2024-04-25T14:35:39.956Z

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Jetzt hilft nur noch kämpfen: Hinterzartens Teamkapitän Daniel Martin (links) und seine Mitspieler sind in  Abstiegsgefahr.   | Foto: Wolfgang Scheu
Jetzt hilft nur noch kämpfen: Hinterzartens Teamkapitän Daniel Martin (links) und seine Mitspieler sind in Abstiegsgefahr. | Foto: Wolfgang Scheu

Hinterzartens Spielertrainer muss seine Spieler aufrichten

Zeljko Cosic sorgt für einen neuen Umgangston

Die Luft ist ein bisschen raus bei den Fußball-Bezirksligisten aus dem Hochschwarzwald. Die Kicker des TuS Bonndorf und SV Hölzlebruck stehen fünf Spiele vor Rundenende im Mittelfeld zwischen Gut und Böse, Schlusslicht Grafenhausen bietet zwar Engagement, wird aber nicht belohnt. Und beim SV Hinterzarten gibt es Frust. „Das war gar nix“, sagt HSV-Spielertrainer Lars Mundinger nach der 1:4-Heimniederlage seiner Elf gegen den FC Schönwald. Drumherumreden hilft jetzt nicht mehr: Hinterzarten ist in akuter Abstiegsgefahr.

Zupacken, eingreifen, mitmachen möchte Lars Mundinger jetzt am liebsten, doch seit Donnerstag liegt er flach. Nach einer komplikationslos verlaufenen Leistenoperation heißt es für den Spielertrainer Ruhe bewahren und entweder langgestreckt liegen, oder stehen. Hinsitzen? Geht nicht. Aussitzen auch nicht. Die Lage der Hinterzartener ist prekär, statt der erhofften sechs Punkte aus den jüngsten zwei Heimspielen gab es einen mageren Zähler für den HSV – beim 2:2 am vergangenen Mittwoch gegen Pfaffenweiler. Im Heimspiel gegen Schönwald ließen die HSV-Kicker dann jeglichen Biss vermissen. So wurde es Mundinger zugetragen. Ob der Spielertrainer, wenn er denn wenigstens an der Seitenlinie hätte stehen dürfen, etwas bewegt – und das bittere 1:4 gegen Schönwald vielleicht abgewendet hätte? „Keine Ahnung“, sagt Mundinger, der sich durch Co-Trainer Wolfgang Hannig gut vertreten sah. Nur noch einen Zähler Vorsprung haben die Hinterzartener auf den FC Schönwald und FC Brigachtal. Tabellen-Dreizehnter sind die Hinterzartener „und das müssen wir bleiben, mit aller Macht“, so Mundinger, der von drei Absteigern ausgeht.

Dass vielleicht Rang 14 reichen könnte, falls es nur einen oder gar keinen Schwarzwald-Absteiger aus der Landesliga gibt, zieht er nicht in Erwägung. „Rechenspiele führen uns nicht weiter“. Dabei ist rechnen jetzt ganz wichtig. Die Schönwälder haben noch ein Spiel mehr zu bestreiten als der HSV und könnten sich, wie schon nach dem Aufstieg vor einem Jahr, aus eigener Kraft retten. Für Mundinger, der nach seiner Leisten-OP in dieser Saison wohl nicht mehr auf den Platz zurückkehren wird, gibt es deshalb kein Vertun. „Wir müssen auf uns schauen und unsere Spiele gewinnen“. Dass sich Fabian Ringwald (Knie) und Robin Kupka (Knöchel) im Heimspiel gegen Schönwald verletzten, macht die Sache nicht leichter.

Es geht um fast nichts mehr und deshalb um so viel: um Ansehen, um gegenseitigen Respekt, um das Gefühl, mit Leistungswille etwas bewegen zu können. Die Fußballer des TuS Bonndorf könnten jetzt ein bisschen lässiger der Ballarbeit nachgehen, denn fünf Spieltage vor Rundenende ist Rang drei fast außer Reichweite, der Klassenerhalt mit 37 Punkten aber längst geschafft. Larifari-Fußball will Trainer Nils Boll seinen Spielern nicht durchgehen lassen. „Mindestens noch neun Punkte“ verlangt er, „weil mit jeder Niederlage die Motivation sinkt“. Fußball auf Amateurebene solle ja vor allem eines bieten – Spaß an der Ballarbeit. In Geisingen hatten die Bonndorfer motiviert begonnen, verdauten den frühen 0:1-Rückstand rasch und boten, wie sich Boll erinnert, „im ersten Durchgang eine richtig gute Partie. Da hatten wir den Gegner gut im Griff.“ Doch mehr als einen Lattentreffer hatte der TuS nicht zu verzeichnen. Und in Durchgang zwei gab es dann gar keine Bonndorfer Chance mehr.

Bei zwei blitzschnellen Kontern verhinderte TuS-Schlussmann Kay Schlageter mit sehenswerten Reflexen das 0:2 und 0:3. Jetzt hofft Boll auf mehr Durchschlagskraft in den noch ausstehenden Partien. Jannick Thurau ist nach langer Verletzungspause ebenso wieder einsatzfähig wie Marco Morath – und Marco Baumgärnter ist nach drei Wochen USA-Aufenthalt zurück im Kader. Die St. Märgener Fußballer konnten einem leid tun. Ein Klassenunterschied tat sich am Sonntag im Atmosstadion auf zwischen dem FC Lenzkirch, dessen pfeilschneller Stürmer Tim Rüdiger gleich vier Treffer erzielte und den schließlich nur noch um Schadensbegrenzung bemühten St. Märgenern, die nach der herben 1:6-Niederlage als erster Absteiger feststehen. Es war ein Sieg, den FCL-Trainer Zeljko Cosic erwartet hatte und der die letzten theoretischen Zweifel am Klassenerhalt beseitigte. „Es hat alles gepasst“, so Cosic. Damit meint der Trainer nicht allein das flüssige Kombinationsspiel und die Treffsicherheit seiner Mannschaft, in der Martin Gautsch für Ruhe im Spielaufbau sorgte. Nein, wichtig war Cosic vor allem der Ton auf dem Platz. Mächtig geärgert hatte sich der Übungsleiter in den vergangenen Partien über lautstarke Unbeherrschtheiten seiner Spieler. „Es wurde einfach zuviel gemotzt. Gegeneinander, gegen den Schiri, gegen den Trainer.“ Das, so Cosic in einer deutlichen Ansprache vor dem Anpfiff, müsse ein für allemal ein Ende haben. Benehmen sei schließlich eine Frage der Ehre. Und so hätte Freiherr von Knigge wohl seine helle Freude gehabt an den Lenzkircher Fußballern. Weil die bei aller Spielfreude die Etikette wahrten. „Der Umgangston war freundlich und damit vorbildlich“, lobt Cosic.

Aufrufe: 08.5.2017, 21:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor