2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Der größte Tag: Den Bayernliga-Aufstieg der TSG 2007 bezeichnet Stefan Selig als den emotionalsten Moment seiner Laufbahn. Unser Foto zeigt ihn und Joseph Olumide im Ansbacher Stadion nach dem Entscheidungsspiel gegen Haibach.	   F.: Alois Thoma
Der größte Tag: Den Bayernliga-Aufstieg der TSG 2007 bezeichnet Stefan Selig als den emotionalsten Moment seiner Laufbahn. Unser Foto zeigt ihn und Joseph Olumide im Ansbacher Stadion nach dem Entscheidungsspiel gegen Haibach. F.: Alois Thoma

Der Beste geht vom Platz

Stefan Selig ist der herausragende Fußballer in der Region +++ Nach 30 Jahren beendet er nun seine Laufbahn

Ein Freund vieler Worte war Stefan Selig nie, großspuriges Auftreten ist ihm fremd. Für seine Verhältnisse ist es schon bemerkenswert, überhaupt ein Interview zu geben. Nein, er lässt lieber die Füße sprechen. Und wie: Im Landkreis Günzburg hat es in den vergangenen 30 Jahren kaum einen vergleichbar herausragenden Fußballer gegeben und garantiert keinen besseren, der immer in der Region geblieben ist.

Jetzt steht die Laufbahn des 37-Jährigen im Spätherbst. Am Saisonende ist Schluss für den langjährigen Mittelfeldmotor der TSG Thannhausen, der inzwischen als Innenverteidiger beim Landesligisten SC Ichenhausen spielt.

Gehen Sie doch mal zurück zu den bescheidenen Anfängen Ihrer langen Sportler-Laufbahn. Wo liegen Ihre Wurzeln als Fußballer?

Selig: Ich habe als F-Schüler beim SV Aletshausen angefangen, da haben wir gewohnt damals und da leben meine Eltern heute noch. Der Trainer hat mich erst mal ins Tor gestellt.

Sie haben als Torwart begonnen? Kaum zu glauben.

Selig: Ja, und besonders lang ging das auch nicht. Ich kann mich da an ein Spiel gegen Deisenhausen erinnern. Da hat ein Mädel mitgespielt, die hat mir acht oder zehn reingehauen. Da habe ich aufgehört als Torwart, hatte die Schnauze voll.

Und wie kamen Sie dann nach Thannhausen?

Selig: Als kleiner SVA haben wir mal in der Krumbacher Halle die TSG klar besiegt. Daraufhin hat mich Walter Schmid nach Thannhausen geholt. Da war ich neun.


Seit vielen Jahren ganz dicke Freunde: Oliver Schmid und Stefan Selig. F.: Alois Thoma

Und weiter?

Selig: Bis zur B-Jugend war ich in Thannhausen, dann ein Jahr bei 1860 München, dann wieder und für sehr lange Zeit in Thannhausen.

Hat’s Ihnen nicht gefallen bei den Löwen oder warum haben Sie das beendet damals?

Selig: Von der sportlichen Erfahrung her war das Weltklasse. Aber ich war vom Dorf und hab da allein in der Großstadt gelebt. Und das war einfach nicht meins.

Ist das der Grund, warum Sie nie ins Profigeschäft eingestiegen sind? Angebote gab es doch...

Selig: Ich war mit meiner Heimat immer so verwurzelt, dass mir der große Sprung nicht ganz so wichtig war. Viel wichtiger waren mir der Spaß am Fußball und meine Freunde. Und mit meinem damaligen Verein TSG Thannhausen bin ich ja immerhin bis in die damals viertklassige Bayernliga vorgedrungen. Das war vielleicht nicht die ganz große Bühne, aber auch eine wunderschöne Zeit.

Ihr größtes Erlebnis als Fußballer – war es das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund?

Selig: Es wäre einfach zu sagen, dass es das Dortmund-Spiel war. Aber ich glaube, von den Emotionen her war es eher der Aufstieg in die Bayernliga mit Thannhausen. In Ansbach haben wir damals das Entscheidungsspiel gegen Alemannia Haibach gewonnen. Die Party hinterher, mit Fanmeile in der Thannhauser Innenstadt – Wahnsinn. Ja, das war der größte Moment.


Selten in seiner Karriere musste Stefan Selig hinterherlaufen - hier verfolgt der in einem Testspiel den Münchner Löwen Michél Dinzey. F.: Privatarchiv Selig

In Ihrer Zeit bei der TSG Thannhausen haben Sie Ihr Spiel verfeinert, wurden zum viel gelobten Regisseur, in überschwänglichen Kommentaren gar zum schwäbischen Hallenkönig. Was hat Sie denn eigentlich am Hallenfußball immer so fasziniert?

Selig: Alles. Technik, Spaß, Tempo – da war alles drin. Dazu die Enge, die tolle Atmosphäre damals bei den Turnieren in Augsburg.

Die moderne Variante beurteilen Sie dagegen sehr kritisch.

Selig: Mit Futsal kann ich wirklich gar nichts anfangen. Das ist Mist.

Vor vier Jahren sind Sie dann zum SC Ichenhausen gewechselt und seitdem nicht wegzudenken aus der inzwischen klassenhöchsten Mannschaft in der Region. Ihr bester Freund im privaten Leben, Oliver Schmid, ist Trainer bei den Königsblauen. Hand aufs Herz: Wie ambitioniert hat er Sie bekniet, noch mal ein Jahr dranzuhängen?

Selig: Das war kein Thema. Ich wollte ja vergangenes Jahr schon aufhören. Nur auf Wunsch des Trainers und des Vereins habe ich mich damals bereit erklärt, noch ein Jahr dranzuhängen – unter der Voraussetzung, dass dann Schluss ist. Das bereue ich auch nicht. Die vier Jahre beim SCI waren jetzt wirklich eine sehr schöne Zeit zum Abschluss meiner Fußballer-Laufbahn.

Ein Rücktritt vom Rücktritt ist ausgeschlossen?

Selig: Ja. Mit fünf Ausrufezeichen. Es war eine großartige Zeit und jetzt ist es schön, wenn sie vorbei ist. Inzwischen spüre ich einfach das Alter, es zwickt hier und da. Und ich benötige nach Spielen auch immer zwei Tage, um mich zu erholen.

Aber Sie gehen dem Fußball offensichtlich nicht verloren. Wir haben erfahren, dass Sie im Sommer in beratender Funktion bei der TSG Thannhausen einsteigen.

Selig: Es ist korrekt, dass ich dort mitmachen und bei der Neuausrichtung mithelfen werde. Aber ich werde kein offizielles Amt übernehmen. Ich kann also derzeit nicht sagen, wie genau das aussehen wird. Das wird auch alles andere als ein Vollzeit-Job. Im Vordergrund steht jetzt erst mal meine berufliche Zukunft. Zudem heirate ich im Sommer und da stehen dann, glaube ich, andere Aufgaben an...

Aufrufe: 023.4.2016, 12:57 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan KubicaAutor