen Bühlertal mit 4:0-Führung. Mit dem 4:4 nach Verlängerung warfen die Schonacher den dritten Verbandsligisten aus dem Wettbewerb und schafften danach mit dem Sieg über den Ligakonkurrenten Markdorf erstmals den Einzug ins Halbfinale des Südbadischen Vereinspokals.

FC Furtwangen
„Jeder Punkt war wichtig“, sagt Markus Knackmuß über die vier Siege seiner Furtwanger in den letzten fünf Spielen. Genau: Weil vier Mitkonkurrenten ihr finales Saisonspiel gewannen, brauchten auch die Bregtäler einen Dreier, um ihren knappen Vorsprung zu behaupten. Dabei hatte das zunächst falsch gemeldete Ergebnis der Partie Hegauer FV gegen FC Furtwangen - 5:1 statt des tatsächlichen 1:5 – die Furtwanger bei „fussball.de“ schon zum Absteiger degradiert. Tatsächlich eroberten sie mit 40 Punkten (elf Siege) noch den zehnten Tabellenplatz, die beste Platzierung in der Rückrunde. „Die Freude war riesig, es wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert“, verrät Knackmuß, der aus Personalnot im reifen Kickeralter von 42 Jahren wieder zum Spielertrainer mutierte. Bis zu vier Spieler fielen mit schweren Verletzungen teils monatelang aus, darunter mit Abwehrchef Jakob Prezer (Knöchelbruch), Marcel Wetzig und Sebastian Stumpp gleich drei Mann aus der Viererkette. Patrick Eschle brach sich den Mittelfuß. Jan Meier fehlte die komplette Herbstrunde wegen eines Auslandssemesters. Ohne ihren Torjäger erarbeiteten sich die Furtwanger zwar viele Chancen, „aber die Ausbeute war zu gering, wir waren nicht effektiv genug“, sagt Knackmuß. Das besserte sich mit Meiers Rückkehr (sieben Tore). In ihren 13 Spielen 2017 schossen die Bregtäler 21 Tore – exakt so viele wie in 19 Spielen der Herbstrunde. Als „nötige Lehre“ aus dieser Saison müsse der Kader vergrößert werden, fordert Knackmuß.

DJK Villingen
Die Situation schien aussichtslos: Mit mickrigen neun Punkten aus 19 Spielen überwinterte die DJK Villingen als abgeschlagener Tabellenletzter. Der Rückstand auf den Viertletzten betrug schon zwölf Punkte. Doch 36 Gegentore waren „nicht so schlecht, das gab Hoffnung“, sagt Ralf Hellmer, der Nachfolger von Trainer André Herbst, der nach dem achten Spieltag aufgegeben hatte. Damals war die DJK mit sechs Punkten Drittletzter gewesen. Drei Unentschieden bis zur Winterpause, darunter der erste Heimzähler, waren danach eine karge Ausbeute.

Weil der neue Trainer wusste, dass Druck nicht das richtige Mittel sein konnte, gab er statt des Zwangs zum Siegen ein neues Ziel aus: Die Mannschaft sollte so spielen, dass sie immer zufrieden vom Platz gehen konnte. „Die Mannschaft rückte zusammen, sie merkte, dass es nur gemeinsam geht“, sagt Hellmer zur Entwicklung.

In die Frühjahrsrunde startete die DJK mit vier Punkten, darunter der erste Heimsieg gegen Stockach. Dass die erwartbare Niederlage bei Spitzenreiter Radolfzell am 24. Spieltag die letzte sein sollte, konnte niemand ahnen. Es folgten vier Siege in Serie und die Verbesserung auf den vorletzten Platz. Der vierte, das 2:0 beim Tabellenzweiten Singen, „mit einer sogenannten Notelf war ein Meilenstein“, so Hellmer, für ihn „der Knackpunkt“. Am vorletzten Spieltag gelang der Sprung vom drittletzten Platz auf Rang zwölf – die Rettung aus eigener Kraft war plötzlich möglich. Mit dem 1:0-Sieg im Villinger Stadtderby war sie perfekt. Fünf punktgleiche (39) Mannschaften belegen die Plätze elf bis 15, die DJK (12.), drittbestes Rückrundenteam, bleibt wegen ihres besseren Torverhältnisses in der Landesliga.
Aufrufe: 025.5.2017, 21:00 Uhr
Annemarie Zwick (BZ)Autor