2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mit sofortiger Wirkung suspendiert: Schott-Chefcoach Ali Cakici.   Archivfoto: Timo Schwarz
Mit sofortiger Wirkung suspendiert: Schott-Chefcoach Ali Cakici. Archivfoto: Timo Schwarz

Cakici muss sofort gehen

Oberligist TSV Schott suspendiert Chefcoach / Zerwürfnis nicht zu kitten

Mainz. Dass er zum Saisonende gehen musste, war seit Wochen bekannt. Doch nun hat der TSV Schott Mainz seinen hauptamtlichen Cheftrainer Ali Cakici mit sofortiger Wirkung suspendiert. „Es gab aus der Emotion heraus erhebliche Loyalitätsprobleme in den vergangenen Wochen und Monaten“, betont Manager Till Pleuger zwei Tage vor dem Stadtderby in der Fußball-Oberliga gegen den SV Gonsenheim.

Sichtbarer Ausdruck des Zerwürfnisses war zuletzt eine laute verbale Auseinandersetzung Cakicis mit Pleuger nach dem 2:1-Sieg gegen Burgbrohl. Dabei beklagte der 49-Jährige sich unter anderem darüber, dass er in seiner Rolle als Trainer der Frauen-Mannschaft mit einer Rumpfelf zum Auswärtsspiel nach München reisen musste, und auch über organisatorische Pannen im Umfeld der Oberliga-Partie.

Es war nicht das erste Mal, dass Cakici sich kritisch über strukturelle Mängel in der Fußball-Abteilung äußerte. Mitte Februar waren Statements in einem Interview mit dieser Zeitung („Die Rahmenbedingungen stimmen nicht“) bereits Vorbote der Trennung zum Saisonende. Eine Trennung, die Cakici selbst nicht wollte, die ihm, wie er mehrfach erklärte, zugesetzt hat und die zu spürbarer Verbitterung führte. Zuletzt war nach außen hin, etwa beim Verbandspokal-Halbfinale in Fehrbach, Geschlossenheit demonstriert worden, doch hinter den Kulissen brodelte es. Der für seine charismatische Art ebenso wie für seine Impulsivität bekannte Chefcoach wirkte zuweilen trotzig, nahm die Befristung seines zuvor unbefristeten Vertrags im Winter und erst recht die Ende Februar vom Verein verkündete Trennung offenkundig persönlich.

Nun überspannte Cakici, der mit seiner einnehmenden Art über weite Zeiten seiner Amtszeit als Integrationsfigur wirkte, immer wieder aber auch aneckte, den Bogen offenbar. Deswegen erhielt er am Montagnachmittag von Pleuger in einem eineinhalbstündigen Gespräch die Nachricht, dass er nach einhelligem Vorstandsbeschluss von seinen Aufgaben freigestellt ist. „Er ist mit sofortiger Wirkung suspendiert, wird sein Gehalt aber weiter bekommen. Es geht uns nicht ums Geld“, stellt der Manager klar, der bekennt: „Dieser Schritt tut mir extrem Leid, aber es ging nicht mehr anders. Wir danken Ali für die wirklich erfolgreiche Zusammenarbeit und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute.“ Damit verpasst der Chefcoach auch die mögliche Krönung seiner dreijährigen Amtszeit im Pokalfinale am 28. Mai gegen den SC Hauenstein. Bis dahin rücken seine bisherigen Co-Trainer Klaus Bauer und Bernd Bangel in die Verantwortung, Sascha Meeth soll wie vereinbart erst zur neuen Saison übernehmen.

„Schade, dass es nicht bis zum Ende gereicht hat“, sagt Cakici, „am Ende dieser drei Jahre einen Titel zu holen, wäre ein klasse Abschluss geworden. Jetzt ist alles ein bisschen unfertig.“ Vorwürfe, verbal hier und da zu sehr auf die Pauke gehauen zu haben, macht sich der 49-Jährige nicht: „Ich habe es immer ehrlich gemeint, das weiß auch jeder. Und ich habe immer zum Wohle des Vereins arbeiten wollen. Politisch hatte ich dann und wann das falsche Timing, aber ich kann die Konsequenzen tragen.“ Cakici wirkt, keine zwei Stunden nach Gesprächsende, aufgeräumt, mit sich im Reinen. „Ich hatte eine super Zeit, und ich liebe meine Jungs. Ihnen wünsche ich alles erdenklich Gute, ich habe für meine Truppe gelebt.“ Beim TSV wäre er gern „noch viele Jahre geblieben“. Schon im Winter habe es bezüglich der Ziele und Vorstellungen „Missverständnisse“ gegeben, denen weitere folgten. Die Verabschiedung von Pleuger erfolgte mit einer Umarmung. „In dem Gespräch war Anerkennung zu spüren“, stellt Cakici fest, „ich bin ich. Was soll ich tun?“ Beide Seiten betonen, dass es sich um eine Trennung im Guten handelt. Eine Trennung, die dennoch unausweichlich wurde.

Aufrufe: 09.5.2016, 18:15 Uhr
Torben SchröderAutor