2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Fordert Neumünsters Sportvereine zu Solidarität auf: VfR-Boss Gerd Grümmer. Foto: Schmuck
Fordert Neumünsters Sportvereine zu Solidarität auf: VfR-Boss Gerd Grümmer. Foto: Schmuck

"Das ist eine Wettbewerbsverzerrung"

VfR-Chef Grümmer tritt Diskussion über Hallennutzungsgebühren los und wehrt sich gegen Abwerbungsvorwürfe in Sachen Schiedsrichter

Über kaum einen Verein in Neumünster wird so viel spekuliert, diskutiert und hergezogen wie den VfR. ,,Wir müssen weg vom Image des FC Hollywood, auch wenn das für andere witzig und interessant sein mag", sagt Clubboss Gerd Grümmer. Der Courier hat sich mit dem 55-Jährigen unterhalten.

Um den VfR war es in den vergangenen Wochen relativ ruhig. Ist das positiv oder negativ?
Grümmer: Ausgesprochen positiv. Wir arbeiten daran, den Verein in ruhiges Fahrwasser zu bekommen. Stolz sind wir in dem Zusammenhang auf die Entwicklung unserer Jugendabteilung. Wir werden weitere Früchte ernten. Denn zwei, drei weitere Spieler stehen vor dem Sprung in die Ligamannschaft.

Viele aktuelle Ligaspieler haben bereits ihre Verträge verlängert. Was ist mit Trainer Thomas Möller und dessen ,,Co" Sven Boy?

Wir befinden uns in sehr guten Gesprächen. Möller und Boy sind gefühlt in die Vorstandsarbeit eingebunden, sie wollen den Verein voranbringen. Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, mit diesem Trainerduo zu verlängern. Zumal beide Notwendigkeiten sehen, um die wir als Vorstand uns kümmern müssen.

Worum müssen Sie sich kümmern?
Ganz vorne steht natürlich unser Bauantrag, den wir bei der Stadt gestellt haben. Ich gehe davon aus, dass die Stadt sich anstrengen wird, uns diesbezüglich positive Nachrichten mitzuteilen.

Was hat der VfR konkret vor? Immer wieder hört man in der Szene von einem Umbau des Stadions ...
Ja, wir wollen im Stadion aus einem Fußballplatz zwei machen und eine überdachte Tribüne errichten. Dazu muss der jetzige Ligaplatz gedreht und versetzt werden. Außerdem wollen wir dort Flutlicht installieren.

Testweise waren ja bereits einige LED-Strahler in Betrieb ...
Fünf Strahler leuchten zurzeit zwei Drittel des Platzes aus. Wir müssen zwecks Trainingsbetrieb unsere vorhandenen Flächen nutzen, platzen aus allen Nähten. So kündigt sich eine dritte Seniorenmannschaft an, auch weil am Ende der Saison zwölf A-Jugendliche des älteren Jahrgangs in den Männerbereich wechseln werden. Diese Spieler sollen natürlich gehalten werden.

Wann soll der Stadionumbau beginnen?

Das hängt in erster Linie von der Erteilung der Baugenehmigung ab, auch spielt der Stahlpreis eine Rolle.

Das heißt, es könnte noch während der laufenden Saison damit begonnen werden?

Ja, das wäre wünschenswert.

Wo würde dann gespielt werden?
Wir hatten gute Gespräche mit Olympia. Horst Pohl und Horst Timm als Vertreter unseres Nachbarvereins haben Bereitschaft signalisiert. Allerdings haben wir die Gespräche noch nicht vertieft, weil wir nicht wissen, wann der Umbau starten kann.

Was ist mit den Kosten für dieses Projekt?

Viele Leute, auch Personen aus früheren Vorständen wie Siegfried Guder oder Olaf Schließeit, bringen sich in die Vereinsarbeit ein. Nicht zu vergessen ist die Manpower, die unser 2. Vorsitzender Bernd Hagen mit seinem Unternehmen an den Tag legt. Das könnte sich sehr vorteilhaft für den VfR auswirken. Und nicht zu vergessen: Unser Schatzmeister und Stadionmanager Thorsten Wandelt stammt ebenfalls aus dem Baugewerbe.

Die Ligamannschaft trainiert zum Teil 70 Kilometer von zu Hause weg auf Kunstrasen, auf den Neumünster weiter wartet. Könnte der VfR auch ein solches Projekt stemmen?

Unser Trainerteam hat die Empfehlung ausgesprochen, dass man mittelfristig über einen Kunstrasenplatz nachdenken muss, um voranzukommen - wie auch immer das realisiert werden kann.

Haben Sie eine Idee?

Alle Vereine sollten zusammenrücken, um einen in Neumünster dringend erforderlichen Kunstrasenplatz für alle Clubs möglich zu machen. Ein demokratisch faires Miteinander ist vonnöten. Also müsste man jetzt mal über Hallennutzungsgebühren für Vereine nachdenken, die Sportstätten bislang zum Nulltarif nutzen konnten und können.

Sie wissen, dass Sie damit einen Sturm der Entrüstung lostreten?!
Ja, und ich will gewiss niemanden diskreditieren oder plattmachen. Aber es kann doch nicht sein, dass die Vereine mit Außenanlagen oder etwa die Schwimmer, gleichwohl diese stark subventioniert werden, den gesamten Sport in Neumünster finanzieren. Das ist doch eine Wettbewerbsverzerrung. Was wir brauchen, ist Waffengleichheit.

Können Sie das an einem Beispiel belegen?
Wenn wir andernorts einen Platz anmieten, müssen wir zahlen. Andere dagegen haben Hallenzeiten zum Nulltarif, obwohl durch die Nutzung Kosten für Strom, Reinigung oder den Hausmeister entstehen. Tennisspieler hingegen haben es, ähnlich wie wir Fußballer, nicht so gut. Auch sie müssen für ihre Stunden zahlen. Wir im Übrigen wären bereit, für unsere Gymnastikabteilung solidarisch einen Hallenbeitrag zu entrichten.

Die Großvereine werden bei Ihrer Forderung gewaltig die Köpfe schütteln ...
Dass sie sich zieren, eine Hallengebühr zu entrichten, kann ich verstehen. In Ordnung ist das im sportlichen Miteinander allerdings ganz und gar nicht.

Der VfR hat zuletzt einen sechsstelligen Betrag an Verbindlichkeiten abgebaut. Wie ist die finanzielle Entwicklung des Vereins zu bewerten?
Es wird in ähnlich positiver Art und Weise weitergehen. Wir müssen endlich auf gesunden Beinen stehen, um nicht immer hinterherzuhecheln.

Haben Sie eine Rückkehr in die Regionalliga im Visier?
Ja. Bei uns wächst etwas heran. Wir wollen wieder guten Fußball sehen ... den besten. Die drei Jahre Regionalliga von 2012 bis 2015 sind ein Ansporn, dorthin zurückzukehren. Wir sollten uns auf unserem Weg am ETSV Weiche orientieren. In Flensburg wird eine überragende Arbeit abgeliefert.

Die zweite Mannschaft ist Tabellenführer der Kreisliga, die Verbandsliga würde einen höheren Kostenaufwand mit sich bringen. Soll die Mannschaft dennoch aufsteigen?
Ja. Alleine schon deswegen, weil auch dort tolle Arbeit geleistet wird.

Sie dürfte nicht aufsteigen, wenn die erste Mannschaft den Klassenerhalt in der SH-Liga verfehlt. Haben Sie Angst vor einem Abstieg des Ligateams?
Nein, das steht nicht zur Disposition. Allerdings wissen auch wir, dass es eine schwierige Rückrunde werden könnte.

Gibt es bereits externe Neuzugänge für die kommende Saison?
Wir sind an ein, zwei Klasseleuten dran. Unterschrieben ist noch nichts.

Der VfR hatte in den vergangenen Jahren stets zu wenig Schiedsrichter, der Neun-Punkte-Abzug für die Ligamannschaft ist die bittere Konsequenz daraus. Wie sieht es im Hinblick auf 2016/17 aus?
Wir sind im Soll. Olaf Schließeit als neuer Schiedsrichterbeauftragter hat vorgesorgt.

Hat VfR anderen die Unparteiischen weggekauft, wie es in der Szene heißt?
Völliger Schwachsinn. Auf dieses Niveau von Gequatsche lasse ich mich nicht herab.

Sie gelten als ein positiver Mensch. Was stimmt Sie in puncto VfR positiv?
Die Gesamtentwicklung. Wir sind in Kürze mit allen Wehwehchen durch.

Wehwehchen?

Es lief bei uns in der Vergangenheit nicht alles rund, Zahlungsabläufe etwa gehören dazu. Vieles wird jetzt über die Buchhaltung meines Unternehmens abgewickelt. Wir sind auf einem guten Weg.

Stimmt es, dass die von den Gästeteams genutzten Container beim VfR unter Wasser standen?
Ja, wir hatten einen Wasserschaden. Die Container werden entkernt, neu aufgebaut und verkleidet. Wir waren dagegen versichert.

Gibt es aktuell sonst noch etwas Wissenswertes an der Geerdtsstraße?

Wir haben gerade den Arbeitsgerichtsprozess gegen unseren Ex-Spieler Kevin Zschimmer mit einem Vergleich geschlossen. Der VfR ist dabei sehr gut weggekommen.

Wer ist Trikotsponsor der Ligamannschaft in der Saison 2016/17?

McArthurGlen bleibt. Wir haben einen längerfristigen Vertrag geschlossen und sind stolz darauf, mit einem Weltkonzern toll zusammenarbeiten zu dürfen.
Aufrufe: 026.2.2016, 09:00 Uhr
SHZ / Interview: Arne SchmuckAutor