2024-05-02T16:12:49.858Z

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BSG Chemie Leipzig widerspricht Falschdarstellungen

Stellungnahme der BSG Chemie Leipzig zu den Vorfällen am vergangenen Wochenende im Umfeld des Spiels gegen den BSC Rapid Chemnitz

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Am 14.11.2015 kam es vor dem Spiel zwischen der BSG Chemie Leipzig und dem BSC Rapid Chemnitz zu Auseinandersetzungen von Personen aus dem Umfeld beider Vereine außerhalb des Alfred-Kunze-Sportparks sowie in der Folge zu einer Weigerung Chemnitzer Spieler, zum Spiel anzutreten.

Aufgrund dieser wohl einmaligen Situation, der vielen Fragen besorgter Fans, Mitglieder und Unterstützer der BSG Chemie Leipzig, aber auch im Hinblick auf die extremen Falschdarstellungen einzelner Vereins- und Pressevertreter, insbesondere der LVZ, geben wir als Verein eine umfassende und sicher ungewohnt detaillierte Mitteilung zu den Geschehnissen ab.

Vorausschicken möchten wir nochmals, dass alle Gremien unseres Vereines das Geschehene, dessen Zustandekommen und die Auswirkungen für alle Beteiligten äußerst bedauern. Wir werden alles Erdenkliche tun, um eine Wiederholung auszuschließen oder deren Wahrscheinlichkeit im höchsten Maße zu minimieren.

Bei einer bereits am Montag, dem 16.11.2015, einberufenen Sondersitzung aller an diesem Spieltag beteiligten relevanten Sicherheitskräfte, Vertreter der involvierten Fangruppen, des Fanprojektes, des Vorstandes und Mannschaftsmitgliedern der BSG Chemie Leipzig sowie von Augenzeugen aus den betroffenen Bereichen des Stadions kann chronologisch Folgendes festgehalten werden:

• In der gemeinsamen Sicherheitskonferenz vom 05.11.2015 zur Vorbereitung des Chemnitzspieles wurde durch den Chemnitzer Präsidenten, Herrn Christian Scharf dargestellt, dass zum Spiel in Leipzig ausschließlich ältere, absolut friedvolle Anhänger anreisen werden.
• Es wurde explizit durch den Vertreter des Fanprojektes Leipzig nachgefragt, ob tatsächlich keine Problemfans zu erwarten wären, da die Möglichkeit von mitreisenden CFC-Fans im Raume stand.
• Der Bus sollte nach eigener Aussage durch Chemnitzer Verantwortliche begleitet werden, dies war letztlich nicht der Fall.
• Bei Eintreffen des Busses wurden bereits vor dem Halt am Gästeblock aus dem Bus heraus nazistische Parolen gegrölt und aggressives Verhalten demonstriert.
• Dieses verschärfte sich beim Aussteigen in extremer Weise, die Personen wurden anhand Alter, szenetypischen Kleidungsmarken und den skandierten Parolen (einschließlich Hitlergruß) durch die Sicherheitsfirma als einschlägige Gewalttäter identifiziert und daraufhin die Polizei benachrichtigt.
• Zu diesem Zeitpunkt waren, vor allem aufgrund der in der Sicherheitsberatung getroffen Aussage, wonach keine gewaltbereiten Fans aus Chemnitz zu erwarten wären, keine Polizeikräfte vor Ort.
• Alle Personen wurden hinsichtlich verbotener Kleidungsstücke auf die gültige Stadionordnung und den Erwerb von Eintrittskarten für den Gästeblock hingewiesen.
• Insgesamt haben nur 3 Personen nach Erwerb von Karten den Gästeblock betreten, alle anderen signalisierten den klaren Willen, nicht in diesen Block zu gehen und griffen stattdessen vorbeilaufende Leipziger Fans an, was zu Gegenbewegungen führte.
• Mit Beginn der Eskalationen haben der gewerbliche und der Fanordnerdienst alle verfügbaren Kräfte in den Stadion-Vorbereich beordert, um die Lage zu beruhigen und die öffentliche Sicherheit für Anhänger und neutrale Passanten halbwegs herzustellen.
• Im Zuge der Beruhigungsversuche durch Spieler und Vorstandsmitglieder der BSG Chemie Leipzig wurde u.a. der Kapitän der 1. Mannschaft, Stefan Karau, von einem Chemnitzer (in Vereinstrainingsanzug) geschlagen.
• Auf dem Spielfeld wärmten sich beide Mannschaften und das Schiedsrichter-Team auf. Es war absolut ruhig und gab keinerlei Gefährdungslage, was auch durch den Bericht des Schiedsrichters schriftlich bestätigt wurde.
• Bereits kurz vor dem Eintreffen des Busses hat sich ein später als Chemnitzer Betreuer identifizierter und neutral gekleideter Herr illegitim in den Pufferblock zwischen dem Gästeblock und dem Dammsitzblock vor dem Vereinsheim begeben und dann von dort Aufnahmen speziell Leipziger Anhänger gemacht. Eine Akkreditierung lag nicht vor.
• Von diesem wurde anschließend durch Leipziger Anhänger im Dammsitzblock vehement die Löschung der Speicherkarte gefordert. Es entstand ein Handgemenge, welches sehr deutlich durch die Vertreter der Presse und des Vorstandes vom Pressebalkon aus, von oben, verfolgt wurde.
• Schläge oder Würgereien sind eindeutig nicht geschehen, entsprechende Zeugenaussagen liegen vor.
• Der bedrängte Chemnitzer versuchte dann, in die Nähe des Spielfeldzaunes zu gelangen und die Kamera aus dem Gemenge heraus in Höhe der Auswechselbank der Gäste an dort befindliche Spieler oder Betreuer zu werfen.
• In diesem Bereich hielt sich ebenfalls ein Leipziger Fotograf auf, der eine gültige Akkreditierung besaß und bei Heimspielen der BSG Chemie Leipzig auch Aufnahmen aus dem Innenbereich macht und machen darf.
• Beim Wurf der Kamera wurde von einem schwarz/dunkel gekleideten Chemnitzer und von besagtem Fotografen versucht, diese zu fangen und in Sicherheit zu bringen. Der Fotograf umklammerte den Chemnitzer von hinten in dem Glauben, dass die Kamera einem Leipziger Anhänger gehörte, da diese aus einem Block geworfen wurde, in dem keine Gäste zu erwarten bzw. diese als solche nicht anhand von Kleidung oder Utensilien zu identifizieren waren.
• Nach kurzem Gerangel von wenigen Sekunden wurde die Kamera von Chemnitzer Spielern übernommen und in die Gästekabine gebracht.
• Tätlichkeiten, Schläge, Würgereien, Jagdszenen etc. wurden auch hier von keinem Beobachter erfasst, entsprechende Berichte auch neutraler Beobachter liegen vor. • Auch das Schiedsrichterteam hat keine Bedrohungslage registriert und sich, wie auch Teile der Chemnitzer Mannschaft, weiter warm gemacht, wie dies auch im Bericht des Schiedsrichters vermerkt ist.
• Zeitgleich versuchten Leipziger Anhänger und der Chemnitzer Fotograf, der die Aufnahmen gemacht hatte, nach einem sich zunehmend beruhigenden Disput gemeinsam um das Vereinsheim herum zum Sozialtrakt gegangen, um die vereinbarte Löschung der Aufnahmen gemeinsam vorzunehmen.
• Nachdem der Chemnitzer in die Kabine gegangen war, um die Kamera zu holen, aber nicht wieder herauskam, ergaben sich weitere Wortgefechte im Vorfeld des Kabinentraktes.
• Dieses wird durch den einzigen vor dem Sozialtrakt verblieben, gewerblichen Ordner (alle anderen befanden sich aufgrund der außerhalb vorausgegangenen tätlichen Auseinandersetzungen noch vor dem Stadion) bestätigt.
• Ein Betreten der Kabinen hat es auch nach persönlich getätigten Aussagen von Chemnitzer Spielern nicht gegeben.
• Nachdem zurückkommende Ordner und Vertreter des Vorstandes die Ansammlung aufgelöst hatten, trat Ruhe ein und es wurden Gespräche geführt, da das Gerücht durchsickerte, dass der Verband das Spiel abgesetzt hätte.
• Es stellte sich dann später heraus, dass der Trainer der Chemnitzer ohne Rücksprache mit den Verantwortlichen der BSG Chemie und ohne ernsthafte Bedrohungslage mit dem Staffelleiter telefoniert und das Nichtantreten verkündet hatte, obwohl Teile der Betreuer und Spieler gesagt haben, dass sie spielen wollen.
• Eine Bedrohung konnten die Chemnitzer Spieler nicht empfunden haben, da sich einige von diesen bereits wenige Minuten nach diesen Ereignissen biertrinkend und rauchend im Vorfeld des Sozialtraktes im lockeren Gespräch mit Verantwortlichen und Zaungästen der BSG Chemie Leipzig aufhielten. Entsprechende Fotodokumente liegen vor.

Zusammengefasst bleiben folgende Fakten stehen:

• Die Fehleinschätzung bzw. Fehlinformation zur Gewaltbereitschaft des Chemnitzer Anhanges durch den BSC Rapid Chemnitz führte zur Eskalation vor dem Stadion und dem dann folgenden Abziehen von Ordnern aus dem Innenbereich, um Schlimmeres im öffentlichen Bereich zu verhindern.
• Es gibt dokumentierte, strafrechtlich relevante Taten durch den Chemnitzer Anhang, ein Großteil der Personen war polizeilich bekannt.
• Das Gerangel um die Kamera und die Übergabe in den Innenraum führte zu einer unübersichtlichen Situation kurzzeitig auf dem Rasen, anschließend vor dem Sozialtrakt. Beide Situationen waren in kürzester Zeit beruhigt.
• Der Austragung es Spieles stand zu keinem Zeitpunkt eine Bedrohungslage für die Mannschaft des BSC Rapid Chemnitz entgegen.
• Es bleibt der Eindruck, dass hier die Verkettung von Fehlern, die auf beiden Seiten begangen worden, genutzt werden soll, um dennoch auf nichtsportlichem Wege an 3 Punkte zu gelangen.

Die BSG Chemie Leipzig hat fristgerecht in einer Stellungnahme an den SFV alle Details dargestellt und geht danach davon aus, dass die Nichtaufnahme des Spieles durch den BSC Rapid Chemnitz nicht zu einer Bestrafung der BSG Chemie Leipzig führen kann.

Unabhängig davon sind nach Auswertung aller Fakten und Umstände sofortige organisatorische und bauliche Maßnahmen beschlossen worden. So zum Beispiel wird es in der Zukunft keinen gemischten Block vor dem Vereinsheim mehr geben, was in der Vergangenheit ein Zugeständnis an die Vereine mit absolut problemfreien Fans war. Der Bereich vor dem Sozialtrakt wird künftig noch strenger abgesperrt, die Ordnerzahlen werden auch bei der Einschätzung geringerer Gefährdungslagen angehoben etc.

Die BSG Chemie Leipzig ist ein weltoffener, bunter Verein, der sich in besonderer Weise gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt gegen Andere einsetzt. Dafür haben wir unter anderem 2014 den sächsischen Demokratiepreis und in diesem Jahr den Familienfreundlichkeitspreis erhalten.

Wir dulden keine Verletzungen unserer Grundsätze und werden die Durchsetzung der Hausordnung in allen diesen Punkten auch künftig garantieren. Die Umsetzung obliegt den engagierten Sicherheitskräften im Stadion-Innenbereich bzw. der Polizei im öffentlichen Raum.

Eine wie auch immer geartete Selbstjustiz kann und wird durch unseren Verein nicht hingenommen werden. Es werden intensive Gespräche mit allen geführt, die nachhaltig diese Ziele absichern müssen.

Angriffe auf Gästespieler, -betreuer, -verantwortliche oder deren Angehörige und Fans oder auch nur die Versuche solcher waren und sind nicht tolerierbar und werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sanktioniert. Dies jedoch war ausdrücklich am Samstag nicht der Fall!

Im Zusammenhang mit den Vorfällen vom Samstag sind aber noch weitere Detailklärungen notwendig. Der Vorstand der BSG Chemie Leipzig wird in Ruhe, aber zügig und konsequent Entscheidungen treffen und darüber informieren.

Auch künftig muss sich kein Besucher unserer Heimspiele im Alfred-Kunze-Sportpark um seine Sicherheit oder Gesundheit sorgen.

Wir sind ein junger Verein, wir sind im Wachsen und im Lernen. Wir brauchen deshalb das Vertrauen und die Hilfe aller, die einen grünen Fleck auf Ihrem Herzen haben.

Allen denjenigen, die nur Streit und Gewalt säen wollen, sagen wir:

„Bleibt, wo Ihr seid! Wir wollen Euch hier nicht! Und wir werden auch nicht weichen!“

Haltet die BSG in Ehren!

BSG Chemie Leipzig
Der Vorstand

Aufrufe: 020.11.2015, 07:56 Uhr
Pressemitteilung BSG Chemie LeipzigAutor