2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Luca Dürholtz
Luca Dürholtz

Blonder Engel mit Kurzhaarfrisur

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Luca Dürholtz ist bei Bayer 04 Leverkusens U23 in der Fußball-Regionalliga zur Führungskraft gereift. Mit den Profis trainiert der gebürtige Remscheider seit der A-Jugend regelmäßig. Er hofft auf den Durchbruch.

Eine Runde heiteres Personenraten: Ein Fußballer, Position Spielmacher, technisch stark, mit dem Gefühl und dem Auge für den tödlichen Pass. Deutscher Nationalspieler in Diensten von Bayer 04 Leverkusen, in Madrid ist man von ihm begeistert. Schulterlanges blondes Haar… Nein, die Rede ist nicht von Bernd Schuster. Sondern von Luca Dürholtz. Zumindest der Version von ihm, die 2009, als 15 Jahre alter Juniorennationalspieler, bei einem U-17-Freundschaftsspiel gegen Frankreich die Aufmerksamkeit der Talentspäher von Real Madrid auf sich zog. Kurz darauf titelte der Boulevard: „Real will Leverkusen-Bubi“.

Viereinhalb Jahre später muss Dürholtz, im zweiten Jahr Spieler der Leverkusener U23 in der Regionalliga West, über Vergleiche mit Schuster lachen. Der vermeintlich nächste „blonde Engel“ hat seine langen Haare inzwischen geschoren und zu einer modischen Kurzhaarfrisur getrimmt. „Damals haben das viele gesagt“ – dass er der zweite Bernd Schuster sei – „doch danach hat das schnell aufgehört“, sagt er.

„Danach“ heißt, nachdem er den „Königlichen“ eine Absage erteilte. Ohne die Sprache zu kennen, ohne abgeschlossene Ausbildung und ohne die Nähe seiner Familie, habe Dürholtz, der damals als eines der größten deutschen Talente galt, den Sprung in die spanische Hauptstadt nicht wagen wollen, erklärt er. Und überhaupt sei Real ja nicht für die ausgezeichnete eigene Jugendarbeit bekannt, sondern dafür, regelmäßig teure Spieler aus dem Ausland zu kaufen.

Im Gegensatz zu Bayer Leverkusen. Deshalb hält Dürholtz seinem Verein seit 2001 die Treue, hoffte auf den Sprung in den Profikader, wurde aber vorerst Stammspieler in der U23. In seiner ersten Regionalligasaison stand er in allen 38 Partien auf dem Rasen, 33 Mal von Beginn an, währenddessen baute er sein Abitur. Er meisterte den Sprung in den Seniorenbereich, von dem er heute sagt, dass er der bislang größte und schwerste seiner jungen Karriere war.

Mit den Profis trainiert der gebürtige Remscheider seit der A-Jugend regelmäßig. Deshalb war es auch nichts Besonderes für ihn, dass er in der Länderspielpause vor dem Heimspiel seiner Mannschaft am Freitag gegen Rot-Weiß Oberhausen (19 Uhr) wie fünf seiner Kollegen aus der U23 mit den Profis trainierte. Besonders war für ihn allerdings durchaus, dass er im Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf das 2:0 durch Gonzalo Castro mit einem feinen Heber vorbereitete.

In der Regionalliga fiel Dürholtz, der meist in der Zentrale spielt, aber auch über die Flügel kommen kann, bislang eher als Torschütze denn als Vorbereiter auf. Mit drei Treffern ist er gemeinsam mit Mathias Hartwig Bayers erfolgreichster Torjäger. Doch mehr als seine fußballerischen Leistungen lobt Trainer Ralf Minge vor allem die charakterliche Entwicklung seines Mittelfeldspielers. Früher sei er auf dem Platz oft ruhig gewesen, heute lautstarker Führungsspieler. „Luca wird seinen Weg gehen“, sagt Minge bestimmt. Seinen Weg in den Profifußball sieht Dürholtz, dessen Vertrag in Leverkusen am Saisonende ausläuft, mittelfristig nicht in Leverkusen, ähnlich wie jüngst seine gleichaltrigen Kollegen Erik Zenga und Kolja Pusch, die in die Dritte Liga wechselten. „Mein Ziel ist es, auf mich aufmerksam zu machen und Angebote zu sammeln“, sagt er, Anfragen habe es zuletzt stets gegeben. Langfristig spräche jedoch nichts gegen eine Rückkehr: „Wenn Bayer das möchte.“

Gerade weil Zenga und Pusch, beide ebenfalls zentrale Mittelfeldspieler, bereits vor Ende ihres Vertrages den Verein verließen, wurde vor allem die Gegenwart für Dürholtz zur Herausforderung. Er muss mehr Verantwortung übernehmen, das heißt: mehr Bälle fordern, nach hinten arbeiten und die Mannschaft in schwierigen Phasen führen. Bereits am 13. Spieltag steckt die U23 in so einer Phase. Seit fünf Spielen sind die Leverkusener ohne Sieg und rutschten zuletzt auf einen Abstiegsplatz. Doch Dürholtz ist zuversichtlich, dass seine Mannschaft die kleine Krise meistern wird: „Unsere Leistungen waren nicht so bedrückend wie die Ergebnisse. Und die Stimmung in der Mannschaft ist gut.“

Seine ganze Aufmerksamkeit erfordert die Situation jedoch ohne Zweifel. An Madrid denkt Dürholtz deshalb nur noch selten. „Nur manchmal“, gibt er zu. „Aber man sollte in die Zukunft schauen“, fügt er an. Warum auch nicht? Die Zukunft sieht für den ehemaligen blonden Engel zwar nicht mehr königlich, aber deswegen noch lange nicht düster aus.

Aufrufe: 017.10.2013, 20:42 Uhr
Leverkusener Anzeiger/Sebastian FischerAutor