2024-05-08T14:46:11.570Z

Analyse
Yannick Albrecht (Mitte), das aktuelle Tor-Phänomen des SV Gladbach 09, ist in dieser Szene seinem Bewacher, TV Herkenraths Linksverteidiger Denis Weis, enteilt, scheitert aber an Adam Kasprzik. TVH-Fans sorgten auf der Gegentribüne für beste Stimmung., Foto: ?Randow
Yannick Albrecht (Mitte), das aktuelle Tor-Phänomen des SV Gladbach 09, ist in dieser Szene seinem Bewacher, TV Herkenraths Linksverteidiger Denis Weis, enteilt, scheitert aber an Adam Kasprzik. TVH-Fans sorgten auf der Gegentribüne für beste Stimmung., Foto: ?Randow

Die Besten im Bergischen

Frage nach der Nummer eins in Bergisch Gladbach ist vorläufig beantwortet

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Nach einigen Spielzeiten des sportlichen Darbens ist der Fußball im Kreis Rhein-Berg wieder gut aufgestellt. Mit dem SV Bergisch Gladbach 09 und dem TV Herkenrath zwei Mittelrheinligisten, mit dem TuS Marialinden und dem TuS Lindlar zwei Landesligisten und mit dem VfR Wipperfürth, SV Frielingsdorf, SV Altenberg, Heiligenhauser SV und SV 09 II fünf Bezirksligisten sind in dieser Saison im Spielbetrieb des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM).

Gleich zu Beginn dieser Saison stellte sich die Frage, nachdem nun zwei Gladbacher Mannschaften in der höchsten Klasse des FVM vertreten sind, wer die Nummer eins im Stadtgebiet ist. Vor einer Rekordkulisse von fast 1600 Zuschauern wurde diese Frage schon früh in der Saison beantwortet: vorläufig wenigstens. Der SV Bergisch Gladbach 09 zeigte im heimischen Stadion den Gästen vom Braunsberg deutlich Grenzen auf und siegte 3:0.

Während die einen 09er, die des SV 09, an der Spitze daheim sind, ringt der TVH um den Anschluss ans gesicherte Mittelfeld. Seit dem Aufstieg warten die Fans des TV Herkenrath durchaus geduldig auf den ersten Sieg daheim.

Denn der erste und bisher einzige Sieg des TVH wurde in der Fremde eingefahren und nicht bei irgendeinem Team, sondern beim Bonner SC, dem vermeintlichen Top-Favoriten auf den Aufstieg in die Regionalliga West. Der Erfolg fiel mit 3:0 auch noch sehr deutlich aus.

Die gesamte Liga horchte auf. Eine Sensation war dieser Erfolg für viele Experten nicht, war der TVH doch in fünf Spielzeiten durch sagenhafte fünf untere Ligen marschiert wie mit Siebenmeilenstiefeln, stieg fünfmal in Folge auf: von der Kreisliga C bis in die Mittelrheinliga. Phänomenal.

Nun „schwächelt” der Aufsteiger, die Elf von Trainer Michael Hornig, schon seit Wochen. Woran mag dieses liegen? Daniel Lekscha, Alexander Laven, Hendrik Lieth, Oliver Lanwer hießen etliche Spielzeiten die Väter des Erfolgs. Lieth und auch Innenverteidiger Patrick Dicke sind seit den Anfängen, seit der Kreisliga C, dabei.

Kommen sie an ihre Grenzen? Lanwer gehört in keinem Fall in diese Kategorie, ist ein besonders filigraner Techniker, wie er mehrfach bewies. Trainer Hornig bezeichnet sich selbst als „treue Seele”. Hält er (zu lange) an Spielern fest, die das Format nicht haben, in der Mittelrheinliga zu spielen und zu bestehen?

Von den Neuzugängen haben sich aktuell nur André Kreuer vom SV 09 und Joshua Hauschke vom SV Schlebusch, einem Bezirksligisten also, einen Stammplatz erarbeitet.

Sowohl Torwart Andi Kath, Julian Rahn, Torjäger Marcel Wandinger (alle vom Mittelrheinligisten VfL Leverkusen gekommen) sind ebenso wenig Stammspieler wie der von Borussia Lindenthal-Hohenlind gekommene Raphael Leßmann, immerhin der überragende Torschütze der Bezirksliga in der abgelaufenen Saison.

Die Borussia schmerzt Leßmanns Weggang ebenso sehr wie der Verlust von Benedikt Kosak, der sich dem SV 09 angeschlossen hat. Marvin Steiger, ebenfalls vom VfL Leverkusen gekommen, „brummt” derzeit eine vierwöchige Sperre ab. Coach Hornig hat noch in keinem Spiele seine Wunschformation bringen können, hat von dieser durchaus „eine Idee”, wie er versichert.

Ganz anders der Liga-Kontrahent SV Bergisch Gladbach 09. Diesen hatte so recht kein Experte auf der Rechnung, als es um die Vergabe von Spitzenplätzen ging — einzige Ausnahme: Trainer Marco Bäumer vom Regionalliga-Absteiger FC Hennef. Er räumte neben dem Bonner SC, dem TSC Euskirchen und dem FC Hürth auch dem SV 09 Chancen auf den Aufstieg ein.

Wer kannte Yannick Albrecht?

09-Trainer Thomas Zdebel und Stefan Hartleib, der Sportliche Leiter, verpflichteten vor der Saison überwiegend „No names”. Wer kannte Yannick Albert im Fußballkreis Berg? Albrecht führt derzeit mit zwölf Treffern die Torjägerliste der Mittelrheinliga deutlich an.

Wer diesen Spieler viel Verantwortung im defensiven Mittelfeld tragen sieht, könnte denken, er sei ein Routinier, ist er aber keineswegs. Anton von Lampe ist unter Trainer Zdebel regelrecht aufgeblüht, zieht seine Nebenleute mit unbändigem Engagement mit. Er ist gerade mal Anfang 20, ebenso wie Mo Redjeb. Der junge und herausragende Innenverteidiger der 09er muss wegen einer schweren Erkrankung bis November pausieren. Sein Herzmuskel entzündete sich nach einer verschleppten Erkältung.

09-Coach Thomas Zdebel wirft mit Muhammed Özdemir einen 19-Jährigen, der letzte Saison noch in der A-Jugend spielte, ins kalte Wasser, ins Zentrum der Viererkette. Dieses Wagnis gelingt, auch dank der Routine und Übersicht seines erfahrenen Innenverteidigers Andreas Dreiner.

Selbst der sonst oft ebenso torgefährliche wie eigensinnige Celal Kanli hat entdeckt und verinnerlicht, worauf es derzeit ankommt. Der SV 09 hat eine Mannschaft, die füreinander einsteht. Ende offen. Zurück in die Regionalliga? Warum denn nicht?

War das eine tolle Zeit, als Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen und der FC Viktoria Köln vor großer Kulisse ohne Punkte heimgeschickt wurden. Wer erinnert sich nicht gerne an diese tolle Zeit.

Aufrufe: 014.10.2015, 21:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Elli RiesingerAutor