Es sind leere Blicke, die Wolfgang Lutz und Stefan Kühnlein nach dem Spiel austauschen. Ausgepumpt sitzt Kühnlein auf dem Rasen, in den neunzig Minuten zuvor hat er in seiner Funktion als Abwehrchef das Tor seines Post SV Nürnberg resolut verteidigt und in seiner Funktion als Kapitän den Erlanger Angreifern schmerzhaft aufgezeigt, was es heißt, „ein Zeichen zu setzen“. Wolfgang Lutz verbrachte die anderthalb Stunden an der Seitenlinie, dirigierte, ruderte mit den Armen und schien das lahmende Offensivspiel seiner Mannschaft eigenhändig anschieben zu wollen.
Allein, all der Aufwand brachte nichts — auch nach dem achten Anlauf wartet der Post-SV weiter auf den ersten Saisonsieg. Mit zwei Punkten und sechs erzielten Toren stehen die Nürnberger mitten im Tabellenkeller. „Wir haben siebzig Minuten gut gearbeitet, gut dagegen gehalten“, resümiert Trainer Lutz, „aber uns fehlt einfach vorne die Durchschlagskraft. Und hinten schießen wir sie uns zum Teil schon selber rein“.
In der Tat waren die beiden Treffer, die dem durchaus als Aufstiegskandidaten gehandelten TV 48 Erlangen letztlich zum 2:0-Sieg am Ebensee genügten, nicht unvermeidbar. Matthias Lorenczuk (22.) profitierte davon, dass die Nürnberger Defensive den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum bekam, Yannick Römer (37.) fiel ein von zwei Post-Verteidigern abgefälschter Distanzschuss vor die Füße.
Und vorne macht sich vor allem das Fehlen von Marco Pfeffer und Dominic Trebes bemerkbar, die im letzten Jahr gemeinsam 27 Treffer erzielten, im Sommer aber den Verein verließen. Als Ersatz kam zum Beispiel Manuel Seidel aus Johannis, der zwanzig Minuten vor Schluss die Poster ins Spiel hätte zurückbringen können, den Ball aber freistehend nicht richtig traf.
„Wir wollten uns verjüngen, das ist der Weg, den wir gehen wollten“, sagt Lutz, der deshalb auch nachträgliche personelle Korrekturen ausschließt. „Die Jungs können das ja und wollen auch. Das ist nur diese Unsicherheit in den Köpfen. Und da bräuchten wir eben dringend ein Erfolgserlebnis“.
Die Unsicherheit, die der Trainer anspricht, war gegen Erlangen besonders im Spielaufbau augenscheinlich: Zu oft gaben die Nürnberger im Mittelfeld den Ball einfach verloren. Erlangen schaltete klug um und verwaltete im zweiten Durchgang vor allem das Ergebnis, den Postern ist in einem zuweilen hart geführten Spiel zumindest kämpferisch eine einwandfreie Leistung zu attestieren. „Wir haben uns nicht aufgegeben. Würde das passieren, dann wäre ich ratlos. Aber so glaube ich daran, dass wir im Abstiegskampf bestehen können“.
Vielleicht hilft auch der nun etwas entspanntere Terminkalender, um die Blockade in den Köpfen der Spieler zu lösen. Bislang mussten die Bezirksligisten im Vier-Tages-Rhythmus spielen. „Da kann man kaum richtig trainieren oder auch mal nur ein bisschen Luft holen“, sagt der Trainer, der die englischen Wochen aber nicht als Ausrede gelten lassen will. „Den anderen geht es ja genauso“.
Nächsten Sonntag geht es zum zuletzt schwächelnden Drittplatzierten nach Schwaig, Wolfgang Lutz wird nicht dabei sein. Eine Woche geht es mit der Familie in den Urlaub. „Ich habe schon überlegt, das abzusagen“, sagt Lutz — aber letztlich kann auch er ein bisschen Luftholen gerade ganz gut gebrauchen.