2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
F: Jochen Classen
F: Jochen Classen

Der peinliche Aussetzer von Lakis

KFC-Boss streicht Wollitz aus der Hall of Fame

Verlinkte Inhalte

Eigentlich hätten sie beim KFC Uerdingen ja in diesen Tagen durchaus Werbung in eigener Sache machen können. Den absoluten Top-Favoriten der Regionalliga, Viktoria Köln, hatte die Mannschaft von Trainer Murat Salar beim 1:1 am Mittwochabend am Rande einer Niederlage.

Erst durch ein Tor in der 93. Minute, das eigentlich gar nicht hätte zählen dürfen, weil in der Szene zuvor Torwart Robin Udegbe im eigenen Fünfmeterraum angegangen wurde und es Freistoß statt Eckball für Köln hätte geben müssen (in der Folge daraus fiel der Ausgleich), wurde aus einem fast schon sensationell zu nennenden Sieg ein unglückliches Unentschieden.

Die Mannschaft hatte eine grandiose Schlacht geschlagen und eine Leistung abgeliefert, die die wohl beste seit dem Aufstieg in die Regionalliga gewesen war. Doch am Donnerstag war rund um die Grotenburg ein anderes Thema das beherrschende: der Eklat nach dem Spiel, der peinliche Streit, von dessen Wortlaut unsere Redaktion berichtet hatte, zwischen KFC-Boss Lakis und Kölns Trainer Pele Wollitz.

Was war geschehen? Nach dem Ausgleich und dem Sekunden später folgenden Schlusspfiff waren die beiden, ohnehin mit reichlich Temperament gesegnet und nicht auf den Mund gefallen, verbal aneinander gerasselt. Was die beiden sich gegenseitig an den Kopf knallten, behielten sie für sich. Es muss aber ziemlich übel gewesen sein, jedenfalls schnappte sich Lakis nach dem Spiel einen roten Edding und stürmte wutentbrannt in den Businessraum der Grotenburg. Dort hängt an den Wänden eine Fotogalerie von verdienten ehemaligen Spielern. Lakis machte ein dickes Kreuz durch das Bild von Wollitz und kritzelte das Wort "Asi" daneben.

Da drängen sich zwei Fragen auf: Darf sich ein Trainer so mit gegnerischen Funktionären anlegen? Und, was gravierender ist: Darf sich ein Vereinsvorsitzender, egal wie sehr er beleidigt wird, so gehen lassen?

"Das war absolut asoziales Verhalten mir gegenüber. Er hat mich übel beleidigt", rechtfertigte Lakis sein Verhalten und kündigte an, Wollitz' Foto aus der Ehrengalerie entfernen zu lassen. Wollitz, der als Spieler und Trainer in Uerdinger Diensten gestanden hatte, wollte Lakis' Äußerungen nicht weiter kommentieren, sagte aber dann: "Diese Beleidigung spricht für diese Person als Präsident. Es ist schade, dass so ein Mann über diesen Verein herrschen darf. Mir tun diese Jungs leid, die kein Geld bekommen und Hunger haben, weil sie sich nichts zu Essen kaufen können. Und dann den Gästetrainer als asozial zu beleidigen - das spricht für sich, das muss ich nicht weiter kommentieren", sagte Wollitz. Und Lakis wiederum konterte: "Zumindest heute muss es sicherlich ausreichend Essen für alle gegeben haben, wahrscheinlich mehr als in Köln. Das hat man auf dem Platz gesehen."

Ohne Frage: Dieser Vorfall passt zu dem chaotischen und disziplinlosen Bild, das der KFC inklusive seiner Führungsmannschaft in der vergangenen Saison abgegeben hat. Letztere Disziplinlosigkeit - und dazu gehört auch das Nicht-Einhalten von gültigen Vereinbarungen und Verträgen - spiegelt sich in der Vielzahl an Arbeitsgerichtsprozessen mit Spielern, die auf nicht gezahltes Geld klagen, wider. Und auch in dieser Saison ist die Disziplin ein Manko im Kader und im Umfeld. Feldverweise, ein Trainer auf der Tribüne - da ist es schon beinahe eine Banalität, dass der Grotifant das vermutlich einzige Maskottchen im deutschen Fußball ist, das ungestraft während des Spiels seinen Kopf abnehmen und am Spielfeldrand herumlaufen darf. Aber auch das passt in das Gesamtbild, das der KFC immer wieder abgibt.

Schade eigentlich. Denn auf dem Platz selbst, da wächst etwas zusammen, mit dem der KFC für positive Schlagzeilen sorgen könnte - aber dazu muss es auch im Umfeld stimmen. Und der Präsident muss vorneweggehen.

Aufrufe: 019.9.2014, 07:07 Uhr
Rheinische Post / Oliver SchaulandtAutor