2024-05-14T11:23:26.213Z

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Carsten Hennig. Foto: Uwe Krämer
Carsten Hennig. Foto: Uwe Krämer

„Beste Zeit beim VfR Mannheim“

Ginsheimer Carsten Hennig wird 40 und spielt noch Verbandsliga / Karrierestart bei Mainz 05 und Eintracht

Am 6. November 1976 erblickte Carsten Hennig in Mainz das Licht der Welt. Wenn er am Sonntag mit dem VfB-Trikot in Ginsheim, wo er aufwuchs und noch heute lebt, gegen die Spvgg. Oberrad aufläuft, begeht er seinen 40. Geburtstag. Und noch immer kann der Spielertrainer in der Verbandsliga mithalten.

Seit 35 Jahren spielt der Fußball eine große Rolle in seinem Leben. Über 130 Einsätze in der Regionalliga, über 210 in die Hessenliga, drei in die Zweiten Bundesliga und ein Spiel im DFB-Pokal sind als Eckdaten zu nennen. Vater Karl-Heinz, ebenfalls eine „VfB-Institution“, brachte Hennig als Fünfjährigen zum VfB Ginsheim und begleitete ihn bis zur A-Jugend. „Es waren recht erfolgreiche Jahre mit mehreren Titeln“, blickt Hennig zurück.

Es folgte der erste Sprung: Der Wechsel als A-Jugendlicher zum FSV Mainz 05 „war als Perspektive sehr gut“, so Hennig. „Es war dort recht lehrreich, aber ich war rückblickend vielleicht etwas ungeduldig. Die zweite FSV-Mannschaft spielte damals in der A-Liga auf dem Hartplatz. Es waren Zustände, die in der heutigen Zeit auch im Jugendbereich kaum vorstellbar sind“, versucht Hennig seinen damaligen Beschluss, den Verein zu verlassen, zu erklären.

Trainer Ramon Berndroth lotste ihn zu Eintracht Frankfurt. „Ein gutes erstes Jahr mit über 20 Einsätzen in der Regionalliga und Training mit den Profis“, erinnert sich Hennig. Doch es folgte der „Super-Gau“: der doppelte Abstieg der Eintracht in die Zweite Bundesliga und der Reserve in die Oberliga. Unter Trainer Dragoslav Stepanovic absolvierte Hennig drei Spiele, darunter ein „Livespiel im Fernsehen gegen Jena“, so Hennig. Doch eine Verletzung stoppte den sportlichen Aufstieg.

„Hätte ich da zehn Spiele in Folge machen können, wäre vielleicht vieles anders gelaufen“, glaubt Hennig. „Ich hatte eine mündliche Zusage bei der Eintracht, dass ich einen Profivertrag bekomme, die jedoch kurzfristig und mit abenteuerlichen Argumenten zurückgenommen wurde.“ Daraufhin brach er seine Zelte ab und wechselte zum damaligen Regionallisten FSV Frankfurt. „Sie waren immer an mir interessiert. Trainer Herbert Dörenberg spielte bei diesem Wechsel eine wichtige Rolle“, sagt er über den Königstädter.

Währenddessen absolvierte Hennig ein Studium in Darmstadt, „Sport mit Schwerpunkt Informatik“. Später kam ein Lehramtsstudium im Fach Geschichte hinzu. „Meine beste Zeit hatte ich beim VfR Mannheim. Dort habe ich alle Spiele gemacht und dazu ein DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96“, erinnert sich Hennig. Doch nach einem Jahr meldete der Verein Insolvenz an, und der geplante Wechsel zum Zweitligisten SV Waldhof Mannheim platzte kurzfristig. „Dem damaligen Trainer waren mein 177 Zentimeter Körpergröße nicht genug“, so Hennig. Ähnliches hatte zu ihm in der Jugend auch der heutige Liverpool-Coach Jürgen Klopp gesagt.

Es folgte die Rückkehr zum FSV Frankfurt. Nächste Station war der SV Wehen Wiesbaden. Nach einem Jahr Oberliga und einem Jahr Regionalliga in der Landesauptstadt bot ihm der FSV einen Posten als Scout an. „Eine gute Perspektive nach der aktiven Karriere“, so Hennig. Dazu kam ungeplant der Trainerposten bei der U19. „Nicht unbedingt sinnvoll, ich habe mich aber überreden lassen“, so Hennig weiter.

Als sein Stammverein VfB Ginsheim anklopfte, gab er Trainer Holger Kurth seine Zusage. „Ich durfte ohne oder mit nur geringem Training spielen“, schmunzelt er. Kurth hörte nach sechs erfolgreichen Jahre auf, Hennig übernahm und war ein Jahr als Spielertrainer tätig. Seit vier Jahren führt er die Arbeit mit Artur Lemm weiter. „Wir sind sehr gut befreundet, denken ähnlich über Fußball und sind beide ehrgeizig“, sagte Hennig. Der VfB Ginsheim, einst „graue Maus“ im Kreis, ist inzwischen die „beste Adresse“ geworden. Das Tor zur Hessenliga steht offen. „Verein, Umfeld, Mannschaft und Trainer wären bereit, diese Herausforderung anzunehmen“, so Hennig weiter.

Ans Aufhören denkt der 39-Jährige nicht. Aktuell fühlt er sich fit, kann mit seiner Kräften gut haushalten. „Ein wunderschöne Zeit. Mit vielen Siegen und Aufstiegen, mit bitteren Niederlagen und Abstiegen. Ich habe viele Menschen kennengelernt, aber manche Enttäuschungen mitgemacht“, blickt Hennig auf seine Karriere zurück. Und: „Hätte ich, wie heute üblich, einen Berater gehabt, wäre bestimmt vieles anders gelaufen.“

Aufrufe: 03.11.2016, 11:37 Uhr
Kostas Kounatidis (Main-Spitze)Autor