2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Burak Kaplan (linkes Bild, links) im Einsatz für die Bayer-Profis gegen Berlin (2009)., Foto: Reuters, UH
Burak Kaplan (linkes Bild, links) im Einsatz für die Bayer-Profis gegen Berlin (2009)., Foto: Reuters, UH

Burak Kaplan wird erwachsen

Verlinkte Inhalte

Er galt als großes Talent bei Bayer 04 Leverkusen, schoss zwei Bundesliga-Tore und wurde von Jupp Heynckes gelobt. Am Sonntag kehrt Burak Kaplan als Kapitän des KFC Uerdingen nach Leverkusen zurück, zum Spiel gegen die U23.

Leverkusen. Burak Kaplan baut jetzt ein Haus. Ja, der Burak Kaplan, der als Teenager bei Bayer 04 Leverkusen große Hoffnungen entfachte, weil er mit 19 gestandene Bundesligaspieler austrickste und Tore schoss. Der seinen damaligen Trainer Jupp Heynckes an den großen Allan Simmonsen erinnerte. Der etwas übermütig wurde, zu forsch auftrat, als Leihspieler in Fürth aus disziplinarischen Gründen ausgemustert wurde, zu Besiktas Istanbul wechselte. Dieser Burak Kaplan ist mittlerweile 24 Jahre alt, verheiratet und plant seine Altersvorsorge im Kölner Stadtteil Rath-Heumar. „Vielleicht wohnen dort mal meine Kinder”, sagt er. Ist Burak Kaplan etwa erwachsen geworden?

Burak Kaplan sagt: „Ja.” Und erzählt eine Anekdote zum Beweis: Seit Beginn der Rückrunde spielt Kaplan beim KFC Uerdingen, und seit einigen Wochen ist er dort sogar Kapitän. Neulich habe er sich darüber mit Tim Rubink unterhalten, einem Mitspieler und alten Bayer-Weggefährten. Rubink habe Kaplan gestanden, er würde ihn kaum wiedererkennen, so ruhig sei der in Leverkusen als extravagant erinnerte Deutsch-Türke geworden. „Viele haben früher gesagt: Burak ist ein guter Fußballer, aber ein bisschen verrückt im Kopf”, sagt Kaplan — und lacht.

Am Ostersonntag (14 Uhr) trifft er im Haberland-Stadion mit dem KFC Uerdingen auf die U23 von Bayer 04 Leverkusen. Wenn er die Kabine betritt, sagt er, müsse er sicher an sein Heimspieldebüt gegen Hannover 96 denken. Damals habe er vor Nervosität schon vor dem Anpfiff geschwitzt. Doch dann war er beim 3:0-Sieg in seinem erst zweiten Bundesligaspiel der gefeierte Matchwinner, bereitete ein Tor vor, schoss eins selbst. In Leverkusen wurde der gebürtige Kölner, der im Fußballkäfig im Staddteil Vingst alle Tricks gelernt hatte, und nun in der BayArena kickte, als wäre sie nichts weiter als ein großer Käfig, gefeiert. Und Kaplan feierte sich selbst. „Zwei Spiele, zwei Tore, ich denk mal, es geht weiter so”, sagte er.

„Die Fußballkarriere ist mal hier, mal da, mal woanders”

Ging es aber nicht. Es blieb bei dieser Bilanz im Bayer-Trikot. Kaplan wurde nach Fürth ausgeliehen, sein Talent war weiter offensichtlich, aber er forderte nach dem Geschmack von Trainer Mike Büskens zu vehement seinen Stammplatz — und wurde nach nur sechs Spielen suspendiert. Im Sommer 2011 zahlte Besiktas Istanbul 650 000 Euro für seine Dienste, doch auch dort gelang Kaplan nicht der Durchbruch. Es folgten Leihen nach Babelsberg, Fethiyespor und jetzt: Uerdingen. Vierte Liga, Abstiegskampf ohne große Erfolgsperspektive, ein Klub mit oft chaotischen Zuständen: Gehälter werden spät gezahlt, Spieler wie der Ex-Leverkusener Assimiou Touré suspendiert und zurückgeholt, Trainer wie zuletzt Erhan Albayrak nach nur zwei Wochen wieder entlassen. „Wichtig war, dass ich wieder ans Spielen komme”, begründet Kaplan den Wechsel. Und: „Einen Ausrutscher kann man immer mal haben. Wichtig ist, dass man wieder hochkommt.” Zu 80 Prozent, sagt er, würde er im Sommer wieder nach Istanbul zurückkehren, dort hat er noch ein Jahr Vertrag. Zwar würde er lieber in Deutschland bleiben, aber: „Die Fußballkarriere ist mal hier, mal da, mal woanders.”

Kaplan glaubt, dass er bald bessere Chancen hat, sich in Istanbul durchzusetzen. Der Kader ist nicht wie vor ein paar Jahren mit Superstars besetzt, die Konkurrenz nicht mehr so groß. „Wenn ich wieder spiele, dann kommt alles wieder von allein, denke ich mal”, sagt Kaplan. Das klingt dann plötzlich nicht mehr so reif.

Den Beweis, dass sich sein Lebenswandel auch auf dem Fußballplatz zeigt, muss Kaplan noch erbringen. Bislang waren seine Leistungen in der Regionalliga wenig überzeugend. Gelänge ihm in Leverkusen ein Tor, wäre es das erste der Saison. Jubeln würde er nicht, „aus Respekt”, sagt er. „Die Zeit in Leverkusen kann ich von heute auf morgen nicht vergessen.” Damit das auch für den Rest der Fußballwelt gilt, muss Burak Kaplan auch auf dem Platz erwachsen werden. Möglichst bald.

Aufrufe: 018.4.2014, 21:19 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian FischerAutor