2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Viktorias Keeper Nico Pellatz (r.) klärt gegen Oberhausens David Jansen., Foto: Dahmen
Viktorias Keeper Nico Pellatz (r.) klärt gegen Oberhausens David Jansen., Foto: Dahmen

Die Herbstkrise in Höhenberg

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Zum dritten Mal nacheinander hat Viktoria Köln am Samstag in der Fußball-Regionalliga verloren: Das Team von Claus-Dieter Wollitz unterlag Oberhausen mit 1:2 (1:0) und wartet mittlerweile seit dem 28.September auf einen Sieg.

Köln. Inzwischen ist der Aufstiegsfavorit auf Platz vier abgerutscht. Was sind die Gründe für die Krise? Eine Analyse und ein Ausblick:

Warum gewinnt die Mannschaft nicht mehr, nachdem sie doch mit sechs Siegen so erfolgreich in die Saison gestartet ist?

Der Knackpunkt war die erste Niederlage im September bei Rot-Weiß Essen: Viktoria beherrschte den Gegner, verpasste es aber, das Spiel zu entscheiden und verlor schließlich mit 1:2. Essen hat seitdem nicht mehr verloren und ist Tabellenführer. Eine weitere Ursache für die Misere: Aufgrund der Verletzungen von Fatih Candan und Silvio Pagano fehlt es dem Team an Geschwindigkeit und Esprit. Kurzum: Das Spiel des FC Viktoria Köln ist für die Kontrahenten zu ausrechenbar geworden.

Warum kassiert Viktoria immer wieder so späte Gegentore?

Sportvorstand Franz Wunderlich verweist mit Nachdruck darauf, dass „die Mannschaft konditionell vollkommen auf der Höhe ist und in dieser Hinsicht im oberen Drittel der Dritten Liga anzusiedeln ist.” Offenbar hat der ein oder andere dann also eher ein mentales Problem. Um die Konzentration einzelner Spieler in den entscheidenden Phasen einer Partie scheint es jedenfalls nicht zum Besten zu stehen, immerhin hat Viktoria schon in fünf Begegnungen entscheidende Gegentreffer in der Schlussphase hinnehmen müssen.

Wie reagiert der Trainer auf die sportliche Talfahrt?

Der einstige Profi und Profitrainer wird nicht müde zu betonen, wie hervorragend die Mannschaft in jedem einzelnen Training mitzieht und wie intakt sie ist. Wollitz verteidigt seine Spieler immer wieder und sprach zuletzt vom „fehlenden Match-Glück.” Andererseits hält der 49-Jährige an ehemaligen Profis wie Timo Staffeldt und Andreas Schäfer mit Vehemenz fest, obwohl sie seit einigen Wochen ihre Form suchen. Nur Gaetano Manno wurde vom Coach inzwischen degradiert. Am Samstag gegen Oberhausen warf Wollitz den 19-jährigen Dennis Brock ins Rennen und setzte auf Routinier Marcus Steegmann im Angriff — Maßnahmen, die nichts einbrachten.

Viktoria galt doch gerade wegen seiner vielen ehemaligen Profis als Aufstiegsaspirant. Eine Fehleinschätzung?

Bedingt. Richtig ist, dass viele Ex-Profis im Kader stehen, die aber offenbar nicht alle in der Lage sind, in der Vierten Liga zu dominieren. Keeper Nico Pellatz, die beiden Innenverteidiger Daniel Reiche und Markus Brzenska sowie Mike Wunderlich im Mittelfeld verkörpern gehobenes, oder sogar hervorragendes Regionalliga-Niveau. Insgesamt ist der Kader aber womöglich nicht ausgeglichen genug besetzt, um den angestrebten Aufstieg in die Dritte Liga zu schaffen.

Ist Claus-Dieter Wollitz noch der richtige Trainer?

Schwer zu sagen. Der Ostwestfale macht sich viele Gedanken und leidet wie kaum ein anderer unter den Tiefschlägen der vergangenen Wochen. „Eine solche Serie habe ich noch nie erlebt”, erklärte Wollitz am Samstag, „diese Niederlage ist schon ein Brett.” Der Fußball-Lehrer ist inzwischen auch bereit, Veränderungen vorzunehmen, die womöglich aber nicht mehr fruchten, weil die Psyche der Mannschaft zu angeknackst ist. Ein neuer Impuls von außen scheint deshalb erforderlich, ansonsten wird der FC Viktoria nicht aus seinem Tief gelangen. Die Aufstiegschancen wären vielleicht sogar schon vor Weihnachten passé.

Wie reagiert die sportliche Leitung?

Anders als in den vergangenen Jahren folgen Mäzen Franz-Josef Wernze, Sportvorstand Franz Wunderlich und der Sportliche Leiter Stephan Küsters einer Leitlinie. Und die lautet: Wir müssen Ruhe bewahren. Dass das zunehmend schwieriger wird, hat auch Küsters erkannt, er meint: „Wir können nicht bis Weihnachten warten. Dann ist es vielleicht schon zu spät.”

Aufrufe: 016.11.2014, 19:45 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor