2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
"Der zahlt!" - Serdar Dinc (links) und Arno Zeilmann (rechts) liefern sich am Sonntag ein Fernduell. (F: Zink)
"Der zahlt!" - Serdar Dinc (links) und Arno Zeilmann (rechts) liefern sich am Sonntag ein Fernduell. (F: Zink)

"Der Gewinner bekommt bis zum Rückspiel den Kaffee bezahlt"

Vorschau 6. Spieltag: Germania gegen Deutenbach - die Freunde und Arbeitskollegen Serdar Dinc und Arno Zeilmann im direkten Duell - zumindest fast!

Serdar Dinc, Trainer des SC Germania, und Arno Zeilmann, Trainer des STV Deutenbach, kennen und schätzen sich bereits seit einigen Jahren. Am kommenden Wochenende kommt es nun zum direkten Duell zwischen ihren mit jeweils acht Punkten im Mittelfeld stehenden Teams. Während Zeilmann seinen Platz an der Seitenlinie einnehmen wird, wird Dinc urlaubsbedingt fehlen und wird wie geplant von Co-Trainer Kuno Kessler vertreten. Dass er aber ebenfalls nur von der Seitenlinie coachen wird, war nicht eingeplant. Im Vorfeld liefern sich die Cheftrainer schon einmal einen verbalen Schlagabtausch und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund.

SC Germania Nürnberg - STV Deutenbach (So 15:00)

„Was sich neckt, das liebt sich.“ So oder so ähnlich kann man sich die Beziehung zwischen den Arbeitskollegen Arno Zeilmann und Serdar Dinc vorstellen. Seit etwa drei Jahren stehen die beiden im engeren Kontakt und arbeiten im gleichen Bereich bei einer weltweit operierenden Firma. Inzwischen bezeichnen sich beide als gute Freunde. „Ich habe festgestellt, dass wir auch an der Linie den gleichen Bewegungsradius haben“, stellt Zeilmann fest, der sich die zweite Hälfte des Germanen-Auftritts beim ASV Fürth angesehen und dabei wohl auch etwas genauer auf Dinc geachtet hat. Auch Dinc erkennt einige Parallelen der beiden Protagonisten am Seitenrand. „Wir denken ähnlich, sind mit Leidenschaft dabei, tauschen uns auch regelmäßig aus. Wenn es gegeneinander geht, sind wir zwar etwas zurückhaltender, aber sonst auch schon mal schnell auf 180. Genauso schnell kühlen wir aber auch wieder ab.“ Das mit dem Austausch kann Zeilmann so nicht stehen lassen – mit einem Augenzwinkern. „Je näher das direkte Duell näher rückt, muss ich feststellen, dass er nicht mehr an sein Handy geht. Es herrscht fast Funkstille.“

Die Kaffeewette gilt

Dass Dinc nun ausgerechnet dieses Spiel verpassen wird, wurmt ihn schon ein bisschen, aber „es ging nicht anders. Deswegen habe ich mir eine Mannschaft ausgesucht, wo ich es mir leisten kann.“ Zeilmann stört da schon mehr, dass Dinc seinen Pflichten in der Arbeit nicht nachkommt, denn ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass derjenige, der hinter dem anderen in der Tabelle platziert ist, den Kaffee bezahlen muss: „Jetzt wäre eigentlich ich dran und was macht er? Er trägt Urlaub ein.“ Dinc setzt sogleich zum Widerspruch an und bietet eine Wette an. „Wir sind ja nur auf dem Papier auf Augenhöhe, deswegen traue ich mir das schon zu. Der Gewinner bekommt vom Verlierer bis zum Rückrundenspiel (Anmerkung: wohlgemerkt am 20.03.2016) den Kaffee gezahlt. Mir würde es auch reichen, wenn er einen zahlt, ich zahl ihm zwei.“

Zeilmann nimmt es mit Humor. „Das mit der Augenhöhe ist harter Tobak. Er hat wahrscheinlich schon zu viele Urlaubstage hinter sich. Klar nehme ich die Wette an. Ich mit meinen 1.92m helfe ihm dann auch beim Drücken seines Lieblingskaffees am Automaten oben links.“

Dinc nicht auf dem Rasenmäher

Durch seinen Urlaub kann Dinc auch nicht den Rasen vorbereiten, worauf sich Zeilmann besonders gefreut hätte. „Ich rege mich ja immer darüber auf, dass der Rasen schon am Freitag gemäht wird. Diesmal aber wird er gar nicht gemäht. Hoch und stumpf wird er sein, wir arbeiten mit allen Mitteln.“ So wichtig nimmt es Zeilmann mit dem Rasen dann doch nicht: „Das mit dem Rasen kann er ruhig machen. Wir sind durch unseren „topgepflegten Rasen am Weihersberg“ zwar verwöhnt (Anmerkung: Gemäht wurde er beim Spiel gegen Raitersaich offensichtlich nicht.), beim Rückspiel wird dann aber unsere „Rote Erde“ präpariert. Seine Jungs können dann ab Montag schon mal auf „Tausendfüßler“ sparen.“

Für Dinc wird der eigentlich spielende Co-Trainer Kuno Kessler die Verantwortung tragen und zwar von der Seitenlinie, denn er handelte sich am Wochenende einen Platzverweis ein. „Ja, das war sowieso geplant, dass er mich vertritt. Das mit der Roten Karte hat er dann aber wohl falsch verstanden. Naja, weniger Kopfzerbrechen für den Arno. Nein, jetzt im Ernst: Das war eine dumme Situation und eine harte Entscheidung. Wir müssen damit leben.“

Germanen in der Favoritenrolle

Trotz des Ausfalls Kesslers sieht Zeilmann die Favoritenrolle bei den Germanen. „Edisan Berisha ist kaum aufzuhalten. Es wird eine richtig harte Nummer. Man darf sie nicht ins Rollen kommen lassen.“ Mit dem Saisonstart ist er insgesamt zufrieden, mit Ausnahme des Auftakts gegen den ASV Fürth, wo der STV in der 90. Minute noch mit 2:0 führte, sich schlussendlich aber mit einem 2:2 begnügen musste.

Inzwischen ist diese denkwürdige Partie aber aus den Köpfen und abgehakt. „Mit dem Sieg über Raitersaich, den wir nicht einplanen konnten, sind wir wieder im Soll.“ Außerdem stellt Deutenbach zusammen mit Fischbach statistisch die beste Abwehr der Liga. Lediglich fünf Gegentore wurden bislang zugelassen. Personell könnte es trotzdem besser aussehen bei der Gäste-Elf. Michael Schulz, Timm Bergmann und der frischgebackene Vater Thomas Brattinger sind verletzt, dessen Bruder und Kapitän Markus ist im Urlaub und ein Fragezeichen steht hinter Emanuele Romeo.

"Schon gegen die ersten Vier gespielt"

Bei den Germanen lichtet sich das Lazarett so langsam. Emre Gürses ist wieder ins Training eingestiegen, wenngleich ein Einsatz noch zu früh kommt. Ismail Karokh trainiert ebenfalls wieder und Thomas Hovington konnte zuletzt bereits einen Kurzeinsatz absolvieren. Auch der kurzfristig ausgefallene, formstarke Leo Lugbunari könnte wieder im Kader stehen, wie Dinc hofft. Für Marc-André De Millas, der sich in die Flitterwochen verabschiedete, wird absprachegemäß Andreas Roskoschek das Tor hüten. „Der Arno hat da derzeit größere Probleme.“ Zuversichtlich ist Dinc für die kommenden Wochen, zumal Germania „schon gegen die ersten Vier gespielt“ hat. Jetzt soll aber wieder ein Dreier her, um den Anschluss an die Spitzengruppe nicht zu verlieren, was für beide Teams gilt. „Ich mag Deutenbach, das sind richtig gute Jungs. Trotzdem werden wir keine Gastgeschenke verteilen. Gut ist auch, dass ich den Arno nach unserem Sieg nicht trösten muss.“

Es geht also um mehr als um Fußball, nämlich um Kaffee, Prestige und darum, dass sich keiner der beiden nach dem Spiel die Schmährufe der anderen Seite in der Arbeit anhören muss. Eine bessere Motivation kann es kaum geben.

Aufrufe: 02.9.2015, 18:21 Uhr
Matthias JanouschAutor