2024-05-08T14:46:11.570Z

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Villingens Trainer Martin Braun will mit seiner Mannschaft unter den Rettungsschirm. | Foto: Dieter Reinhardt
Villingens Trainer Martin Braun will mit seiner Mannschaft unter den Rettungsschirm. | Foto: Dieter Reinhardt

Braun: "Der unbedingte Wille dagegenzuhalten"

BZ-Interview mit Martin Braun, dem Trainer des Oberligisten FC 08 Villingen vor dem Start der Frühjahrsrunde am Samstag mit dem Heimspiel gegen Hollenbach

Die Mission ist klar: Klassenerhalt. Als Drittletzter geht der FC 08 Villingen in die 15 noch zu spielenden Oberligapartien, die Nullachter haben 15 Endspiele vor der Brust. BZ-Redakteur Jürgen Ruoff hat sich mit Martin Braun vor dem Frühjahrs-Punktspielauftakt am Samstag (15 Uhr gegen den FSV Hollenbach) unterhalten. Die Parole des Villinger Trainers ist unmissverständlich: „Wir müssen in jedes Spiel alles einbringen. Wir müssen um jedes Tor kämpfen und uns jeden Punkt hart erarbeiten.“
BZ: Sie strahlen Ruhe und Besonnenheit aus. Wie bewahrt man sich diese Charakterzüge im emotionalen und oft hitzigen Fußballgeschäft?

Braun:
Prinzipiell kommen da mehrere Dinge zusammen. Zum einen ist es sicher eine Frage der Persönlichkeit, dass man eine gewisse Besonnenheit mitbringt. Zum anderen fließen da auch meine sportlichen und privaten Erfahrungen mit ein. Ich denke, es ist eine Kombination aus Beidem.

BZ: Vor der Saison haben einige Routiniers den Verein verlassen. Welche Gründe sind noch dafür verantwortlich, dass sich Ihre Mannschaft in der Hinrunde sehr schwer getan hat im Vergleich zu der sehr erfolgreichen Vorsaison?

Braun:
Sie sagen es: Wir haben fünf Stammspieler abgegeben: Mario Ketterer, David D’Incau, Tobias Bea, Nedzad Plavci und Markus Knackmuß. Vier davon waren aufgrund ihrer Erfahrung Leistungsträger und wir haben mit Erik Raab und Ali Günes nur zwei Spieler dazubekommen, die gleich auf diesem Niveau spielen konnten. Daher war mir klar, dass das eine schwierige Saison wird. Aus den ersten acht Spielen haben wir nur zwei Punkte geholt. Das war eine schwere Hypothek. In 29 Tagen haben wir acht Spiele bestritten – so eine Belastung auf so einem Niveau kann nicht gut gehen.

BZ: Die Hinrunde war ein ständiges Auf und Ab. Ihre Mannschaft hat auf eigenem Platz gegen den KSC II und Balingen mit 0:4 verloren, andererseits aber auch das Spitzenteam SV Spielberg mit 5:0 besiegt. Woher kommen die starken Schwankungen?

Braun:
Vor der 0:4-Niederlage gegen die TSG Balingen war es beispielsweise so, dass wir davor zwei englische Wochen hatten und Balingen keine. In den ersten Wochen sind bei uns Unwägbarkeiten dazugekommen, die es fast unmöglich gemacht haben zu punkten. Dass wir es anschließend geschafft haben, gegen Spitzenteams wie Spielberg, in Freiberg und gegen den Bahlinger SC zu punkten, das stimmt uns positiv. Wenn wir alles einbringen, können wir mithalten, aber wir müssen immer an unsere Grenzen gehen.

BZ:
Die personellen Sorgen, die Sie derzeit haben mal außer acht lassend: Was ist im Moment die größte Baustelle in der Arbeit mit der Mannschaft?

Braun:
Prinzipiell haben wir eine Mannschaft, die viele sehr gute Fußballer in ihren Reihen hat und darunter sind auch sehr viele angenehme Menschen. Die größte Aufgabe ist immer den unbedingten Willen zu haben dagegenzuhalten. Das ist uns in den Spielen vor der Winterpause besser gelungen. Wir müssen mit allem, was wir haben, kämpfen und uns wehren. Das muss unsere Hauptaufgabe sein, um unsere fußballerischen Fähigkeiten durchsetzen zu können.

BZ: Ist das die bisher schwierigste Saison seit Sie Trainer beim FC 08 Villingen sind?

Braun:
Die zweite Saison hier war ähnlich. Da hatten wir fast dieselbe Entwicklung. Die Erfahrung zeigt, dass es im Fußball gute Phasen gibt und weniger gute. Ich versuche, sehr bewusst mit der Situation umzugehen und Lösungen zu entwickeln, wie man da herauskommt. In der damaligen Saison ist es uns gelungen. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, da auch dieses Mal wieder herauszukommen.

BZ: Wie sind Sie bisher mit der Vorbereitung zufrieden?

Braun:
Die Vorbereitung war sehr gut bis letzten Donnerstag, da haben sich mit Daniel Wehrle und Tevik Ceylan zwei Spieler verletzt und drei haben sich krankgemeldet. Im Moment mache ich mir schon viele Gedanken, wie wir im Heimspiel gegen Hollenbach auflaufen.

BZ:
Von den Kranken müsste doch der eine oder andere innerhalb einer Woche zurückkehren?

Braun:
Das ist die Frage. Bei einigen ist die Grippe sehr hartnäckig. Der Mario Maus ist schon mal bis Freitag krankgeschrieben, der wird uns ganz sicher nicht zur Verfügung stehen. Kai Brünker war zu Beginn der Woche auch noch nicht im Training, ob er gesund wird, ist ungewiss. Daniel Ovuka trainiert wieder. Ich drücke es mal so aus: Wenn von den beiden Verletzten einer dabei sein kann und von den Kranken zwei gesund werden, wäre das gut. Hätten wir mehr Ausfälle, wäre das ein Problem.
„Ein möglicher Abstieg sollte immer in die Gedankenwelt mit einbezogen werden.“

BZ:
Die Abstiegsfrage ist undurchsichtig und richtet sich nach danach, welche Teams aus der Regionalliga absteigen. In fussball.de sind fünf Oberligavereine als mögliche Absteiger markiert. Von wie vielen Absteigern gehen Sie bei Ihren Rechnungen aus?

Braun:
Es können zwischen zwei und sechs Teams absteigen. Ein sehr breites Spektrum, was es auch für die Vereine sehr schwierig macht. Ich gehe davon aus, dass drei oder vier absteigen, weil es in der Regionalliga aktuell ganz gut aussieht, aber dafür gibt es keine Gewähr. Es nützt uns wenig, auf Tabellenplätze zu achten, sondern wir müssen unseren Fokus auf die Spiele legen und schauen, dass wir so viele Punkte wie möglich holen. Jeder Punkt hilft uns, jeder Platz, den wir gutmachen können. Erst vom siebtletzten Tabellenplatz an ist man sicher.

BZ: Sie haben mir Ihrer Mannschaft 15 Endspiele vor der Brust. Wie lautet die Parole?

Braun:
In jedes Spiel müssen wir alles einbringen, wir müssen um jedes Tor hart kämpfen und wir müssen uns jeden Punkt hart erarbeiten. Wir sollten schauen, dass uns das gelingt.

BZ: Ihre Mannschaft hat siebenmal unentschieden gespielt. Das ist zusammen mit zwei anderen Teams der Spitzenwert der Liga und zeigt, dass Sie mir Ihrer Mannschaft auf Augenhöhe sind. Zum Dreier fehlt oft nicht viel.

Braun:
Ja, das ist so. Wir haben in den letzten vier Spielen vor der Pause unentschieden gespielt, da waren starke Mannschaften dabei wie Bahlingen und der KSCII. Wir sind in der Lage, gegen die guten Mannschaften zu punkten. Manchmal fehlt nur der letzte Tick, der letzte Schritt, um solche Spiele zu gewinnen. Diesen Schritt sollten wir jetzt machen.

BZ:
Eklatant ist die Auswärtsschwäche: Warum ist der FC 08 Villingen auf des Gegners Platz noch ohne Sieg?

Braun: Wir haben auswärts fünfmal unentschieden gespielt und waren in einigen Spielen auch mindestens ebenbürtig. Diese engen Spiele zu gewinnen, wäre ein wichtiger Schritt, um die notwendigen Punkte zu holen.

BZ:
Wäre ein Abstieg der größte anzunehmende Unfall für den FC Villingen?

Braun:
Ich bin der Meinung, wenn man sich die Voraussetzungen beim FC 08 Villingen gegenüber den Konkurrenten anschaut, dann wäre ein Abstieg keine große Überraschung. Bei den finanziellen Möglichkeiten liegen wir im unteren Viertel der Tabelle. Ein Abstieg sollte deshalb immer in die Gedankenwelt mit einbezogen werden.

BZ: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es nicht soweit kommt?

Braun:
Prinzipiell glaube ich schon, dass wir die Qualität für diese Liga besitzen. In der Winterpause ist David D’Incau wieder dazugekommen. Er hat sich bereit erklärt, noch einmal für uns zu spielen. Zusammen mit Martin Simsek haben wir zwei Spieler dazubekommen, die uns weiterhelfen können. Wir haben Erfahrung mit schwierigen Situationen und gute Chance, die Liga zu halten.

BZ: Sind die Plätze im Friedengrund geräumt?

Braun:
Den Kunstrasen haben wir räumen lassen und die Wettervorhersagen lassen uns hoffen, dass wir am Samstag spielen können. Sollte es heute noch etwas schneien, denke ich, dass wir den Platz mit vertretbarem Aufwand erneut räumen können, um am Samstag bei gutem Wetter auf dem Kunstrasen zu spielen.

BZ: Am Samstag gastiert der Tabellensiebte FSV Hollenbach im Friedengrund. Im Hinspiel gab es ein 3:3. Wo liegt der Schlüssel in diesem Spiel?

Braun: Hollenbach ist eine sehr erfahrene Mannschaft, die mit viel körperlicher Präsenz spielt und extrem gefährlich bei Standards ist. Wichtig ist, dass wir von Anfang an dagegenhalten, von Anfang bis zum Schluss. Wir müssen bereit sein, ein hohes Tempo zu gehen, und wir müssen selbst unsere Chance suchen. Dann, und nur dann, können wir gegen Hollenbach punkten.

Martin Braun:
Der 46-Jährige stammt aus Löffingen und wohnt heute in Trossingen-Schura. Nachdem er beim FC Löffingen mit dem Fußballspielen anfing, war er bis 1990 für den FV Donaueschingen aktiv und absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Anschließend spielte er 13 Jahre als Profi, davon sechs Jahre beim SC Freiburg. 2003 beendete er seine aktive Laufbahn. Beim SC war er nach seiner aktiven Zeit auch als Pressesprecher tätig. Seit dem Sommer 2010 trainiert er den Oberligisten FC 08 Villingen.
Aufrufe: 026.2.2015, 21:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor