Der stille Genießer

Köln. Große Worte sind nicht die Sache von Fatih Candan. Schon gar nicht, wenn es um die eigene Person geht. „Es war eine klasse Mannschaftsleistung. Schön, dass wir so gut gestartet sind”, sagte der 24-jährige Angreifer des FC Viktoria Köln und entschwand in den Kabinen des Sportparks Höhenberg — womöglich auch, um den Moment des persönlichen Triumphes in Ruhe auszukosten. Dabei hätte Candan am Samstag durchaus das Zeug zum Helden gehabt: Der stets lauernde Stürmer hatte mit seinen zwei Toren maßgeblichen Anteil am 3:1 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft zum Saisonauftakt der Fußball-Regionalliga West gegen die U 23 von Borussia Mönchengladbach. Nachdem der Deutsch-Türke bereits in der vergangenen Saison 17 Mal getroffen hat, scheint er nichts von seiner Qualität eingebüßt zu haben.

Zwei Stunden vor der Gala des Fatih Candan war es um die Zuversicht beim FC Viktoria noch weniger gut bestellt: Timo Röttger durchquerte mit dick bandagiertem Knöchel die Gänge des Stadions; der prominente Neuzugang von RB Leipzig hatte sich am Donnerstag einen Riss des Außenbands zugezogen, wird aber schon am Samstag in der Auswärtspartie beim FC Schalke 04 II in der Mannschaft zurückerwartet.

Für Röttger rückte Lukas Nottbeck in die Startelf: „Lukas hat überragend trainiert und zählt für mich absolut zum Stammpersonal”, erklärte Viktoria-Coach Claus-Dieter Wollitz. Die Verletzung von Röttger zog aber noch diverse andere taktische Veränderungen nach sich: Wollitz verordnete seiner Elf ein 4-1-4-1-System, beorderte Mike Wunderlich auf die für ihn ungewohnte linke Außenbahn und überließ dem talentierten André Dej das Kommando im defensiven Mittelfeld.

Wollitz lobt die Disziplin

Und die Maßnahmen wirkten. Nach ersten Annäherungsversuchen kontrollierten die Gastgeber ihren Gegner beinahe nach Belieben und erarbeiteten sich zahlreiche Möglichkeiten. Zunächst schaufelte Candan den Ball knapp am rechten Torwinkel vorbei (27.), bevor er den Großteil der 963 Besucher in Verzückung versetzte: Eine Direkt-Annahme des starken Dej landete auf Umwegen auf Candans Fuß und Augenblicke später im Gladbacher Tor (40.). Jubel brandete auf, der aber schnell wieder verstummte: Borussias Rodriguez düpierte Daniel Reiche im Zweikampf und schoss den Ball aus wenigen Metern zum überraschenden Ausgleich ins Tor (42.).

Entscheidend für Viktorias gelungenen Auftakt waren letztlich zwei Dinge: Zum einen schwächten sich die Gäste durch eine Rote Karte gegen Profi Giuseppe Pisano nach 50 Minuten selbst, und andererseits verloren die Rechtsrheinischen nie die Ruhe Gerade die Ordnung seiner Elf hatte Wollitz gefallen: „Für uns war es entscheidend, diszipliniert zu bleiben. Die Mannschaft ist wirklich als Mannschaft aufgetreten.” Einen kleinen Hinweis an die Konkurrenz konnte sich der 49-Jährige auch nicht verkneifen: „Wir werden Ergebnisse liefern, so viel steht fest.”

Mit der Einwechselung des Offensivspielers Jerome Assauer setzte Wollitz alles auf eine Karte und wurde belohnt: Erneut Fatih Candan aus der Drehung (66.) und Mike Wunderlich (82.) sorgten mit ihren Treffern für einen erfreulichen Saisonauftakt.