Als sich der 55-Jährige wenig später auf dem Rasen einigen Fragen stellt, ist es mit der Stille allerdings vorbei. Wie fühlt man sich nach so einem Saisonstart? „Mein Nachname ist Wild, noch Fragen?“ Hat man mit einer Leistung wie an diesem Nachmittag überhaupt etwas in der Kreisliga verloren? „Hmm... Das Schweigen der Lämmer.“ Nur langsam kommt der langjährige Süder Jugendtrainer in dieses Gespräch, das am Ende mehr als 20 Minuten dauern wird.
Aus jedem Satz, den Manfred Wild spricht, ist Enttäuschung herauszuhören. Enttäuschung über die dargebotene Leistung gegen keineswegs übermächtige Deutenbacher, Enttäuschung vor allem über den Schritt, „seinen“ SV 73 Süd mit dem ATV Frankonia zusammenzuschließen. Denn damit hätten viele Probleme ja begonnen. Lange galten die Süder als Aushängeschild im Amateurfußball, „wir waren im Jugendbereich nach dem FCN der erste Ansprechpartner“.
Manfred Wild hat dazu viel beigetragen, er hat Juniorenmannschaften in die Landesliga geführt und gegen Ende der Saison das Amt als Cheftrainer an der Maiacher Straße übernommen. Früh stand fest, dass er auch beim Fusionsverein die Geschicke leiten soll. Doch nach dem Ende der abgelaufenen Saison war nichts mehr, wie es war: „Wir hatten einen riesigen Aderlass an Spielern“, sagt Wild.
Aus Frankonia-Reihen ist ein Spieler übrig geblieben, auch viele Süder haben dem Verein den Rücken gekehrt. Manfred Wild kann nicht verhehlen, dass vielen „die Marke Süd, ich sage bewusst die Marke, denn das waren wir“ gefehlt hat im neuen Namen. „Und dann holen höherklassige Vereine unzählige Spieler aus unserer Jugend und wir bekommen nichts, keine Aufwandsentschädigung.“ Falsche Versprechungen würden die jungen Leuten bei höherklassigen Vereinen gemacht. Dabei, klagt Wild, „würde es jedem guttun, erst in der Kreisliga in den Erwachsenenbereich reinzuschnuppern.“
Wer vor Anpfiff die Aufstellung der Gastgeber aufmerksam liest, findet nur drei Spieler, die älter als Baujahr 1990 sind. Viele schnuppern also wirklich mal in die Kreisliga, doch weder ist davon der Großteil aus der Süder Jugend, noch ist es die erste Elf, die Wild gerne aufbieten würde. Und so macht sich Unerfahrenheit breit in diesem Spiel, in dem die Gäste nach fünf Minuten führen, nach zehn Minuten mit 2:0. Torchancen erarbeitet sich der ATV 1873 Frankonia (Wild: „Bis man diesen langen Namen erst einmal ausgesprochen hat.“) nicht. Stattdessen kombinieren die Gäste nach Lust und Laune, insgesamt fünf Gegentreffer sind das Resultat.
„Wie soll ich auch etwas trainieren, wenn im Training nur sechs Leute sind“, moniert Wild. Denn auch die Urlaubszeit schlägt beim Fusionsverein voll durch, dazu eine lange Liste an Verletzten. Abschreiben will der 55-Jährige die Spielzeit, die er als „Sabbatjahr“ bezeichnet, aber noch nicht: „Wenn alle Spieler da sind, können wir es schaffen.“ Das wird dauern. Ob Wild dann noch da ist, wird sich zeigen. „Nach dem ersten Heimspiel gegen Roßtal hat es einen Disput gegeben. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, mein Amt zur Verfügung zu stellen“, erzählt der Trainer. Warum tut er sich all das überhaupt an? „Wir haben viele Leute verloren durch die Fusion“, sagt er. „Aber bei mir schlägt das Süder Herz noch.“ Und egal, was andere sagen: In der nächsten Woche wird Manfred Wild wieder demonstrativ mit dem Logo seines SV 1873 Süd auf der Brust auftreten und die Erinnerung hochhalten.