2024-05-17T14:19:24.476Z

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"Von nun an soll es wieder aufwärtsgehen": Dergahs Stürmer feiern einen 5:1-Sieg. Interimstrainer Muarrem Demir soll Kassenwart werden. F: Hippel
"Von nun an soll es wieder aufwärtsgehen": Dergahs Stürmer feiern einen 5:1-Sieg. Interimstrainer Muarrem Demir soll Kassenwart werden. F: Hippel

Dergahspor: Die Ruhe hielt nicht lange

Der Landesligist durchlebt schon wieder turbulente Tage +++ Hassan Karali soll Yücel Semiz als Vorsitzender ablösen

Dergahspor hat den neunten Trainerwechsel seit 2012 vollzogen, auch der Teammanager ist zurückgetreten. Nach Neuwahlen, sagen die Verantwortlichen mal wieder, soll es endlich aufwärtsgehen.

Fatih Köseoglu hat jetzt endlich Ruhe. In gelber Daunenjacke stand er am Sonntagnachmittag auf dem Bertolt-Brecht-Sportfeld und litt mit der Mannschaft, so wie man eben mitleidet, wenn man an Dergahspor hängt. Vor wenigen Tagen noch war das nicht anders gewesen, da war Köseoglu aber noch in Amt und Würden: Teammanager und Pressesprecher war er da, und weil er in dieser Position sehr oft negative Schlagzeilen kommentieren sollte, ging ihm das schon auch mal ein wenig auf die Nerven.

Ruhe jedenfalls sieht anders aus: Erst die Entlassung von Sportdirektor Thomas Ziemer und Trainer Rainer Gerlitz, dann der Streit zwischen dem neuen Sportdirektor Dieter Rebel und dem neuen Trainer Önder Yavuz, der im Abschied Rebels bei Dergah mündete. Doch auch Yavuz kündigte kurz darauf seinen Weggang an, die halbe Mannschaft verabschiedete sich - und Köseoglu war plötzlich Teammanager und Pressesprecher eines Scherbenhaufens.

Mit dem ehemaligen Regionalligaspieler Taner Koc gelang es Fatih Köseoglu, einen kompetenten und bei der Mannschaft angesehenen Übungsleiter zu verpflichten. Koc nutzte seine guten Kontakte und baute eine schlagkräftige Mannschaft auf: Nach vier Siegen aus den ersten fünf Landesligaspielen stand Dergahspor ganz oben an der Tabelle. Doch das Ziel des Trainers war nicht der kurzfristige Erfolg, sondern „etwas langfristig aufzubauen“, wie er damals verriet. Denn auch Koc hatte natürlich von all den Querelen gehört, deshalb sagte er: „Wichtig ist vor allem, endlich wieder Ruhe in den Verein zu bekommen.“

Das schien zu funktionieren, bis Ende August Koc auf dem Trainingsplatz einen Anruf erhielt: Dieter Rebel, der beim SV Seligenporten begonnen hatte, sich in altbekannter Manier Stück für Stück hochzudienen, sitze im Vereinsheim und würde sich gern wieder einbringen. „Durch den Kontakt mit dem Vorsitzenden Yücel Semiz“, erklärte Rebel den Nürnberger Nachrichten damals, sei die Verbindung nie abgerissen, Rebels Herz habe nie aufgehört, für Dergahspor zu schlagen.

Das Team übergangen

Als Koc das Training an jenem Tag beendete, heißt es aus der Mannschaft, hätte einer via Smartphone in der Kabine auf FuPa gelesen, dass Rebel bereits zum Teammanager gemacht worden war. Die Mannschaft und die Verantwortlichen fühlten sich übergangen, es kam dann nicht zu einem netten Wiedersehen, sondern zu einem kleinen Tumult, weshalb Rebel sich doch lieber wieder zurückzog — obwohl längst offizielle Pressefotos geknipst worden waren. Dergahspor hatte seine negativen Schlagzeilen auf einen Schlag zurück, das Vertrauen zwischen dem neuen Trainer, dem Teammanager Fatih Köseoglu und der Vorstandschaft hatte schweren Schaden genommen.

Als in der Folge auch noch Zahlungen an Spieler und Trainer über mehrere Monate ausblieben, kündigte auch Taner Koc enttäuscht seinen Abschied an. Köseoglu unterlief ein ärgerlicher Fehler mit einem zu spät eingereichten Spielerpass beim Verband, weshalb Dergah vier Punkte am grünen Tisch verlor. „Das und noch ein paar andere Gründe“, sagt Köseoglu, hätten ihn dazu bewogen zurückzutreten. Welche Gründe genau, das wollte er nicht verraten. Es reicht wahrscheinlich, eins und eins zusammenzuzählen.

Am Sonntagnachmittag, beim Heimspiel gegen Poppenreuth, stand Muarrem Demir, der Trainer der zweiten Mannschaft, anstelle Kocs am Spielfeldrand. „Ich werde die Mannschaft bis zur Winterpause übernehmen“, sagte der ehemalige Trainer von ASN Pfeil/Phönix II und der DJK Eintracht Süd. Dann wollen sie einen Nachfolger suchen, Trainer Nummer zehn seit dem Jahr 2012.

Demir ist außerdem gelernter Buchhalter, er möchte sich am 21. November, wenn eine außerordentliche Sitzung ansteht und mit Hassan Karali ein neuer Vorsitzender gewählt werden soll, zum Kassenwart küren lassen. „Das Geld war nie weg“, beteuert Demir, „es hat nur einer gefehlt, der es rechtzeitig überweist.“

Alle ausstehenden Zahlungen, verspricht Demir, würden in den kommenden Tagen beglichen. Der Vorsitzende Semiz soll Abteilungsleiter werden, ein 18-köpfiges Gremium alle Belange diskutieren: „Wir brauchen ein starkes Team, das alle Aufgaben untereinander aufteilt.“ Für Fatih Köseoglu, sagt Demir, sei es einfach zu viel geworden. Ihn möchte man auch zurückgewinnen: „Fatih gehört zur Dergah-Familie.“ Der 5:1-Sieg gegen Poppenreuth soll das „Kuddelmuddel“, wie Demir sagt, beenden. „Ab heute“, so der Interimstrainer, „soll es aufwärtsgehen.“ Und, wie so oft, Ruhe einkehren bei Dergahspor.

Aufrufe: 010.11.2015, 06:02 Uhr
Christoph Benesch (Nürnberger Nachrichten)Autor