2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Dieter Eilts, links, und Wilfried Zander waren von 2004 bis 2008 verantwortlich für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Foto: Volker Schmidt
Dieter Eilts, links, und Wilfried Zander waren von 2004 bis 2008 verantwortlich für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Foto: Volker Schmidt

Die EM 1996 in England war mein Karriere-Höhepunkt

Ex-Nationalspieler und Ehrenspielführer des SV Werder Bremen, Dieter Eilts, war Ehrengast bei der Übergabe des Förderpreis der Bürgerstiftung Bremerhaven an Familie Wilfried Zander, mit dem Eilts die deutsche U21-Nationalmannschaft gecoacht hat.

Sein größter Erfolg war der Gewinn der Fußball-Europameisterschaft 1996 in England vor über 20 Jahren. Daran kann sich „Lord Eilts“ – wie ihn in die englische Presse während und nach dem Turnier mit erstmals 16 Mannschaften betitelte – noch genau erinnern. Der 1964 in Upgant-Schott geborene „Ostfriesen-Alemão“ ist bis heute bescheiden geblieben, der auch liebevoll „Eisendieter“ genannt wurde, weil der Mittelfeldspieler in England vor der Abwehr alles abräumte mit Matthias Sammer großen Anteil am EM-Titel im Mutterland des Fußballs hatte.

2012 kehrte Dieter Eilts, der 31 A-Länderspiele und 390 Mal für den ruhmreichen SV Werder Bremen auflief, zu den Grün-Weißen zurück, wo er bis heute für die vereinseigene Fußballschule verantwortlich ist und talentierte Kicker zwischen sechs und 13 Jahren ausbildet. Über den Trainerwechsel Alexander Nouri/Viktor Skripnik, und ob die Werder-Fans in dieser Saison erneut um den Klassenerhalt zittern müssen, wollte sich der ehemalige Coach der deutschen U21-Nationalmannschaft am Dienstag in Bremerhaven nicht äußern. Eilts war Ehrengast der Bürgerstiftung Bremerhaven, die den Förderpreis 2016 für ehrenamtliches Engagement der Familie Zander von der Leher TS in einer feierlichen Stunde durch seinen Vorsitzenden Uwe Perl und Stiftungsratsmitglied Dr. Henning Hübner in „Tietjens Nachspielzeit“ übergab.

Dieter, Sie haben heute die Laudatio für Willi Zander gehalten, der bei Ihnen Co-Trainer der deutschen U21—Nationalmannschaft war. Wie lange kennen Sie sich schon?

Seit 1985. Damals war Willi Spielertrainer der Landesauswahl Bremen. Ich habe unter Willi dreimal gespielt. Dann noch einmal 1987. Danach haben sich die Wege getrennt. Aber wir haben uns nie aus den Augen verloren und pflegen ein tolles, freundschaftliches Verhältnis, nachdem wir fünf tolle gemeinsame Jahre, erst mit der U19 des DFB, und dann vier Jahre mit der U21 erleben durften.

Willi Zander und seine Familie wurden heute von der Bürgerstiftung Bremerhaven für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Förderpreis ausgezeichnet, der mit 1.000 Euro dotiert ist. Wie charakterisieren Sie Ihren Wegbegleiter?

Willi ist ein Mensch, der begeistern kann und mit Herzblut bei der Sache ist. Egal, ob damals als Assistenztrainer der U21, als Verbandssportlehrer in Bremen, in seinem Heimatverein LTS oder als Leiter der Ferienfreizeit in Verden. Profis wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira oder Jérõme Boateng haben ihm genauso zugehört, wie heute seine Jugendlichen einmal im Jahr in Verden.

Willi hat mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden, wenn ich als Heißsporn gezügelt werden musste. „Hey, Dieter, verliere jetzt nicht die Nerven“, sagte Willi immer. An diesen Spruch kann ich mich bis heute erinnern.

Wer hat Sie als Laudator vorgeschlagen?

Willi hat mich genötigt.

Sie wurden am 6. August 2004 Nachfolger von Uli Stielike und haben sich 2008 für die Europameisterschaften 2009 qualifiziert. Dennoch wurde ihr Kontrakt vom DFB am 20. November 2008 gelöst und HSV-Legende Horst Hrubesch ihr Nachfolger. Jetzt hat Stefan Kuntz von Horst Hrubesch das Kommando übernommen. Wie wichtig ist weiter die U21 als Unterbau der A-Nationalmannschaft, in der die Spieler immer jünger werden? Serge Gnabry und Benjamin Heinrichs sind beste Beispiele dafür.

Die U21 ist sehr wichtig, da dort die Jungprofis ihre Erfahrungen sammeln können. Olympia 2016 hat das bestätigt. Es hat Riesenspaß gemacht, dieser Mannschaft zuzusehen. Jeder Spieler sollte diese Erfahrungen nutzen, um sich individuell zu entwickeln.

Apropos Gnabry. Sie haben zwischen 1985 und 2002 390 Mal für Werder Bremen gespielt und die Glanzzeiten bei den Grün-Weißen miterlebt und sind heute einer von sieben Ehrenspielführern an der Weser. Haben Sie den Youngster schon persönlich kennengelernt?

Nein.

Wie geht ein Jungprofi mit dem Druck in der Bundesliga um?

Das ist schwer zu sagen. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Etwas Schöneres gibt es nicht.

Schafft Werder Bremen den Klassenerhalt?

Ich möchte zu Werder in der Öffentlichkeit nichts sagen.

Wer wird deutscher Fußball-Meister?

Bayern München.

Sie haben von 1993 bis 1997 31 A-Länderspiele bestritten und hatten 1996 großen Anteil am Gewinn der Europameisterschaft in England. Welche Erinnerungen sind nach 20 Jahren hängengeblieben?

Beste. Das ist doch klar. Das war mein Karriere-Höhepunkt. Vor allem das Halbfinale im Wembley-Stadion vor über 73.000 Zuschauern gegen die Gastgeber aus England bleibt unvergesslich, das wir mit 6:5 (1:1) nach Elfmeterschießen gewonnen haben, als Andreas Köpke den Ball gegen Gareth Southgate hielt und Andreas Möller uns ins Endspiel vier Tage später gegen Tschechien schoss. Die Gemeinschaft mit den verletzten und gesperrten Spielern war überragend.

Nach Ihrem Trainer-Engagement bei Hansa Rostock und als Jugendkoordinator beim VfL Oldenburg sind Sie 2012 zu Werder zurück und dort Leiter der vereinseigenen Fußballschule und bilden Jugendfußballer im Alter zwischen sechs und 13 Jahren aus. Wo liegt der Schwerpunkt der Ausbildung und welchen Rat können Sie den jungen Nachwuchstalenten mit auf dem Weg in das Profigeschäft geben?

Die Spielfreude, die Bewegung und der Spaß stehen im Vordergrund. Wenn es mal nicht so läuft, sollen sie sich nicht entmutigen lassen.

Dieter Eilts, vielen Dank für das Gespräch.

Aufrufe: 018.11.2016, 20:45 Uhr
Nordsee-Zeitung / Volker SchmidtAutor