Cagrispor Nürnberg - FC Herzogenaurach 1:0
Theoretisch ist immer alles möglich. "Wir können gegen jedes Team gewinnen", erklärt also Yunus Güler vor dem Heimspiel gegen Herzogenaurach. Das klingt durchaus selbstbewusst, würde Cagrispors Spielleiter nicht noch ein "und wir können gegen jedes Team verlieren", nachschieben. Nach einer bislang wenig überzeugenden Hinrunde, befindet sich der Verein in der Bezirksliga 1 aktuell auf Tabellenplatz zwölf. Zu wechselhaft waren die bisherigen Leistungen. Zwei Siege am Stück gab es in dieser Saison nur einmal. Immerhin kam am Sonntag einer dazu — wenn auch äußerst glücklich. "Man muss auch mal mit 1:0 gewinnen und kämpfen, statt schön spielen", analysierte Trainer Yasin Sümer den siebten Sieg seiner Mannschaft kurz und knapp. Dessen Entstehung war das Resultat vieler kleiner Geschichten.
Da ist zum einen die Geschichte des Siegtores. Es fiel in der 38. Spielminute und wurde von Ahmed Aydin per Elfmeter erzielt. Das vorangegangene Foul war unstrittig, der Tatort jedoch nicht. Amornwut "Iki" Schmidt kam doch deutlich außerhalb des Strafraums zu Fall und landete gut drei Meter davon entfernt. Der Schiedsrichter sah das besser, oder anders und deutete auf den Punkt. Tor. Die Wahrscheinlichkeit, dass es das einzige an diesem Herbstnachmittag bleiben sollte, nahm in der Folgezeit stetig ab, denn da gab es noch die Geschichte der Handspiele im Cagrispor-Strafraum. "Ein Elfmeter hätte auf jeden Fall gepfiffen werden müssen", insistierte Jakob Karches vom FC nach dem Spiel. Doch auch hier war der Schiedsrichter mehrfach anderer Meinung. Die Bank der Gäste nahm es mit Galgenhumor und reklamierte in Halbzeit zwei bei jedem Ballkontakt der in Neon gekleideten Hausherren in deren Strafraum lautstark "Handspiel". Erhört wurden sie nicht.
Ebenfalls nennenswert ist die Geschichte der Gelben Karten. In Halbzeit eins, die beide Teams bis zum Tor recht ausgeglichen gestalteten, gab es davon nicht eine. Nach dem Seitenwechsel zeigte der Unparteiische innerhalb von vier Minuten gleich drei. Hinzu kam einmal Rot für einen Spieler auf der Gästebank, der ein Foul von Cagrispor verbal zu derb kommentierte. Yunus Güler hatte Mitleid: "Uns ging es in der vergangenen Woche genauso. Da haben wir zwei Platzverweise kassiert. Es gibt Regeln, aber manchmal wünscht man sich mehr Fingerspitzengefühl. Emotionen gehören einfach dazu." Davon zeigten die eigenen Spieler auf dem Feld nach dem Tor zu wenig und beschränkten sich hauptsächlich aufs Verteidigen. Herzogenaurach war in Halbzeit zwei überlegen, ließ aber offensiv die nötige Durchschlagskraft vermissen. Der Belagerungszustand des Cagrispor-Sechzehners endete erfolglos und das Spiel 1:0.
Und wo wir schon bei Geschichten sind. Spannend dürfte werden, wie die von Cagrispor in der Spielzeit 2016/17 weitergeht. Eine Partie gilt es vor der Winterpause noch zu absolvieren. Gegner ist mit Tennenlohe ein Team, gegen das man bereits einmal verloren hat. An einen Sieg gegen den Tabellenfünfzehnten mag der Trainer aktuell aber auch nicht so recht glauben. Die Ansprüche sind nicht mehr dieselben wie im Sommer.
Bis es im März dann weitergeht, kann sich daran aber noch etwas ändern, ebenso wie am Personal. "Es gibt immer Spieler, die wegwollen. Damit müssen wir rechnen und notfalls reagieren", so der Übungsleiter. Immer, also auch in dieser Saison, und darum wird man sich bei Cagrispor wohl auf Veränderungen in der Winterpause gefasst machen. Danach dürfen sie beweisen, dass sie gegen jeden gewinnen können.
Zuschauer: 50
Tore: 1:0 Ahmet Aydin (38.)
Platzverweise: Rot gegen Stefan Schönleben (68./FC Herzogenaurach)