2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Landsbergs Trainer Roland Krötz (rechts, hier im Gespräch mit Sebastian Bonfert) gibt sich kämpferisch: Er geht davon aus, dass man die Klasse hält – und zwar ohne Relegation.	F.: Thorsten Jordan
Landsbergs Trainer Roland Krötz (rechts, hier im Gespräch mit Sebastian Bonfert) gibt sich kämpferisch: Er geht davon aus, dass man die Klasse hält – und zwar ohne Relegation. F.: Thorsten Jordan

Der Trainer ist voll Euphorie und Tatendrang

Landsbergs Roland Krötz zieht eine erste Bilanz +++ Trotz der Abstiegsgefahr zweifelt er nicht an der Qualität des Kaders

Der erste Teil der Saison ist zu Ende. Nach 21 Spielen belegt der TSV Landsberg in der Bayernliga Süd mit Rang 16 einen Relegationsplatz und muss um den Klassenerhalt bangen. Redakteur Dominic Wimmer vom Landberger Tagblatt sprach mit Trainer Roland Krötz über die sportliche Lage, die zweite Saisonhälfte und die Stimmung im Verein.

2016 scheint nicht das Jahr des TSV Landsberg zu sein. In der Saison 2015/16 der Absturz in der Rückrunde und erst der Klassenerhalt in der Relegation – jetzt müssen Sie schon wieder um den Ligaverbleib zittern ...

Krötz: 2016 ist vielleicht echt ein Seuchenjahr für uns. Es ist momentan eine ähnliche Entwicklung wie in der Vorsaison da: Wir liefern durchaus ordentliche Spiele ab, aber die Ergebnisse sind nicht da. Dass wir saisonübergreifend diesen Trend haben, lässt sich aber nicht nur am fehlenden Glück festmachen.

Zuerst der Last-Minute-Klassenerhalt, dann die kurze Pause und dann der völlig überraschende Rücktritt des langjährigen Trainers Sven Kresin kurz vor dem Start in die Vorbereitung – plötzlich wurden Sie vom Co- zum Chef-Trainer befördert. Wie war dieses Gefühl?

Krötz: Der Schritt von Sven hat uns alle überrascht. Der Verein ist auf mich zugekommen, ob ich mir es vorstellen könnte, Chef-Trainer zu werden. Nach einer Nacht Bedenkzeit habe ich diese Herausforderung gerne angenommen. Der TSV Landsberg ist für mich etwas ganz Besonderes und ich arbeite unheimlich gerne hier.

Schön gespielt, aber nur acht Punkte aus den ersten zehn Spielen – warum war der Start in die neue Saison so holprig?

Krötz: Dieser Saisonverlauf war so nicht zu erwarten. Wir haben viele Spiele 1:2 verloren, obwohl wir über 90 Minuten oftmals dominiert haben. Es lag an der fehlenden Abstimmung der einzelnen Mannschaftsteile und an der konsequenten Chancenverwertung.

Nach der Relegation gab es einen Umbruch in der Mannschaft. Einige Spieler gingen, zehn neue kamen. Hat der Verein im Sommer zu wenig Qualität geholt?

Krötz: Am Anfang war die Euphorie sehr groß. Die Neuzugänge waren froh, dass sie hier sind, und die Etablierten waren nach der Relegation froh, dass sie weiterhin Bayernliga spielen können. Aber aufgrund der Negativerlebnisse sind einige Spieler in eine regelrechte Ohnmacht gefallen. Vorne geht der Ball dann nicht rein und hinten kassiert man blöde Gegentore. Das hat sich in den letzten Spielen manifestiert. Aber ich schätze den Kader nach wie vor qualitativ gut ein.

In all den knappen Spielen hatte der TSV gute Möglichkeiten. Woher die Angst vor dem gegnerischen Tor?

Krötz: Wir haben tatsächlich eine gewisse Abschlussschwäche. Woher das kommt, ist schwer zu sagen. Und oft ist der gegnerische Torwart über sich hinausgewachsen. Wir müssen im letzten Drittel jedenfalls zielstrebiger spielen. Es würde mich mehr beunruhigen, wenn wir uns kaum Chancen erarbeiten würden.

Das Spiel gegen Tabellenführer SV Pullach war so ein Beispiel. Landsberg spielt den Gegner an die Wand, hat zig Chancen, und Pullach macht in der 95. Minute den Ausgleich . . .

Krötz: Es gab einige Beispiele, wo wir den Gegner extrem dominiert haben. Da musst du einfach früher das 2:0 machen. Enge Spiele verwalten wir nicht gut und es reicht eine kleine Unachtsamkeit, die in der Liga bedingungslos bestraft wird. Aber leider können wir uns davon nichts kaufen, wenn wir am Ende solche Spiele nicht gewinnen.

Trotzdem – so scheint es – sind einige Leistungsträger der vergangenen Jahre nicht mehr auf dem Niveau, auf dem sie einmal waren. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Krötz: Vielleicht haben wir dem einen oder anderen zu viel Eigenverantwortung übertragen. Der Ernst der Lage ist aber allen klar.

Mit Rückkehrer Sebastian Bonfert haben Sie einen kickenden Assistenten auf dem Platz. Wie sehr ist er als Co-Trainer involviert?

Krötz: Boni ist in alle Entscheidungen eingebunden. Er ist ein wichtiger Ansprechpartner für mich.

Sie haben zu Saisonbeginn mit Philipp Siegwart einen neuen Kapitän bestimmt und sich im Tor nicht auf eine Nummer eins festgelegt. Hat das die Hierarchie in der Mannschaft durchgewirbelt?

Krötz: Ich sehe Philipp in der Rolle. Die letzten Jahre hat er sehr gute Leistungen gezeigt. Ich hoffe, dass er noch mehr in seine neue Rolle reinwächst, wobei er es bereits hervorragend macht. Bei den Keepern haben wir vor der Saison festgelegt, dass jeder zwei Spiele im Wechsel bekommt. Allerdings war Philipp Beigl nach dem ersten Spiel gleich gesperrt. Das hat den Rhythmus etwas durcheinander gebracht.Dann haben wir uns bis Winter auf Tobias Heiland als Nummer eins festgelegt. Philipp ist mit dieser Situation unglaublich gut umgegangen und ist höchst engagiert im Training. Jetzt steht die Uhr bei den Torhütern wieder auf Null.

Wird der Verein im Winter auf dem Transfermarkt tätig?

Krötz: Es ist unheimlich schwierig, im Winter die Freigabe von anderen Vereinen zu bekommen. Wir haben versucht, jemanden mit Leaderqualitäten zu holen. Aber das hat sich leider zerschlagen. Wenn wir noch jemanden holen, muss er uns sofort weiterhelfen.

13 Spiele hat der TSV Landsberg noch Zeit, um den Klassenerhalt klarzumachen – ansonsten droht die Relegation. Wie gehen Sie ins restliche Programm?

Krötz: Ich hoffe, dass wir schnell den ersten Erfolg verzeichnen. Ich bin voller Euphorie und Tatendrang und überzeugt, dass wir das hinbekommen – auch ohne Relegation.

Wie sieht der Verein die Entwicklung? Gab es Momente, in denen Ihr Job zur Debatte stand?

Krötz: Ich spüre den Rückhalt von der Abteilungsleitung und von der Mannschaft. Wir müssen gerade ein heftiges Tal durchschreiten, aber wir werden das gemeinsam verlassen.

Aufrufe: 026.12.2016, 07:26 Uhr
Landsberger Tagblatt / Dominic WimmerAutor